Spektakulärer Spaziergang:Hoffen aufs Christkind

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Der FC Bayern fertigt auch den VfB Stuttgart lässig 4:0 ab. Nach der Gala benennt Chef Rummenigge den Termin fürs Vertragsgespräch mit Trainer Guardiola.

Von Maik Rosner, München

Der nächsten Gala folgte ebenso zuverlässig die nächste Episode aus der Abteilung Gesprächsversuch. Doch wie dem VfB Stuttgart bei der 0:4 (0:4)-Niederlage in München erging es auch dem Fragesteller. Pep Guardiola lauschte und wartete, bis der Reporter ausgesprochen hatte, dann ließ er auch dieses Ansinnen ins Leere laufen, wenigstens ein bisschen Ertrag mitzunehmen aus der Arena. "Nächste Frage bitte", sagte der Trainer des FC Bayern knapp, als er darauf angesprochen wurde, was gegen eine Verlängerung seines Vertrages über den Juni 2016 hinaus spreche.

Ein bisschen besser als der VfB stand das übrige Publikum später jedoch da, denn Guardiolas Chef hatte immerhin den Termin für die anstehende Unterredung benannt, jedenfalls den offiziellen. "Nach dem letzten Spiel der Hinrunde wird es ein Gespräch geben. Und dann gibt's eine Weihnachtsüberraschung, so oder so", kündigte Karl-Heinz Rummenigge an und ließ dabei durchaus einige Zuversicht erkennen. Denn, das fügte der Vorstandsvorsitzende ja noch hinzu, weitere Anreize seien für Guardiola nicht mehr nötig: "Ich glaube, wir brauchen gar keine Argumente mehr, bei dem, was die Mannschaft alle drei Tage abliefert."

In der ersten Halbzeit feuern die Münchner 23 Torschüsse ab

Überzeugend war in der Tat auch der Auftritt gegen die Stuttgarter geraten, vor allem in der ersten Halbzeit. Drei Tage nach der 5:1-Gala gegen den FC Arsenal in der Champions League kam nun der VfB übel unter die Räder - und dabei ließ es der FC Bayern diesmal nach der Pause deutlich lockerer angehen. In dieser Phase erfreuten sich die Münchner vor allem an Holger Badstubers Comeback nach sechseinhalb Monaten Verletzungspause. Alexander Zornigers Mannschaft konnte derweil froh sein, nach 45 Minuten und 23 Torschüssen nicht noch höher zurückzuliegen als durch die Tore von Arjen Robben (11.), Douglas Costa (18.), Robert Lewandowski (37.) und Thomas Müller (40.). "In der ersten Halbzeit hat Tyton dafür gesorgt, dass wir nicht noch das ein oder andere mehr bekommen haben", sagte Sportdirektor Robin Dutt.

Nicht, dass der VfB nicht versucht hätte, selbst zu Toren zu kommen. Doch vielleicht war genau das der Grund für die Demontage, die Zornigers Mannschaft über sich ergehen lassen musste. Sie hatte den Mut zur Klatsche bewiesen und erkennen müssen, dass des Trainers Versuch, den Bayern weh zu tun, vor allem für seine eigene Mannschaft schmerzhaft geriet. Die Räume, die die Stuttgarter durch ihre zuweilen etwas ungestümen Pressingversuche oder schlicht fahrlässige Absicherung freigaben, nutzte Guardiolas Elf, die ohne Philipp Lahm, Xabi Alonso und Thiago aufgelaufen war, zu Tempoangriffen in Serie. "Wir sind ins offene Messer gelaufen", befand Timo Werner durchaus selbstkritisch und verwies auf den Umstand, dass alle vier Tore mehr oder weniger aus schnellen Gegenzügen entstanden waren. "So darf man in München nicht spielen", sagte Werner, "wir standen zu hoch."

Lewandowski und Müller erhöhen ihr Torkonto

Exemplarisch für die Stuttgarter Offenheit stand Robbens 1:0, das aus einem abgefangenen Eckball des VfB hervorging. Beim anschließenden Konter sah der bemitleidenswerte Serey Dié gleich fünf Bayern auf sich zurollen. Costas herrliche Hereingabe mit dem linken Außenrist lenkte Robben mit dem Brustbein ins Tor. Ebenfalls aus einem schnellen Gegenzug entstand Costas 2:0 per Flachschuss, den Müller allerdings nach einer Abseitsstellung vorbereitet hatte. Es folgten noch flugs hintereinander Lewandowskis 14. Saisontor zum 3:0, erneut nach Müllers Vorarbeit. Und kurz darauf Müllers elfter Saisontreffer in typisch unorthodoxer Manier: durch einen gebückten Kopfball, nachdem Arturo Vidal mit einem handelsüblichen Kopfball die Latte getroffen hatte.

Die gute Nachricht für den VfB war zur Pause, dass die Münchner noch zahlreiche Chancen vergeben hatten und sich später im Gefühl der haushohen Überlegenheit ein paar Tricks und Kunststückchen zu viel erlaubten, Unkonzentriertheiten inklusive. Die Stuttgarter kamen so ebenfalls zu einigen Chancen, wie Filip Kostic mit seinem Schuss an die Unterkante der Latte (34.). Den lässigen, zuweilen sogar nachlässigen Herbstspaziergang der Bayern an diesem milden Novembertag konnten die Schwaben auch in der gemütlicheren zweiten Halbzeit nicht wirklich stören. Immerhin, so sah es Dutt: "In der zweiten Halbzeit haben wir gezeigt, dass wir aus der ersten gelernt haben."

© SZ vom 08.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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