Sport kompakt:Deutschland holt Team-Weltmeisterschaft im Poker

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Ohne Poker-Champion Pius Heinz hat Deutschland die Team-Weltmeisterschaft gewonnen. "Gunners" und "Citizens" siegen in der Premier League, Union Berlin trotzt Fortuna Düsseldorf ein Unentschieden ab, Dressur-Reiterin Werth verabschiedet Erfolgspferd "Satchmo", Schalkes Farfan steht doch zum Verkauf. Sport kompakt

Poker, Team-Weltmeisterschaft: Ohne den neuen Poker-Champion Pius Heinz hat Deutschland die vom Weltverband IFP ausgerichtete erste offizielle Team-Weltmeisterschaft gewonnen. In London sicherten sich die Profis Sandra Naujoks, Tim Reese, Hans Vogl, Sebastian Ruthenberg, Moritz Kranich, Konstantin Bücherl und Tobias Reinkemeier den Titel vor Brasilien und Frankreich.

Pokerspielerin Sandra Naujoks hat mit Deutschland den WM-Titel geholt. (Foto: dpa)

In den Gondeln des Riesenrades "London Eye" hatten zwölf Nationen an zwei Tagen den ersten offiziellen Mannschafts-Weltmeister ermittelt. Gespielt wurde Texas Hold'em in der neuen Variante "Duplicate poker". An allen Tischen bekamen die Spieler auf denselben Plätzen die identischen Karten. Bei gleichen Voraussetzungen entschieden damit einzig und allein die Fähigkeiten der Spieler über Sieg und Niederlage. Heinz, der ab Samstag in der Londoner County Hall im Einzelwettbewerb antritt, hatte entgegen offizieller Ankündigungen nicht am Teamwettbewerb teilgenommen. In der Einzelkonkurren "The Table" treten 130 ausgesuchte Poker-Asse gegeneinander an, um den Pokerweltmeister zu küren. Der Sieger erhält zudem eine Prämie in Höhe von 250.000 Dollar. Pius Heinz hatte am 9. November als erster deutscher Spieler das Finale der World Series of Poker (WSOP) gewonnen und den Jackpot von 8,7 Millionen Dollar eingestrichen. Die WSOP wird von einer Casino-Gruppe veranstaltet und als inoffizielle Weltmeisterschaft bezeichnet.

2. Bundesliga: Fortuna Düsseldorf kam am 15. Spieltag nicht über ein 0:0 bei Union Berlin hinaus und könnte die Tabellenführung in der 2. Fußball-Bundesliga am Sonntag an Eintracht Frankfurt verlieren. Dem FC St. Pauli gelang in einem hitzig geführten Nordderby ein 3:1 (1:0)-Erfolg bei Hansa Rostock. Das Spiel stand in der 41. Minute kurz vor dem Abbruch. Schiedsrichter Guido Winkmann hatte die Spieler nach Tumulten auf den Rängen in die Kabinen geschickt. Die Tore zum Pauli-Sieg erzielten Max Kruse (40.) und der eingewechselte Mahir Saglik (80., 90.) mit zwei Treffern. Für Rostock traf Marek Mintal (50.). Vor 24.300 Zuschauern sah Tom Weilandt nach einem Ellbogencheck aus vollem Lauf schon nach sieben Minuten die Rote Karte. Gegenspieler Fabio Moreno von St. Pauli musste mit einer Augenschwellung ausgewechselt werden. In Berlin konnte Fortuna trotz Überlegenheit kein Tor erzielen. Vor 18.432 Zuschauern im Stadion An der Alten Försterei hielten die Berliner nur anfangs gut mit, im zweiten Durchgang drückten die Gäste auf den Sieg, verpassten jedoch einige Male die Entscheidung.

Vor dem Spiel in Rostock hatten unbekannte am Freitag ein Dienstgebäude der Polizei attackiert. Sie warfen am späten Abend mit Steinen Fensterscheiben des Polizeihauptreviers Rostock im Stadtteil Kröpeliner-Tor-Vorstadt ein und zündeten Pyrotechnik, wie das zuständige Präsidium am Samstag mitteilte. Zudem versuchten die schwarz gekleideten und vermummten Täter mit einer sogenannten Bengalfackel, auf dem Gelände der Behörde einen Müllcontainer in Brand zu setzen. Auf der Flucht zündeten sie auf einer Straße einen weiteren Müllcontainer an. Personen wurden bei dem Anschlag nicht verletzt. Die Suche nach den Straftätern blieb trotz sofort eingeleiteter Fahndung ohne Erfolg. Die Polizei vermutet, dass es sich bei dem Angriff um eine Reaktion auf die Gewahrsamnahme eines Mannes aus der Rostocker Fußballfanszene handeln könnte. Im Vorfeld der Begegnung Rostock gegen St. Pauli war dieser am Abend zur Verhinderung von Straftaten auf einen richterlichen Beschluss hin festgesetzt worden.

