Schalke:"Absicht nicht, aber Dummheit"

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Der Verlust von Breel Embolo überschattet die Rückkehr von Trainer Markus Weinzierl in die langjährige Heimat.

Von Maik Rosner, Augsburg

Die Expertise kam von einem Verteidiger, der in 200 Bundesligaspielen 52 gelbe, zwei rote und eine gelb-rote Karte gesammelt hat. Zimperlichkeit lässt sich diesem Fachmann also nicht zu unterstellen. Doch wegen des Bruchs des linken Wadenbeins samt Riss der Syndesmose und des Innenbandes von Breel Embolo endete auch bei dem robusten Experten die Nachsicht. Er sagte: "Das war ziemlich dämlich, einen Gegenspieler mit einer Grätsche zu bearbeiten, der Richtung Auslinie oder Eckfahne rennt und den Ball am Fuß hat. Da braucht man einfach nur oben zu bleiben."

Der Spezialist aus dem Hand- und Fußwerk der Verteidigerzunft war Dirk Schuster, inzwischen Trainer des FC Augsburg. Die von schräg hinten angesetzte Grätsche seines Linksverteidigers Konstantinos Stafylidis beim 1:1 gegen den FC Schalke 04 tadelte Schuster vor allem, weil Embolo in der Szene allenfalls eine Gefahr für die Eckfahne oder den Schiedsrichterassistenten dargestellt hätte. Obwohl Embolo nicht viele Optionen gehabt habe, erklärte Schuster, sei Stafylidis reingegrätscht "wie es seine Art ist". Im Namen des FCA entschuldigte sich Schuster und wünschte Embolo eine baldige Genesung. Vier bis sechs Monate, gaben die Schalker am Sonntag bekannt, werde ihr Angreifer mindestens ausfallen. Der mit einer gelben Karte verwarnte Stafylidis kündigte einen Krankenbesuch an und entschuldigte sich am Sonntag erneut "in aller Form".

Vier bis sechs Monate lang wird Embolo mindestens ausfallen

Beim FC Schalke stand der Ärger über den verpassten zweiten Ligasieg natürlich hinter Embolos Verletzung zurück. Das galt ebenfalls für die Traumtore durch die Distanzschüsse von Schalkes Nabil Bentaleb (65.) und Augsburgs Daniel Baier (77.). Und das galt für die Rückkehr von Schalkes Trainer Markus Weinzierl zum FCA, den er in den vergangenen vier Jahren gecoacht hatte. Einfluss auf seine Bewertung der Szene, die zu Embolos Verletzung geführt hatte, nahm seine Vergangenheit aber schon. "Ich kenne den Spieler und weiß, dass er seine Gedanken nicht koordiniert", sagte Weinzierl über Stafylidis, "Absicht unterstelle ich ihm nicht, aber Dummheit." Manager Christian Heidel verzichtete auf Schuldzuweisungen. Er sagte: "Das ist für Breel Embolo an Tragik fast gar nicht mehr zu überbieten." Jeder habe gemerkt, dass der junge Schweizer Nationalspieler gerade erst in der Bundesliga angekommen sei. "Jetzt kommt wortwörtlich ein Bruch rein", sagte Heidel.

Es war schon in Augsburg ein Sturmbruch im Schalker Spiel erkennbar gewesen, nachdem Embolo vom Platz getragen und umgehend in einer Augsburger Klinik operiert worden war. Dass die Gäste in Führung gingen, lag an jenem Kunstschuss von Bentaleb. Latte und Pfosten touchierte der Ball, ehe er hinter der Torlinie aufsprang und ins Spielfeld zurückprallte - erstmals musste die im Sommer 2015 eingeführte Torlinientechnologie "Hawk Eye" über einen Treffer entscheiden.

Bei Schalke dürfte es nun auf Klaas-Jan Huntelaar ankommen. Für den 33-jährigen Niederländer, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, eröffnet sich nun die unverhoffte Chance, sich und seine Qualitäten wieder häufiger zu präsentieren. 2012 war er mit 29 Treffern noch Torschützenkönig, danach allerdings kam er über Saisonerträge zwischen acht und zwölf Toren nicht hinaus. "Es ist natürlich auch für uns eine bittere Geschichte, auf den Spieler monatelang verzichten zu müssen. Aber damit müssen wir jetzt umgehen", sagte Heidel über Embolo. Huntelaar wird's vernommen haben.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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