Remis in Augsburg :Entscheidung vertagt

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Der FC Augsburg nähert sich dem Klassenverbleib. Auch, weil Ersatztorwart Andreas Luthe eine glänzende Leistung gegen die Dortmunder zeigt.

Von Maik Rosner, Augsburg

Als das lange Warten auf das Ergebnis des VfL Wolfsburg ein Ende gefunden hatte, musste ein Mann die noch nicht geretteten Augsburger auf den finalen Akt des Abstiegskampfes einschwören, der gerade sein erstes Bundesligaspiel für den FCA hinter sich hatte. "Wir müssen die Leistung, die wir heute, in Gladbach und gegen Hamburg gebracht haben, nächste Woche auf den Platz bringen. Dann hast du es verdient, dann wirst du es schaffen", sagte Andreas Luthe nach dem 1:1 (1:1) gegen Borussia Dortmund. Und sollte der kurzfristig ausgefallene Stammtorwart Marwin Hitz seine Hüftbeschwerden bis zum letzten Ligaspiel bei der TSG Hoffenheim nicht überwunden haben, ergänzte er, "dann mache ich das genauso wie heute - und am Ende stehen wir da und feiern."

So überzeugt wie Luthe klang hinterher kaum ein Augsburger, obwohl sie sich durch das Unentschieden gegen den Champions-League-Anwärter dem Saisonziel weiter angenähert haben. Sehr nah dran an der vorzeitigen Nichtabstiegsparty waren sie sogar schon am Samstag gewesen. Doch durch den späten Ausgleich des Hamburger SV beim FC Schalke und das 1:1 der Wolfsburger gegen Borussia Mönchengladbach geriet in Augsburg nicht die ausgefallene Versetzungsfeier zur zentralen Geschichte, sondern Luthes gelungene Rückkehr auf die Bundesligabühne. Nach zuvor drei Auftritten in der höchsten deutschen Spielklasse für den VfL Bochum, letztmals am 18. Oktober 2009 bei der 0:2-Niederlage in Dortmund.

"Er hat alles gehalten, was es zu halten gab. Er hat seinen Job super gemacht", lobte Mittelfeldspieler Daniel Baier. Hinzu kam Luthes Impuls für Alfred Finnbogasons Führungstor in der 29. Minute, als der Ersatztorwart einen weiten Diagonalball auf Philipp Max schlug und damit die komplette Dortmunder Defensive überraschte. Max brachte den Ball flach vor das Tor, BVB-Torwart Roman Bürki lenkte diesen unglücklich zu Finnbogason, der lässig einschieben konnte. "Andi hat seine Sache richtig gut gemacht", befand auch Trainer Manuel Baum später und verwies auf den vor ihm liegenden Statistikzettel. "Da steht der Andi bei den meisten Torschussvorlagen mit drauf. Das Ding bringe ich ihm nachher mit", sagte er vergnügt.

Am letzten Spieltag genügt Augsburg in jedem Fall ein Unentschieden

Führend bei sämtlichen Werten waren allerdings die Dortmunder gewesen. Dennoch hatten sie nur das 29. Saisontor von Pierre-Emerick Aubameyang bejubeln können (32.). Was auch daran lag, dass die Augsburger nur wenige Chancen zugelassen hatten. Und falls sich diese für die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel doch einmal einstellten, parierte der 30 Jahre alte Luthe ruhig und souverän. Am kommenden Samstag in Hoffenheim soll Stammtorwart Hitz der Mannschaft die nötige Ruhe mit jener "super Ausstrahlung" geben, für die Stefan Reuter diesmal den Ersatztorwart lobte.

Überhaupt war der Geschäftsführer nicht bereit, die verpasste vorzeitige Rettung als Enttäuschung einzustufen, wie es bei den Spielern meist der Fall war. Die weiterhin zwei Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz 16 seien "eine super Ausgangsposition", befand Reuter. Allerdings mit der Gefahr, bei einer Niederlage und einem gleichzeitigen Sieg des HSV gegen Wolfsburg noch auf Platz 16 abzurutschen. Dies wäre der Fall, wenn die Augsburger im Ligafinale mit zwei Toren mehr verlieren sollten als die Wolfsburger in Hamburg.

Andererseits befinden sich die Augsburger schon seit Monaten in einer heiklen Lage, so konnte es mit ein bisschen Abstand auch Baier sehen. "Keiner hat uns zugetraut, dass wir in Gladbach und gegen Dortmund was holen. Das haben wir zwei Mal geschafft, jetzt müssen wir das in Hoffenheim das dritte Mal schaffen", sagte er. Mit einem weiteren Unentschieden wäre dem FCA der Ligaverbleib sicher. Nur einen Punkt anzustreben, hält Andreas Luthe allerdings für eher kein geeignetes Ansinnen. "Da helfen keine Rechenspiele", sagte er, "das Ziel muss es sein, gegen Hoffenheim wieder genauso aufzutreten." Dann, so sah es Luthe sehr gelassen und überzeugt, sollte sich die Versetzungsfeier mit etwas Verspätung schon einstellen.

© SZ vom 14.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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