England, Premier League: Borussia Dortmunds Champions-League-Gegner FC Arsenal geht mit breiter Brust in das Gruppenduell mit dem deutschen Meister am kommenden Mittwoch. Die "Gunners" gewannen am Samstag in der Premier League mit 2:1 (1:1) bei Aufsteiger Norwich City. Mit dem fünften Sieg in Serie verbesserte sich der 13-fache englische Fußball-Meister mit 22 Punkten aus zwölf Spielen auf Rang sechs. Überragender Mann bei den Londonern war der Niederländer Robin van Persie. Der Arsenal-Kapitän sicherte den hochverdienten Auswärtserfolg mit zwei Treffern (26./59.). Damit verbesserte van Persie sein Torkonto auf 31 Treffer im Jahr 2011. "Robin van Persie ist außergewöhnlich, das weiß jeder im Verein", sagte Arsenals Coach Arsene Wenger, "als Team haben wir heute große mentale Stärke bewiesen." Dem 1:0 der "Canaries" durch Steve Morison (16.) war ein Patzer des deutschen Nationalspielers Per Mertesacker vorausgegangen.

Ebenfalls auf Erfolgskurs bleibt Bayern Münchens Königsklassen-Kontrahent Manchester City. Die "Citizens" verteidigten mit dem 3:1 (2:0) gegen Newcastle United die Tabellenführung. Die "Sky Blues" wahrten mit dem Erfolg gegen den Tabellendritten den Fünf-Punkte-Vorsprung auf den Stadtrivalen Manchester United. City zeigte sich unbeeindruckt von den jüngsten Negativ-Schlagzeilen um den Verein. Am Freitag hatte der Club einen Rekord-Verlust von 228 Millionen Euro bekanntgegeben. Mario Balotelli (41./Handelfmeter), Micah Richards (44.) und Sergio Agüero (72./Foulelfmeter) sorgten mit ihren Treffern für die erste Saisonniederlage der "Magpies". Daran änderte auch das 3:1 von Dan Gosling (89.) nichts mehr. Der Ex-Wolfsburger Edin Dzeko blieb bei City auf der Bank. ( Alle Ergebnisse aus England und die Tabelle der Premier League finden Sie hier.)

Spanien, Primera Division: Der FC Villarreal hat vor dem Spiel beim FC Bayern sein Spiel in der spanischen Fußball-Liga knapp gewonnen. Drei Tage vor der Champions-League-Partie in München traf Borja Valero (21. Minute) für seine Mannschaft zum 1:0 (1:0)-Sieg gegen Betis Sevilla. Beide Teams liegen in der Primera Division nach zwölf Spielen unverändert im Mittelfeld der Tabelle.

Der FC Barcelona fuhr gegen Real Saragossa einen Pflichtsieg ein. Im heimischen Camp Nou gewannen die Katalanen ungefährdet 4:0 (2:0) und schlossen in der Primera Division damit zumindest vorübergehend nach Punkten zu Tabellenführer Real Madrid auf. (Alle Ergebnisse aus Spanien und die Tabelle der Primera Division finden Sie hier.)

Italien, Serie A: Inter Mailand hat einen kleinen Schritt aus der Krise gemacht. Am zwölften Spieltag der Serie A schaffte Inter am Samstag mit einem 2:1 (0:0) gegen Cagliari Calcio den dritten Saisonsieg. Die Tore für die Gastgeber schossen in der zweiten Halbzeit Thiago Motta (54.) und der Brasilianer Coutinho (60.), der eingewechselte Joaquin Larrivey schaffte den späten Anschlusstreffer für die Gäste (88.).

