Ski-WM: Super-Kombination der Männer:Phänomen Svindal

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Am Samstag hart gestürzt, am Montag phänomenale Bestzeit bei der Abfahrt in der Super-Kombination: Aksel Lund Svindal führt vor dem Slalom. Die Favoriten aus Österreich und Bode Miller enttäuschen.

Aksel Lund Svindal ist, wie das im Alpenraum heißt, ein harter Hund. Daran gibt es nun keinen Zweifel mehr. Ein harter Hund zeichnet sich dadurch aus, dass ihn so leicht nichts aus der Bahn bringt, nicht einmal heftige Kollisionen mit den Übeln des Lebens. Im Falle Svindal mit einem Lkw.

Aksel Lund Svindal führt nach der Abfahrt in der Super-Kombination. (Foto: AFP)

Am Samstag war Svindal die Spezial-Abfahrt auf der Garmischer Kandahar-Strecke heruntergerast, mit der fünftschnellsten Zeit kam er ins Ziel, doch das Schlimmste kam erst noch. Wie einige andere Fahrer schaffte es der Norweger einfach nicht, zu bremsen, stürzte und knallte mit Wucht in die Absperrungs-Luftpolster. Es krachte derart mächtig in der Zuschauerarena, dass die 11.000 Zuschauer augenblicklich verstummten, Svindal wurde von zwei Ärzten aus dem Zielraum begleitet.

Danach schrieb er in seinem Internet-Blog: "Es fühlt sich an, als wäre ein Truck auf meinem Kopf gelandet." Im Krankenhaus wurden aber keine schweren Verletzungen festgestellt, also stürzte sich der 28-Jährige auch an diesem Montag die Kandahar herunter. Und wie. Svindal gewann die Abfahrt der Super-Kombination mit großem Vorsprung vor dem Schweizer Beat Feuz (63 Hundertstel Sekunden) und auch dem Dritten vom Samstag, Christof Innerhofer aus Italien (1,18 Hundertstel).

Ist die Super-Kombination die Königsdisziplin des alpinen Ski-Sports? Oder ein Wettbewerb für diejenigen, die nichts richtig können, etwas für die Mittelmäßigen? Die Haltung dazu geht in der Ski-Familie auseinander, die Kritiker monieren vor allem der fehlende Stellenwert in der Öffentlichkeit. Auch das neue Format, Abfahrt und einen Slalom an einem Tag, ist bei den Leuten noch nicht ganz angekommen. Wobei Garmisch-Partenkirchen das Rennen besser angenommen hat, als vorher gedacht: Es standen mehr Zuschauer an der Kandahar-Strecke als prognostiziert.

Die Befürworter finden sich indes unter den besten Fahrern. Sie wissen: Wer hier gewinnen will, muss alles können, der sportliche Wert ist eigentlich höher als bei jeder Einzeldisziplin. Und der beste Skifahrer dieser Saison ist bislang eindeutig Ivica Kostelic. Der Kroate hatte zuvor alle drei Super-Kombinationen gewonnen, führt den Gesamtweltcup an - war am Montag aber gar nicht in Garmisch. Der 31-Jährige war nach Hause nach Zagreb gefahren, er bezeichnete den WM-Super-G als das schwerste Rennen seiner Karriere, ein Knie bereitete ihm Schmerzen. Kostelic soll zum Riesenslalom am Freitag zurück sein, sein größtes Ziel ist in diesem Jahr aber der Gewinn des Gesamt-Weltcups. Die Super-Kombination der WM ist da offenbar weniger wichtig.

Wer auf einen deutschen Fahrer wartete, wurde ebenso enttäuscht. Das lag aber nicht am Stellenwert des Wettkampfs, eher an Verletzungen. Stephan Keppler hätte vielleicht mitfahren können, doch der überstand die Abfahrt in Wengen nicht (Innenbandriss im rechten Knie sowie einen Abriss des Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk) und fehlt komplett. Und so blieb die Heim-WM-Super-Kombination ohne Deutsche, kein Kompliment an die Nachwuchsarbeit der vergangenen Jahre im Deutschen Skiverband.

Ohne den Dominator Kostelic rätselten die Beobachter vor der Abfahrt über die Favoriten. Immer wieder wurden die Namen der Österreicher Benjamin Raich und Romed Baumann dabei genannt. Doch während die österreichischen Frauen mit drei Goldmedaillen durch die WM rauschen, läuft es bei den Männern nicht so gut. Raich, Kombinations-Weltmeister von 2005, kam arg spät ins Ziel mit 3,01 Sekunden Rückstand auf Svindal. Und Baumann, immerhin Vierter der Spezial-Abfahrt, bot eine fürchterliche Fahrt und ließ Mitte der Strecke ein Tor aus. Enttäuschend war auch wieder die Fahrt von Bode Miller. Der Amerikaner kam nur auf Rang 10 mit 2,52 Sekunden Rückstand.

Viel besser erging es zwei Geheimtipps: Beat Feuz, dreifacher Junioren-Weltmeister 2007, nährt die Schweizer Hoffnungen auf die zweite Medaille bei dieser WM mit Platz zwei. Auch wenn der 24-Jährige nicht als Slalom-Spezialist bekannt ist. Er kündigte an: "Heute zählt nicht, hier irgendwie herunterzubremsen. Ich werde alles geben." Oder der Tscheche Ondrej Bank, als Fünfter 1,51 Sekunden zurück. "Ich glaube natürlich an eine Medaille", sagte Bank, der auch als passabler Slalom-Fahrer gilt.

Etwas zurückhaltender klang Sieger Svindal, der seinen Titel von Val d'Isère verteidigen könnte: "Ich muss im Slalom kämpfen, keine Frage." Sein Servicemann Gudbrand Erichsen eröffnete dem ZDF: "Wir sind in dieser Saison sehr wenig Slalom gefahren."

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