Rücktritt von Li Na:"Es geht einfach nicht mehr"

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Zurückgetreten: Li Na (Foto: REUTERS)

Sie gewann als erste Chinesin ein Grand-Slam-Turnier im Einzel, in ihrer Heimat ist sie eine Ikone: Nun ist die Weltranglistensechste Li Na zurückgetreten - wegen Verletzungsproblemen. Die WTA würdigt sie als Pionierin ihres Sports.

  • Li Na beendet ihre Tenniskarriere, der Grund dafür sind zu viele Verletzungen in der Vergangenheit.
  • 2011 gewann sie als erste Chinesin überhaupt einen Grand-Slam-Titel im Einzel.
  • Sie geht als Nummer sechs der Weltrangliste, die WTA würdigt sie als "Pionierin, die Tennis zu Hunderten von Millionen Menschen in China und Asien gebracht hat".

Grund für Karrierende auf Weibo

Chinas Tennisspielerin Li Na hat ihr Karriereende bekanntgegeben. Wegen zahlreicher Verletzungen könne sie nicht mehr als Profisportlerin bei Wettkämpfen antreten, schrieb sie am Freitag auf ihrem verifizierten Account auf dem twitterähnlichen Mikroblog Weibo. "Mein 32 Jahre alter Körper sagt mir, dass es einfach nicht mehr geht. Nach vier Operationen werden sich meine Knie nie wieder voll erholen können." Schweren Herzens müsse sie ihre Leidenschaft für das Profitennis aufgeben.

2011 schrieb sie mit ihrem Triumph bei den French Open Tennis-Geschichte. Nie zuvor hatte eine Chinesin einen Grand-Slam-Titel im Einzel gewonnen. Derzeit rangiert Li Na auf Platz sechs der Weltrangliste.

Unbequeme Sportlerin für die Volksrepublik China

In China haben Athleten eine klar definierte Rolle: Sie kämpfen für die Volksrepublik und für die Partei. Li Na war eine der wenigen, die sich nie in diese Rolle pressen lassen wollte. Ihr Triumph bei den French Open 2011 katapultierte sie in die höchsten Riegen chinesischer Spitzensportler. Aber treue Parteianhänger starteten immer wieder Attacken gegen sie.

Statt der Worthülsen von vielen Sportlern aus China, die sich nach jedem Erfolg artig bei der Partei bedanken, verbuchte Li Na ihre Siege als persönliche Erfolge. Sie ist unbequem für die Führung in Peking. Das lassen treue Parteianhänger die Sportlerin spüren. Vergangenes Jahr veröffentlichte das Parteiorgan Volkszeitung einen Leitartikel, in dem Li Na scharf angegriffen wurde: "Wer kann diesem furchtbaren, launischen Wesen Einhalt gebieten?" Aber Li Na versucht nicht gezielt eine kritische Position zu vertreten. "Ich will einfach nur Sport machen, und mir nicht reinreden lassen", sagt sie.

Gnadenloser Drill in der Kindheit

Ihr Vater war Badminton-Spieler, aber das Chaos während der Kulturrevolution bereitete seiner Karriere ein frühes Ende. Als sie fünf Jahre alt war, schickte er seine Tochter in eine staatliche Sportschule. Der gnadenlose Drill setzte ihr zu. Sie war 14 Jahre alt, als ihr Vater starb. Aber weil sie gerade in einem Turnier stand, verschwieg ihr Trainer ihr die Todesnachricht für mehrere Tage. "Es war mein größter Schmerz, dass ich ihm nicht Lebewohl sagen konnte", schrieb Li Na in ihrer Autobiografie.

Flucht aus der Sportschule

Zwei Jahre später lernte sie ihren späteren Ehemann und langjährigen Trainer Jiang Shan kennen. Beziehungen zwischen jungen Sportlern waren in China streng verboten. Als ihr damaliger Coach davon erfuhr, versuchte er, die junge Liebe zu beenden. Zur gleichen Zeit versuchte er Li Na dazu zu drängen, mit Hormonpräparaten ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Das war für sie zu viel. Sie floh in einer Nacht aus der Sportschule.

Mit der Ansage, dass sie nur noch für sich selbst und nicht mehr für andere spielen werde, setzte sie dann ihre Karriere nach langem Zureden durch Freunde und Sportkollegen doch fort. Sie krönte ihren Erfolg mit dem Sieg 2011 in Frankreich und legte in diesem Jahr mit ihrem zweiten Grand-Slam-Erfolg bei den Australian Open nach.

Würdigung durch WTA

Die Spielerinnen-Organisation WTA verneigt sich von Li Nas Leistungen. "Sie ist eine Pionierin, die Tennis zu Hunderten von Millionen Menschen in China und Asien gebracht hat", schrieb WTA-Chefin Stacey Allaster in der Mitteilung und prophezeite, dass Li Nas Vermächtnis noch über Jahrzehnte in China nachwirken wird.

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