Russland:Wada setzt Frist

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Die Welt-Anti-Doping-Agentur hat ein Verfahren gegen die Sport-Großmacht eingeleitet, da Daten aus Moskaus Dopinglabor manipuliert sein könnten. Es drohen harte Sanktionen.

Russland steht wieder im Visier der internationalen Doping-Wächter. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hat am Montag ein Verfahren gegen die Sport-Großmacht eingeleitet, da Daten aus dem Moskauer Dopinglabor manipuliert sein könnten. Es drohen harte Sanktionen.

"Experten haben sich die Daten angesehen, die wir von Whistleblowern bekommen haben, und die Daten, die wir von Russland erhalten haben. Es gibt Fragen, die gestellt werden müssen", sagte Wada-Generaldirektor Olivier Niggli nach einer Sitzung der Wada-Exekutive in Tokio. Moskau bekam eine Drei-Wochen-Frist gesetzt, um auf die Irritationen zu reagieren.

Konkret geht es um Daten, die das Ausmaß des institutionalisierten Dopingprogramms Russlands belegen sollen. Die Übergabe der Daten aus dem Labor-Informations- und Management-System (LIMS) des Moskauer Labors war Voraussetzung für die Wiederaufnahme der russischen Anti-Doping-Agentur (Rusada) in die Wada. Im Datenpaket enthalten sein sollten die Testdaten zwischen Januar 2012 und August 2015. In diesem Zeitraum sollen im Moskauer Labor systematisch positive Tests vertuscht worden sein. Erst nach langen Verhandlungen hatte Russland Anfang 2019 die Daten herausgegeben. Dafür wurde die russische Anti-Doping-Agentur Rusada in einem kritisierten Tauschhandel wieder in die Wada aufgenommen. Bisher wurden aus den Daten 298 besonders verdächtige Fälle bekannt.

Die Wada hatte gewarnt, "strengste Sanktionen" ergreifen zu wollen, falls sich herausstelle, dass die Moskauer Daten manipuliert seien. Auch russische Athleten hätten sich auf weitere Konsequenzen einzustellen. Schon bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang/Südkorea durften russische Sportler nur unter neutraler Flagge starten.

Am Montag traf sich zudem das Council des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF. Das Gremium samt Präsident Sebastian Coe beschloss, dass die fast vierjährige Suspendierung Russlands durch die IAAF kurz vor der WM in Katar (27. September bis 6. Oktober) nicht aufgehoben wird. Die Entscheidung sei einstimmig gefallen. "Es kann ganz klar gesagt werden, dass Russland die Bedingungen für eine Wiederzulassung nicht erfüllt hat", sagte Rune Andersen, Chef des IAAF-Inspektionsteams. Auch bei der am Freitag in der Hauptstadt Katars beginnenden WM müssen die 29 nominierten Russen unter neutraler Flagge starten.

© SZ vom 24.09.2019 / SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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