Saisonfinale:Die Roten werden Meister

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Für den VfB Stuttgart als neuen Deutschen Fußballmeister spricht nicht nur die jüngere Bundesliga-Geschichte. Denn die Roten aus Stuttgart-Bad Canstatt üben sich inzwischen in der Erfolgstaktik der anderen Roten aus München-Giesing: Durch das jahrelange Gewinnen unansehlicher Spiele hat es der FC Bayern immerhin zum Rekordmeister gebracht.

Paul Katzenberger

Spätestens jetzt - drei Spieltage vor dem Ende der Saison 2006/07 - ist nun endgültig klar, wer in diesem Jahr Deutscher Fußballmeister wird. Es kann nur der VfB Stuttgart sein.

Aus eigener Kraft können die Schwaben das zwar nicht mehr schaffen - sie sind auf die Hilfe des FC Schalke noch immer angewiesen. Doch zu Gefälligkeiten sind die Knappen aus Gelsenkirchen bekanntermaßen ja zumindest in den letzten Jahren jederzeit bereit gewesen: Besonders beeindruckend bewiesen sie ihre Dienstwilligkeit in der Saison 2000/2001, als sie noch am letzten Spieltag dem FC Bayern München den Vortritt bei dessen Dauer-Abo für den Meistertitel ließen.

Da war es dann schon ganz normal, als die Königsblauen auch in der Saison 2004/2005 die Bayern im letzten Saisondrittel locker an sich vorbeiziehen ließen - man muss seinen Fans ja nicht in allen Jahren den Stress eines Herzschlag-Finales zumuten, zumal der Ausgang ja ohnehin schon feststeht: FC Schalke 04 und Meister - njet!

Nicht auf weitere Geschenke angewiesen

Insofern ist es für die Stuttgarter schon einmal von unschätzbarem Vorteil, dass sie nicht auf weitere Geschenke angewiesen sind: Werder Bremen etwa kann noch so bravourös aufspielen, wenn der VfB auch seine letzten Spiele nach Hause schaukelt, dann gehen die Hanseaten in diesem Jahr leer aus.

Es spricht einiges dafür, dass es so kommen wird. Da wäre zunächst einmal die Geschichte zu bemühen. In der Saison 1991/92 gab es schon einmal eine ganz ähnliche Konstellation. Damals entschieden am letzten Spieltag mit Eintracht Frankfurt, Borussia Dortmund und eben dem VfB ebenfalls drei Klubs die Meisterschaft unter sich.

"Lebbe geht weider"

Hoch favorisiert waren seinerzeit die lange Zeit führenden Frankfurter, während dem VfB allemal Außenseiterchancen eingeräumt wurden. Doch in einem der dramatischsten Saisonfinale der Bundesliga-Geschichte handelten sich die Frankfurter am letzten Spieltag eine Niederlage beim Absteiger Hansa Rostock ein und die Canstatter hatten die Nase vorn. Eintracht-Trainer Dragoslav Štepanović blieb nur noch der unvergessene Ausspruch: "Lebbe geht weider".

Noch stärker spricht für den VfB allerdings, dass er zuletzt offensichtlich das Erfolgsrezept der Bayern kopiert hat: Die Stuttgarter gewinnen jetzt nämlich auch ihre schwachen Spiele. Bei den jüngsten Siegen gegen Hannover 96, Wolfsburg und Mönchengladbach präsentierte sich der VfB alles andere als meisterlich, doch er gewann.

Das unterscheidet die VfB-Elf des Jahres 2007 von den Mannschaften der Spielzeiten 2004 und 2005. Da vergeigten die jungen Wilden nämlich auf den letzten Metern noch regelmäßig eine Champions-League-Platzierung. Die hat der VfB in diesem Jahr schon so gut wie sicher, und warum darf es zur Abwechslung eigentlich nicht mal wieder ein bisschen mehr sein. Immerhin gab es von Beginn der 80-er Jahre an neben all den Bayern, Hamburgern, Bremern, Kaiserlauterern und Dortmundern immer nur einen in der Riege der Meister: den Verein für Bewegungsspiele Stuttgart 1893 e. V.

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