Snowboard:"Hey Mann: Deutsche, die ausflippen!"

Lesezeit: 1 min

Snowboard-Star Travis Rice präsentiert seinen neuen Film - und wundert sich über die Begeisterungsfähigkeit der Münchner Fans beim Air & Style.

Thomas Becker

Er kam dann doch nicht auf dem Brett. Sauste nicht den Rosenheimer Berg hinab, legte sich unten am Gasteig nicht pulverschneestaubend in die Kurve und landete auch nicht mit einem Double Backflip bei den Fans am roten Teppich vor dem Deutschen Museum. Nein, Travis Rice kam die paar Meter vom Hotel mit dem Auto. Stieg ganz handelsüblich aus, winkte kurz in die Menge und ging von auflodernden Kunstflammen eskortiert die wenigen Schritte Richtung Kino. Einfach so. Ein Fotograf sprach vom ,,schnellsten roten Teppich meiner Karriere''. Wer den neuen Film des Snowboard-Stars schon kannte, der hatte eigentlich erwartet, dass sich dieser Typ ständig mindestens per Flick-Flack fortbewegt.

Air&Style-Gewinner, Überflieger: Travis Rice aus Jackson Hole, Wyoming (Foto: Foto: Quiksilver)

Man kennt das Genre Snowboard-Film mittlerweile. Überall fliegen einem diese Burschen um die Ohren, vollführen wahnwitzige Sprünge an senkrechten Hängen und lachen sich dabei halbtot. Travis Rice, 26, Air&Style-Gewinner 2006, hat all das mit ein paar Boarder-Kumpels (darunter auch Snowboard-Legende Terje Haakonsen) zweieinhalb Jahre lang getan - und mehr. ,,That's it, that's all" ist auch für bekennende Stockträger ein Ereignis. Der erste Action-Sports-Film in HD-Qualität - und das auf der 22x18 Meter großen Leinwand im Deutschen Museum, in Dolby Surround, unterstützt von Subwoofern, die der Regisseur noch kurzfristig einforderte. Nie gesehene Bilder aus Neuseeland, Alaska, Kanada, Wyoming, Kalifornien - und dem Münchner Olympiastadion. Wie der Air&Style war? ,,Das beste Stadion der Welt für einen solchen Wettbewerb.'' Und: ,,Hey Mann: Deutsche, die ausflippen!''

Das hat sich Rice auch im Kino gewünscht: ,,Ich weiß, dass es in Deutschland Sitte ist, einen Film höflich und in Ruhe anzuschauen. Heute gilt das nicht: vocalize yourself!'' Und tatsächlich rutschte der ach so coolen Snowboard-Gemeinde das ein oder andere ,,Wow'' und ,,Sick!'' raus, stieß man zumindest hochfrequent mit Bierflaschen an.

Die Aftershow-Party im Planetarium schwänzte Travis Rice. Sein Terminplan ist eng: Prag, Warschau, Barcelona, Oslo, Stockholm, Moskau und so weiter. Erst am 1. Dezember steht er wieder auf dem Brett, in Colorado, USA. Den roten Teppich, er wird ihn nicht vermissen.

© SZ vom 11.11.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: