Skispringen:Vom Wind verblasen

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Da segelt die Führung dahin: Markus Eisenbichler hat mit dem Wind in Russland zu kämpfen. (Foto: Vesa Moilanen/imago images/Lehtikuva)

Erst die Führung, dann Rang 28: Markus Eisenbichler wird von einer Böe erwischt, landet sicher, verliert aber die Weltcupführung.

Markus Eisenbichler trudelte, wild mit den Armen rudernd, durch die Luft, landete auf dem Vorbau der Stork-Schanze und schimpfte wie ein Rohrspatz. Bei der Windlotterie im bitterkalten Nischni Tagil ist der überragende DSV-Adler zum großen Pechvogel geworden. Weil den deutlich führenden Bayern im Finale des vierten Einzel-Weltcups der Skisprung-Saison eine mächtige Böe bei 80 Metern auf den Hang drückte, verpasste Eisenbichler nicht nur seinen dritten Saisonsieg. An einem unerfreulichen Tag verlor er durch Platz 28 auch noch das Gelbe Trikot des Weltcup-Gesamtführenden an Halvor Egner Granerud aus Norwegen, der schon am vergangenen Sonntag in Kuusamo gewonnen hatte.

Dabei unterstrich Eisenbichler zunächst seine überragende Form. Im ersten Durchgang hatte er die Konkurrenz düpiert und sich nach einem Sprung auf 136,5 Meter mit umgerechnet sechs Metern Vorsprung auf Granerud an die Spitze gesetzt, gegen seinen kurzen Sprung war er dann absolut machtlos. Diese Erkenntnis durfte Eisenbichler also zumindest mitnehmen: Sechs Tage vor Beginn der Skiflug-WM in Planica bleibt er der aktuell beste Springer der Welt. Im zweiten Einzelwettkampf in Nischni Tagil am Sonntag (16.30 Uhr/ARD und Eurosport) kann er die Ergebnisse wieder geraderücken.

Granerud, der auch in Finnland den deutlich führenden Eisenbichler abgefangen hatte und nun das Gelbe Trikot trägt, lag am Ende mit 270,0 Punkten (132,5 m / 132,0 m) vor Daniel Huber (255,7) aus Österreichs B-Team; der A-Kader fehlt in Russland nach diversen Corona-Infektionen. Knapp hinter dem Österreicher landete Graneruds Landsmann Robert Johansson auf Rang drei. Bei mächtigem Aufwind verbesserte der Norweger im zweiten Durchgang den Schanzenrekord auf 142,5 Meter und flog noch von Platz 25 unter die Top Drei. Bester Deutscher war am Ende Pius Paschke, der als Fünfter sein bestes Karriere-Ergebnis feierte. Auch Martin Hamann als Elfter war so gut wie noch nie in seiner Laufbahn.

In Abwesenheit des WM-Zweiten Karl Geiger, dessen Frau ein Kind erwartete, enttäuschten die weiteren deutschen Springer: Constantin Schmid (38.) und der frühere Weltmeister Severin Freund (39.) scheiterten bereits im ersten Durchgang. Olympiasieger Andreas Wellinger verpasste als 40. unter 47 gewerteten Springern im vierten Einzelspringen seit seinem Comeback nach einem Kreuzbandriss zum vierten Mal den zweiten Durchgang und bleibt damit ohne Weltcuppunkte.

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