Unzufriedener Zuschauer:Miese-Pedro

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Ersatzstürmer Pedro verkündet, dass er schon über einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft nachdenke.

Von Javier Cáceres, Paris

Die Stimmung bei den Spaniern galt eigentlich als vortrefflich; nach zwei Siegen gegen Tschechien (1:0) und die Türkei (3:0), die Spanien in den Topfavoriten verwandelten, geriet sogar die Sex-Affäre um Torwart David de Gea in Vergessenheit, die unmittelbar vor Beginn des Turniers für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Auch der Wachwechsel im Tor ging geräuschlos vonstatten, Kapitän und Rekordnationalspieler Iker Casillas fand sich ohne Murren mit einem Platz auf der Ersatzbank ab. Nun sorgt der 59-malige Nationalstürmer Pedro Rodríguez vom FC Chelsea für Ärger. Am Vorabend des abschließenden Gruppenspiels gegen Kroatien (ab 21 Uhr im SZ-Liveticker), in dem es für die bereits fürs Achtelfinale qualifizierten Spanier in Bordeaux um den Gruppensieg geht, machte Pedro seinem Ärger über seine Reservistenrolle Luft.

"Ich ertrage es sehr schlecht, nicht zu spielen. Ich dachte, ich würde kontinuierlicher eingesetzt werden. Ich hatte andere Erwartungen", sagte der Europa- und Weltmeister (2010/2012) in einem Interview mit Tele 5, das am Montag ausgestrahlt wurde. Einen Rücktritt vom Nationalteam wollte Pedro ausdrücklich nicht ausschließen. Er fühle sich prinzipiell im Kreis der Nationalmannschaft wohl, dennoch koste es ihn Überwindung, dabei zu bleiben: "Wenn du siehst, dass du nicht kontinuierlich eingesetzt wirst, lohnt es nicht, nur um des Teamgeistes willen weiter zur Nationalelf zu kommen."

Manchmal komme man an den Punkt, "an dem man sich entscheiden muss, so wie damals, als ich den FC Barcelona verlassen musste". Das geschah im Sommer 2015. Damals litt er bei Barça unter seiner Rolle als Ergänzungsstürmer hinter Messi, Suárez und Neymar. "Aus Rücksicht auf meine Kameraden ist jetzt nicht der Moment, um über einen Rücktritt zu reden. Aber dies alles gibt mir schon zu denken", sagte Pedro. "Wenn ich zu der Meinung gelangen sollte, dass ich den Schritt machen muss, werde ich ihn tun."

Pedro erschrak nach Ausstrahlung des Interviews über den Wirbel, den er verursacht hatte. Medien hielten ihm vor, den Nationalmannschafts-Frieden gestört zu haben: "Ich bin dankbar, hier zu sein." Trainer Vicente Del Bosque zeigte sich gnädig: "Er hat nur ein Gefühl des Zorns und der Enttäuschung ausgedrückt, weil er nicht spielt. Wir sollten nicht zu hart zu ihm sein, er hat sich immer korrekt verhalten."

© SZ vom 21.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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