Ohne Nationalstürmer Miroslav Klose schießt Lazio Rom in der italienischen Fußball-Meisterschaft keine Tore. Die Römer mussten sich am 11. Spieltag der Serie A mit einem 0:0 beim SSC Neapel begnügen. Klose fehlte Lazio wegen einer am Dienstag im Länderspiel gegen die Niederlande erlittenen Schienbeinprellung. Trotz des Punktverlustes setzte sich der Hauptstadtclub mit 22 Zählern vorerst an die Tabellenspitze, weil auch der AC Mailand in seiner Partie beim AC Florenz nicht über ein torloses Unentschieden hinauskam. (Alle Ergebnisse aus Italien und die Tabelle der Serie A finden Sie hier.)

Reiten, Dressur: Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth hat beim German Masters in Stuttgart ihr Erfolgspferd Satchmo verabschiedet. Mit dem 17-Jährigen hatte Werth in Stuttgart dreimal gewonnen. "Dieses Turnier ist für uns etwas ganz Besonderes", sagte Werth. Der Hannoveraner-Wallach tritt auf dem Zenit seiner Karriere ab. Noch Ende Oktober gewann er bei den German Classics in Hannover sowohl den Grand Prix als auch die Kür. Für Werth enden damit 13 Jahre gemeinsamen Trainings und erfolgreicher Auftritte. In dieser Zeit hat Werth mit Satchmo eine Menge erlebt. "Jeder Ritt war und ist eine Herausforderung, er duldet keine Fehler", sagte Werth. "Satchmo ist intelligent, dominant und temperamentvoll. Von keinem Pferd bin ich öfter gefallen, von keinem Pferd habe ich mich mehr gelernt."

Langlauf, Saisonauftakt: Der Weltcup-Auftakt ist den deutschen Skilangläuferinnen völlig misslungen. Am Samstag schaffte im norwegischen Sjusjøen lediglich Katrin Zeller den Sprung in die Weltcup-Punkte. Die Oberstdorferin kam über 10 Kilometer in der freien Technik als 30. ins Ziel und hatte dabei 1:54,6 Minuten Rückstand auf Siegerin Marit Björgen. Der norwegische Superstar holte sich in 24:22,3 Minuten den 47. Weltcup-Einzelerfolg der Karriere und verdrängte damit ihren Landsmann Björn Dählie von der Spitze der Athleten mit den meisten Siegen. Rang zwei ging an Charlotte Kalla aus Schweden vor der Norwegerin Vibeke Skofterud. "Ich wollte in die Punkte laufen, das ist mir gelungen", sagte Zeller, mit der niemand als beste DSV-Athletin gerechnet hatte. Auch sie selbst war überrascht. "Vor einem Monat war ich noch gesundheitlich angeschlagen, deshalb habe ich dieses Rennen nur als Standortbestimmung angesehen. Es war aber sehr schwierig, denn wir hatten keinen Freiluft-Schneewettbewerb bisher, und mir fielen die schnellen Bedingungen hier sehr schwer", sagte Zeller. Ihre bedeutend stärker eingeschätzte Clubkollegin Nicole Fessel dagegen wirkte nach Platz 47, zwei Ränge schlechter noch als die Oberwiesenthalerin Monique Siegel, ratlos. "Es lag definitiv nicht am Material. Ich fühlte mich vom Start weg müde und kam mit den schnellen Bedingungen nicht klar", sagte die Oberstdorferin.

Eisschnelllauf, Weltcup: Monique Angermüller und Claudia Pechstein haben am zweiten Tag des Eisschnelllauf-Weltcups im russischen Tscheljabinsk für das deutsche Highlight gesorgt. Dagegen scheint die jahrelange Ausnahmestellung der 500-m-Weltrekordlerin Jenny Wolf beendet. Die deutsche Meisterin Monique Angermüller setzte auf den 1500 m mit 1:58,70 Minuten eine Zeit, an der sich die Konkurrenz lange die Zähne ausbiss. Am Ende verpasste die 27-Jährige nur knapp das Treppchen. Doch Platz vier bedeutet die beste Weltcup-Platzierung ihrer Karriere auf dieser Strecke. Die fünfmalige Olympiasiegerin Pechstein lief auch einen Tag nach ihrem furiosen dritten Platz über die 3000 m in 1:59,06 eine gute Zeit und wurde Achte. Noch am Vortag hatte die 39-Jährige gesagt, die 1500 m sehe sie eher als "Training" denn als Wettkampf an. Kein Wunder, denn Weltmeisterin Ireen Wüst (Niederlande) und Gesamtweltcup-Titelverteidigerin Christine Nesbitt (Kanada) stellten mit ihren Zeiten ihre starke Frühform unter Beweis. Wüst holte sich den ersten Weltcup-Sieg der Saison in starken 1:57,02 Minuten, Nesbitt folgte in 1:57,44. Dritte wurde Wüsts Landsfrau Marrit Leenstra in 1:58,27.

