Siemens und der Sport:Beratervertrag mit IOC-Vize Bach

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Deutschlands mächtigster Sportfunktionär, Thomas Bach, hat seit Jahren einen Beratervertrag bei Siemens. Der neue Siemens-Vorstand lässt das Abkommen prüfen.

Klaus Ott

In den vergangenen Wochen musste Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), öffentlich wiederholt Stellung zu den Sommerspielen 2008 in Peking beziehen.

Sportfunktionär Thomas Bach hat einen Beratervertrag bei Siemens. (Foto: Foto: AP)

Der einflussreiche Funktionär verteidigte die Zurückhaltung des IOC in der Diskussion um die Menschenrechte in China mit den Worten, darum müssten sich die Vereinten Nationen kümmern. "Das IOC ist keine Weltregierung."

Jetzt muss Bach zu einem ganz anderen Thema Stellung beziehen - zu hohen Beraterhonoraren von Siemens. Seit Jahren schon steht der DOSB-Präsident auf der Honorarliste des Technologiekonzerns, wie nun durch den Spiegel bekannt wurde. Der Vertrag soll anfangs mit 400.000 Mark im Jahr dotiert gewesen sein.

Ein Konzernsprecher bestätigte der SZ, dass es einen Beratervertrag mit Bach gebe. Dieses Abkommen sei der heutigen Unternehmensführung erst in den vergangenen Tagen bekannt geworden und werde jetzt geprüft, sagte der Siemens-Sprecher. Details nannte er nicht.

Bach teilte der SZ auf Anfrage über seinen Anwalt mit, er berate Siemens "im Rahmen der Gestaltung geschäftlicher Beziehungen im Ausland". Der Vertrag habe nicht die "Vermittlung von Aufträgen" zum Gegenstand. Bach ließ weiter mitteilen, er trete für Siemens weder in seiner Eigenschaft als IOC-Vize noch als DOSB-Präsident auf. Sondern vielmehr in seiner Eigenschaft als Mitglied des Verwaltungsrates der Siemens Schweiz AG.

Er habe die Beratungstätigkeit für Siemens sowohl gegenüber der Ethik-Kommission des IOC als auch gegenüber der Findungskommission des DOSB vor seiner Wahl zum Präsidenten offengelegt. Bach nimmt für sich in Anspruch, immer strikt zwischen Beruf und seinen Ämtern im Sport getrennt zu haben.

Zustand gekommen sei der Vertrag mit Siemens aufgrund der langjährigen internationalen geschäftlichen Erfahrungen von Bachs Rechtsanwaltskanzlei, erklärte dessen Anwalt weiter.

Bach ist seit vielen Jahren als Wirtschaftsanwalt tätig und gehört seit langem dem Verwaltungsrat der Siemens Schweiz AG an, der eidgenössischen Landesgesellschaft des Großkonzerns. Bach Anwalt teilte außerdem mit, sein Mandant sei nicht an etwaigen Finanzdelikten von Siemens beteiligt gewesen und sei auch nicht über derartige Sachverhalte informiert gewesen.

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