Schwimmen:Sarah Köhlers Weltrekord

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„Ich hätte ja nie gedacht, dass ich die zwei Buchstaben WR hinter meinem Namen mal sehen würde“: Sarah Köhler bejubelt ihre Weltbestmarke. (Foto: Bernd König/imago images)

Die Magdeburgerin verbessert die Kurzbahn-Bestmarke über 1500 Meter Freistil um 1,7 Sekunden.

Am Tag vor dem Rennen sagte der Trainer Bernd Berkhahn zu seiner Schwimmerin Sarah Köhler, 25: "Weltrekord ist auf alle Fälle drin." Dann hatte sie noch eine Nacht, um darüber nachzudenken, wie das wäre: "Ich hätte ja nie gedacht, dass ich die zwei Buchstaben WR hinter meinem Namen mal sehen würde." Aber ganz sicher, dass Berkhahn das ernst gemeint hatte, war sich Köhler auch am nächsten Morgen noch nicht, also fragte sie sicherheitshalber noch mal nach bei ihrem Heimtrainer, der auch der Teamchef der deutschen Nationalmannschaft ist: "Bernd, das war jetzt gestern kein Scherz, oder?"

Nein, war es nicht.

Wahrscheinlich hat sich auch Florian Wellbrock, 22, der neue deutsche Schwimm-Weltmeister, noch nie so sehr darüber gefreut, dass ihm jemand die Schau stiehlt: Er jubelte am Samstagnachmittag so lange noch in der nassen Badehose am Beckenrand, dass Berkhahn ihn zum Umziehen schicken musste, "nicht dass er sich noch erkältet". Aber es hatte ja tatsächlich geklappt, ein Weltrekord mit Ansage über 1500 Meter Freistil bei den Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Berlin: In 15:18,01 Minuten verbesserte Sarah Köhler die alte Marke der Spanierin Mireia Belmonte von 2014 um 1,7 Sekunden. "Für mich geht definitiv ein Traum in Erfüllung", sagte Köhler danach. Und Köhlers Traum ist auch Wellbrocks Traum - die beiden sind ein Paar.

Florian Wellbrock schwimmt über 800 Meter deutschen Rekord

Sarah Köhler stammt aus der Nähe von Frankfurt, ihre ersten Jahre als Weltklasse-Schwimmerin verbrachte sie am Stützpunkt in Heidelberg. Seit September 2018 trainiert sie nun - wie Wellbrock - bei Berkhahn in Magdeburg, das brachte ihr offenkundig noch mal gewaltigen Auftrieb: Bei der WM auf der langen Bahn im Sommer in Gwangju, Südkorea, gewann sie über die 1500 Meter Silber (und Gold mit der Freiwasser-Mixed-Staffel). Nun also, zu Beginn der Olympia-Saison, die Erfolge im kleineren Becken: Schon am Donnerstag über 800 Meter hatte Köhler ihren eigenen deutschen Rekord verbessert. Bestzeiten auf der 25-Meter-Bahn haben zwar vor allem in der Vorbereitung auf die Spiele in Tokio nicht die höchste Priorität, das betonte auch Köhler: "Natürlich ist es die Langbahn, die dieses Jahr besonders zählt." Aber: "Jetzt ist es erst mal ein Weltrekord, und das ist der absolute Wahnsinn."

Nach der Rückkehr aus dem Höhentrainingslager in der Sierra Nevada in Spanien (dem bis Sommer zwei weitere folgen werden) fiel der erste Leistungstest in der Olympiasaison hervorragend aus. Auch bei Wellbrock: Er verbesserte über 800 Meter in 7:32,04 Minuten den deutschen Rekord.

Dass Köhler und Wellbrock damit das Ticket für die Kurzbahn-EM in Glasgow (4. bis 8. Dezember) lösten, war nebensächlich, auf die Teilnahme in Schottland verzichten die beiden aussichtsreichsten deutschen Medaillenkandidaten für Tokio. Training für Olympia ist wichtiger als Edelmetall auf der Kurzbahn.

© SZ vom 18.11.2019 / SZ, sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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