Auf den 500 m hingegen bröckelt die jahrelange Dominanz der Weltrekordlerin und sechsmaligen Gesamtweltcup-Siegerin Jenny Wolf. In der Chinesin Jing Yu scheint Wolf eine mehr als ernst zu nehmende Konkurrentin gewachsen zu sein. Die 26-Jährige brachte der erfolgsverwöhnten Berlinerin auch am zweiten Tag auf ihrer Spezialstrecke eine deutliche Niederlage bei. Yus 37,65 Sekunden bedeuteten wie schon am Freitag mehr als eine halbe Sekunde Vorsprung auf Wolf. Die zweitbeste deutsche Sprinterin Judith Hesse aus Erfurt kam mit ihren 38,84 Sekunden und Platz 14 nicht an ihre Leistung vom Vortag heran. Einen rabenschwarzen Weltcup-Auftakt erlebte der deutsche 500-m-Meister Samuel Schwarz. Der Berliner lief einen Tag nach seinem letzten Platz über die Kurzdistanz erneut die langsamste Zeit und wurde darüber hinaus auch noch disqualifiziert.

Handball-Champions-League, Hamburg: Der HSV Hamburg bleibt in der Handball-Champions-League weiterhin ungeschlagen. Durch ein 30:26 (14:13) am Samstag über den polnischen Meister Wisla Plock beschenkte das Team Trainer Per Carlén zum 51. Geburtstag mit zwei Punkten und festigte die Führung in der Gruppe C. Der HSV startete im Vergleich zur Bundesliga-Partie gegen Großwallstadt mit Dan Beutler im Tor, Stefan Schröder auf Rechtsaußen und dem wiedergenesenen Marcin Lijewski im Rückraum. Der Auftakt in der mit 5500 Zuschauern ausverkauften Orlen Arena gestaltete sich aber alles andere als einfach. Erst in der 10. Minute ging der deutsche Meister durch Schröder erstmals in Führung. In der ersten Halbzeit entwickelte sich dann ein offener Schlagabtausch. Renato Vugrinec erzielte wichtige Treffer in engen Situationen. Der HSV konnte jedoch nach zwischenzeitlicher Drei-Tore-Führung (24. und 29. Minute) nur mit 14:13 in die Pause gehen. Angeführt von einem überragenden Pascal Hens, der acht Treffer zum Sieg beisteuerte, setzte sich der HSV im zweiten Durchgang deutlich ab (24:17/45.). Einziger Wermutstropfen: Lijewski musste kurz vor Schluss erneut verletzungsbedingt ausgewechselt werden.

Schalke 04, Jefferson Farfan: Manager Horst Heldt vom Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 hat einen Verkauf seines derzeit verletzten Angreifers Jefferson Farfan in der Winterpause nicht mehr ausgeschlossen. Der Vertrag des Peruaners, der sich beim Länderspiel am Dienstag in Ecuador einen Außenbandteilriss im Knie zugezogen hatte und bis zum Jahresende ausfallen wird, läuft zum 30. Juni 2012 aus. Heldt hatte zuvor immer wieder betont, dass er Farfan nicht vor dem Saisonende abgeben und den Kontrakt des 27-Jährigen zu deutlich verbesserten Bezügen verlängern wolle. "Unser Wunsch ist es, dass Jeff bei uns bleibt. Aber falls ein finanzstarker Klub im Winter auf uns zukommen und eine hohe Ablösesumme bieten sollte, dann werden wir uns das natürlich anhören", sagte Heldt. Farfan war 2008 vom PSV Eindhoven für zehn Millionen Euro nach Gelsenkirchen gewechselt und hat für die Königsblauen bisher 102 Bundesligaspiele (22 Tore) absolviert. An dem schnellen Außenstürmer soll unter anderem der neureiche russische Klub Anschi Machatschkala, der zuletzt mit der Verpflichtung von Inter Mailands Star Samuel Eto'o für Aufsehen gesorgt hatte, interessiert sein.

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