Spartak Moskau:Rassismus in Russland

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Eklat beim Saisonauftakt in der Liga des Gastgebers der WM 2018: Rassistische Ausfälle der Spartak-Fans gegenüber dem Ghanaer Frimpong.

Der russische Fußball kommt im Kampf gegen Rassismus in den Stadien drei Jahre vor der Heim-WM nicht zur Ruhe. Gleich beim ersten Saisonspiel der Premier Liga zwischen Spartak Moskau und FK Ufa (2:2) sorgte am Freitagabend ein Platzverweis für den Ghanaer Emmanuel Frimpong für Ärger. Nach "Affe, Affe"-Rufen der Moskauer Fans habe der ghanaische Mittelfeldspieler ihnen den Stinkefinger gezeigt, gab der frühere Arsenal-Profi nach dem hitzigen Fußballduell am Freitagabend zu.

"Jetzt muss ich eine Strafe absitzen, weil ich beleidigt wurde", schrieb Frimpong anschließend bei Twitter: "Und trotzdem werden wir eine WM in diesem Land haben. Afrikaner müssen hierherkommen, um Fußball zu spielen." Der 23-Jährige entschuldigte sich aber umgehend für den Ausraster. Er habe eigentlich keine Probleme mit den Spartak-Fans. "Es hätte nicht passieren sollen, aber ich bin ein menschliches Wesen."

Die Fifa verwies am Samstag in einer ersten Reaktion auf die Zuständigkeit des Russischen Fußball-Verbands (RFU), forderte aber detaillierte Informationen zu dem Zwischenfall an. Die generelle Position des Weltverbandes sei eindeutig. "Es gibt keinen Platz für Rassismus oder irgendeine Form von Diskriminierung im Fußball", hieß es in einer Stellungnahme. Dies sei im Artikel drei der Fifa-Statuten verankert. Mit einem kürzlich installierten Monitoring-System für die WM-Qualifikationsspiele hat die Fifa ihren Kampf gegen Diskriminierung forciert.

Russlands Sportminister Witali Mutko warnte davor, den Zwischenfall zum Skandal aufzubauschen. Der Politiker sprach am Samstag von Einzelfällen, gegen die Russland vorgehe. Mutko sagte der Staatsagentur Tass zufolge: "Ich denke nicht, dass es sich lohnt, diese Episode zu einem großen Skandal aufzubauschen. Wir selbst thematisieren das inzwischen mehr. Wenn die Anfrage der Fifa kommt, dann wird der RFU darauf antworten."

Das Spiel sei im Fernsehen übertragen worden. "Alle haben gesehen, was passiert ist. Sie haben jemanden aus dem Spiel genommen, und dann kann er erzählen, was er will", sagte Mutko über Frimpong. Das Organisationskomitee der Fußball-WM 2018 in Russland "verurteilt Rassismus und Diskriminierung in all seinen Formen", betonte das LOC am Samstag in einem Statement. "Rassismus hat in der modernen Welt keinen Platz, schon gar nicht irgendwo auf einem Fußballplatz."

Erst Ende März hatte Russland mit einem Anti-Rassismus-Beauftragten auf zunehmende Fremdenfeindlichkeit unter seinen Fans reagiert. Alexander Tolkaschew soll im Auftrag des nationalen Verbandes RFU Ursachen und Auswüchse der rassistischen Haltung von Anhängern mehrerer Vereine bekämpfen. Tolkaschews Anstellung war zugleich allerdings auch eine Reaktion der Russen auf wachsende Kritik aus dem Ausland. Angesichts zahlreicher rassistischer Übergriffe der Fans war Russland in der jüngeren Vergangenheit auch hinsichtlich seiner Verantwortung als nächster WM-Ausrichter international mehrfach an den Pranger gestellt worden.

© SZ vom 19.07.2015 / sid, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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