Schottland:Mondlandung mit Whisky

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Der Fort William FC, der als wohl schlechtester Fußballklub Großbritanniens bekannt wurde, gewinnt nach 840 Tagen wieder ein Spiel. Und löst damit Jubel auf der ganzen Welt aus. Der Klub weiß, seinen zweifelhaften Ruf für sich zu nutzen.

Von Valentin Fackler

Der Claggan Park in Fort William in den schottischen Highlands zählt zu den schönsten Fußballplätzen des Landes. Vom Fußballfeld aus kann man auf die grün bewachsenen Ausläufer des Ben Nevis blicken. Doch der höchste Berg Großbritanniens war lange Zeit das einzige, was die Fans des Fort William FC erfreute. Ihr Klub sorgte dagegen für weniger Freude.

Der letzte Ligasieg des Fort William FC liegt mittlerweile schon mehr als zwei Jahre zurück, ein 4:1 gegen Strathspey Thistle am 12. April 2017. Deshalb war die Aufregung, die sich am vergangenen Mittwochabend in den sozialen Netzwerken verbreitete, groß. Die Fans hatten plötzlich doch wieder Freude an ihrem Verein: Fort William schaffte es zum Trendthema im sozialen Netzwerk Twitter, in den offiziellen Accounts des Vereins war vom "Unbelievable Stuff" zu lesen, der im Claggan Park aufgeführt wurde.

Denn tatsächlich hatte der Fort William FC wieder gewonnen, 5:2 gegen Nairn Country. Es war zwar kein Ligaspiel, sondern die erste Runde des North of Scotland Cup. Trotzdem durfte die Mannschaft den ersten Erfolg nach 840 Tagen und 73 sieglosen Spielen in Serie feiern. Ein Twitter-User verglich dieses Ergebnis sogar mit der ersten Mondlandung: Man werde für immer wissen, wo man war, als Fort William siegte.

Die vergangene Saison beendete das Team mit Minuspunkten

Seit 1985 spielt der Fort William FC in der Highland Football League, der fünften Liga Schottlands. In 28 von 34 Saisons belegte der Verein dabei einen der letzten drei Plätze. Ein Abstieg ist jedoch nicht möglich, da es keine tiefere Spielklasse in Schottlands Nordwesten gibt. Schon in der Saison 2017/18 blieb der Verein ohne Sieg und wurde mit nur fünf Punkten Letzter. In der vergangenen Saison erreichte The Fort jedoch den Tiefpunkt: mit 32 Niederlagen und einem Torverhältnis von -224 war Fort William erneut das Schlusslicht der Liga. Zehn Spiele verlor man zweistellig, 19 Partien gar ohne eigenes Tor. Und auch die zwei erkämpften Unentschieden konnten die Bilanz nicht beschönigen: Da Aiden Taylor ohne Spielerlaubnis des schottischen Verbands FA drei Spiele absolvierte, wurden dem Verein neun Punkte abgezogen. In der Abschlusstabelle hatte der Klub also -7 Punkte auf dem Konto.

Nun hoffen die Fans von Fort William jedoch auf Besserung. Denn der Klub weiß seinen zweifelhaften Ruf als schlechtester Fußballverein Großbritanniens mittlerweile für sich zu nutzen: Die letzte Saison mit negativer Punkteausbeute führte zu einem hohen Medieninteresse, es gab eine Dokumentation der BBC Scotland über den Verein und einige Spiele werden mittlerweile auch auf dem Pay-TV-Sender Sky übertragen. Fans und Spenden kommen aus aller Welt in den Craggan Park. Und sogar einen Onlineshop mit Fanutensilien hat der Verein eingerichtet.

Die verstärkte Attraktivität wird von Manager Russell MacMorran dazu genutzt, Sponsoren anzulocken, um den Klub weiter am Leben zu erhalten. Zuletzt schloss er außerdem eine Kooperation mit dem Zweitligisten Inverness Caledonian Thistle. Dadurch verstärken nun neun Leihspieler die Mannschaft. Insgesamt gehe man daher positiv in die neue Saison und wolle die vergangenen Spielzeiten hinter sich lassen, sagte MacMorran.

Doch nach der Whisky-Party, die der Präsident Peter Murphy nach dem Pokalsieg ankündigte, folgte der Kater: Am Samstag verlor der Fort William FC sein Heimspiel gegen Inverurie Locos mit 1:4 und wartet somit in der Liga weiterhin seit mehr als zwei Jahren auf einen Sieg.

© SZ vom 04.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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