S04 siegt in Schweinfurt:Zeichen der Reife

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Nabil Bentaleb (li., mit Baba Rahman) jubelt über seinen Führungstreffer gegen Schweinfurt durch einen Foulelfmeter in der 24. Minute. (Foto: Ralph Orlowski/Reuters)

Ein Elfmeter und ein Eigentor: Beim Sieg in Schweinfurt geht Schalke nicht alles so leicht vom Fuß, wie es bei einem Gegner aus der Regionalliga zu erwarten wäre. Trainer Tedesco sieht sein Team aber auf einem guten Weg.

Von Sebastian Leisgang, Schweinfurt

Nabil Bentaleb blickte nach unten. Er wollte die Hintergründe jetzt nicht allzu konkret benennen, also sprach er nur von einem "little problem", das er gehabt habe. "Nothing serious", kein Grund, sich um ihn zu sorgen. Dann lächelte er und schaute verlegen in die Journalistentraube, wie ein Kind, das seinen Eltern jetzt beichten musste, dass der Gartenzwerg in Nachbars Garten zu Bruch gegangen war - doch die Reporter blickten nur verdutzt.

Bentaleb, 23, war am Freitagabend im Schweinfurter Willy-Sachs-Stadion drei Minuten nach der Pause ausgewechselt worden. Ein ungewöhnlicher Zeitpunkt, hätte Trainer Domenico Tedesco den Mittelfeldspieler doch auch zur Halbzeit austauschen können. Also erkundigten sich die Journalisten nach Bentalebs Gesundheit, und der Schalker verriet schließlich, er habe wegen einer persönlichen Sache anfangs der zweiten Hälfte aufgegeben. Aber wie gesagt: nothing serious, bloß leichte Schmerzen im Unterleib, wie er mitteilte.

Bentaleb war ein gefragter Gesprächspartner an diesem Freitagabend, und das lag in erster Linie daran, dass er Schalkes 2:0 (1:0) in der ersten DFB-Pokalrunde bei Regionalligist Schweinfurt mit einem Foulelfmeter in der 24. Minute auf den Weg gebracht hatte, bevor Adam Jabiri, Torjäger des Außenseiters, die beiden Tore für einen Augenblick verwechselte und ins eigene traf (75.).

Ein Elfmeter und ein Eigentor: Wer Schalkes Auftritt in Schweinfurt versäumt hatte und nach dem Spiel nur einen Zusammenschnitt der zentralen Szenen sah, hätte aus seinen Eindrücken ableiten können, der Favorit habe sich gemüht im Willy-Sachs-Stadion. Tatsächlich handelte sich selbst der schmale Bentaleb eine Gelbe Karte ein, und wenn man sich nicht täuschte, sah man den Mittelfeldspieler sogar sprinten. Tedescos Mannschaft ging nicht alles so leicht vom Fuß, wie man das vielleicht hätte erwarten können gegen einen Regionalligisten - doch selbst Schweinfurts Trainer Timo Wenzel räumte nach der Partie ein: "Man muss ganz klar sagen: Es hätte auch ein oder zwei Tore höher ausgehen können."

Geduld ist Schalkes Stärke

Tedesco selbst fand es "mehr als okay", was seine Elf an diesem Freitagabend geboten hatte. "Wir haben es gut gemacht", urteilte Schalkes Coach, "wir hatten eine gute Power auf dem Platz." Da seine Mannschaft das Spiel gewonnen hatte, konnte man Schalkes Auftritt als Zeichen der Reife werten. Die Gelsenkirchener hatten kaum Torchancen zugelassen und waren geduldig geblieben, obwohl Schweinfurt gerade in der ersten Hälfte tapfer dagegenhielt. So ergab sich die ein oder andere Tormöglichkeit, und diese ließ sich Schalke nicht entgehen. "Wir sind das ganze Spiel konzentriert geblieben, wir sind nicht arrogant ins Spiel gegangen", sagte Bentaleb. "Wir wussten, wenn wir nur mit 50 Prozent Einsatz spielen, würden wir zerschmettert werden."

Da die Darbietung aber allenfalls pragmatisch und nicht gerade mitreißend war, wäre derselbe Auftritt ganz anders bewertet worden, hätte Tedescos Team das Aus ereilt. Schalke stand an diesem Abend im Willy-Sachs-Stadion zwar nie vor einem K.o., die Mannschaft fiel nicht, sie wankte nicht mal. Zur Wahrheit der 90 Minuten gehörte aber auch, dass Schalke seine Tore erneut nach Standardsituationen erzielt hatte und sich bei einem Regionalligisten mühte, den Gegner fußballerisch auseinanderzunehmen.

"Wir hatten sehr gute Stürmerbewegungen", meinte Tedesco, sagte aber auch: "Dann hat uns das Zuspiel in die Tiefe gefehlt." Für den Zeitpunkt, eine Woche vor dem Auftakt in der Bundesliga in Wolfsburg, sei die Mannschaft dennoch auf einem achtbaren Stand. Und im Vergleich zum 2:0 vor einem Jahr in der ersten Pokalrunde beim BFC Dynamo sei seine Elf ohnehin "schon weiter", betonte Tedesco.

Auch Bentaleb, sein Mittelfeldspieler und Torschütze, übte sich in Zuversicht, als er sagte: "Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung, ich denke, wir sind bereit." Trotz kleiner Probleme.

© SZ vom 19.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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