Ski WM: Super-Kombination:Riesch kämpft bis zum Umfallen

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In der Abfahrt der Super-Kombination geht der 26-Jährigen die Kraft aus, im Ziel stürzt sie. Dennoch will sie im Slalom versuchen, den Rückstand noch aufzuholen. Im Gegensatz zu ihrer Freundin Lindsey Vonn.

Maria Riesch lag im Zielraum im Schnee, sie hatte nicht mehr anders bremsen können, als sich einfach hinfallen zu lassen. Ihr Körper bewegte sich schnell auf und ab, sie atmete schwer. So lag sie mehrere Sekunden da, das Gesicht im Schnee vergraben. Maria Riesch war total kaputt.

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Die Ski-WM in Garmisch findet an zwei Hängen statt: Der Kandahar-Abfahrt und dem Gudiberg. Rennleiter Florian Eckert führt Sie in unserer interaktiven Pistengraphik den Hang hinunter - und erklärt, wo es für die Läufer haarig werden könnte.

Zwei Sekunden genau dauerte ihre Fahrt länger als die der besten Abfahrerin bei dieser WM-Super-Kombination, Elisabeth Görgl aus Österreich. Das war schon während ihrer Fahrt zu sehen, je länger sie dauerte desto aufrechter stand Riesch auf den Skiern. Die Kraft reichte einfach nicht auf dieser superschweren Kandahar-Strecke in Garmisch-Partenkirchen.

Seit Rang drei im Super-G am Dienstag hatte die 26-Jährige über eine Grippe geklagt, mehr als 38 Grad Fieber, Halsschmerzen. Am Donnerstag startete sie im Training, weil das die Voraussetzung ist für einen Start im WM-Lauf. Sie schwang allerdings schon nach einem Tor ab. Am Freitagmorgen vor dem Rennen sprach sie mit hörbarem Kratzen in der Stimme: "Nein, richtig gut geht's mir nicht. Ich hab kein Fieber mehr, aber der Husten ist unangenehm." Sollte es nicht gehen, werde sie den Slalom auslassen und es als Abfahrts-Training für den Sonntag betrachten.

Nach der Abfahrt stand Maria Riesch neben ihrem Freund und Öffentlichkeitsarbeiter Marcus Höfl, vermutlich diskutierten sie ob Platz 15 nach der Abfahrt, ob ein Start um 14 Uhr im Slalom noch Sinn macht. Ist noch eine Medaille drin? Sie entschied sich, dass noch was drin ist. Sie entschied, auch den Slalom zu fahren. "Es ist eine Heim-WM, ist doch klar, dass ich es probier", sagte sie unter dem Jubel der Zuschauer. Im ZDF fügte sie an: "Ich war auf jeden Fall am Limit, vor allem körperlich. Unten ist mir leider ein bissl die Kraft ausgegangen."

Lindsey Vonn hingegen sagte den Slalom ab. Sie hatte sich mit ihrer Konkurrentin und Freundin ja einen neuen Wettkampf geliefert: Über wessen Gesundheitszustand wird mehr berichtet? Wer bekommt seine Viren, seine Verletzungen besser in den Griff? Vonn hatte es beim Riesenslalom-Training in der Woche vor der WM übel geworfen, sie schlug mit dem Kopf auf die Piste und klagt seither über Schmerzen und fehlender Konzentration. Am Donnerstag bestritt sie das Abfahrts-Training im dicken, weißen Anorak und blauer Skihose, sie war zwölf Sekunden langsamer als die besten.

Vor dem Start hatte der deutsche Alpin-Direktor Maier Vonn mit deutlichen Worten für ihr Verletzungs-"Hickhack" bei der WM kritisiert. "Für mich ist das mit der Zeit lächerlich", sagte Maier dem österreichischen TV-Sender ORF. Unter anderem verstehe er nicht, dass Vonn beim Training eine Jacke unter der Startnummer getragen habe. "Als fairer Sportsmann habe ich meine Zweifel, ob das alles in Ordnung ist und man das draußen akzeptieren kann", beklagte er.

Vonn und ihr Mann Thomas versicherten mehrmals, die Abfahrt zur Super-Kombination sei ein Training für die Spezial-Abfahrt am Sonntag. Erst am Freitagmorgen kündigte sie an: "Wenn ich mich gut fühle nach dem Lauf, ist die Chance ein Prozent, dass ich auch den Slalom fahre." Im Vergleich zu Riesch fuhr Vonn merklich vorsichtig den Berg hinunter, es sah aus wie eine bessere Trainingsfahrt. Am Ende hatte sie 84 Hundertstel Sekunden Rückstand auf Görgl. Danach sagte Vonn: "Ich war wieder nicht hundertprozentig fit, ich werde den Slalom nicht machen." Warum? "Ich habe Kopfschmerzen, aber Hauptsache habe ich keinen Fokus. Ich will immer etwas machen, aber es geht nicht."

Elisabeth Görgl hingegen verdeutlichte, dass sie in diesen WM-Tagen fit, gesund und in Form ist. Tief in der Hocke raste die Österreicherin nach der Goldmedaille im Super-G wieder am Schnellsten die Kandahar hinunter. Es folgten überraschend die Schweizerin Dominique Gisin (26 Hundertstel Sekunden zurück), danach kam schon Anja Pärsson (27 Hundertstel). Die Schwedin geht nun neben der passablen Slalom-Fahrerin Görgl als Favoritin auf die Goldmedaille in den Slalom. Auch die Fünftplatzierte Lara Gut aus der Schweiz (71 Hundertstel zurück) hat gezeigt, einen schnellen Slalom fahren zu können.

Ob die eigentlich starke Slalom-Fahrerin Maria Riesch noch um die Medaillen fahren kann? "Meine Chancen sind nicht mehr die Besten, der Rückstand ist groß und vorne sind einige, die schnell fahren können." Es wird wohl auf ihre Fitness ankommen, denn auf die meisten Konkurrentinnen vorne könnte die 26-Jährige den Rückstand im besten körperlichen Zustand aufholen.

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