Regionalligaserie:Jugend forscht

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Mit 30 Jahren nun so etwas wie der Senior in Rosenheims Offensive: Danijel Majdancevic (Mitte) soll diese Saison mehr Verantwortung übernehmen. (Foto: imago/Zink)

Gegen den Favoriten Burghausen hat Rosenheim zum Saisonstart überrascht - doch für das junge Team geht es um den Klassenverbleib.

Von Felix Haselsteiner

Es ist ein intensiver Sommer in Rosenheim gewesen bisher. Nicht nur, weil auch im südlichen Oberbayern die Temperaturen deutlich über dem Durchschnitt lagen, sondern vor allem, weil beim TSV 1860 innerhalb von nur sechs Wochen ein Umbruch vollzogen werden musste: Am 2. Juni noch hatten die Rosenheimer mit einem 1:1 im Relegations-Rückspiel gegen die DJK Gebenbach gerade so den Verbleib in der Liga gesichert. Und genau eineinhalb Monate später, am vergangenen Sonntag, stand bereits das erste Spiel der neuen Saison in der Regionalliga Bayern an. "Es war ein großer Umbruch", sagt Trainer Thomas Kasparetti ein paar Tage danach und führt als Beweis an: "Nur sechs Jungs waren in beiden Spielen in der Startelf."

Es ist dem ersten Anschein nach aber auch ein erfolgreich vollzogener Umbruch: Mit einem 4:2 gegen den klaren Favoriten Wacker Burghausen sorgte der TSV am ersten Spieltag für eine große Überraschung und ist - für den Moment - Tabellenzweiter. "Das ist der Beweis, dass in der Regionalliga fast jeder jeden schlagen kann und gibt uns daher natürlich Hoffnung", sagt Kasparetti, auch wenn er realistisch einschätzt: "Burghausen hatte sicherlich nicht seinen besten Tag, wir haben unter anderem von zwei Torwartfehlern profitiert." Der 35-Jährige leitet seit Anfang Februar die Mannschaft des TSV an und hatte im Sommer vor allem die Aufgabe, vielen jungen Spielern Selbstvertrauen zu geben. Nur die drei zweiten Mannschaften aus Fürth, Augsburg und Nürnberg haben in der Regionalliga einen jüngeren Kader als die Rosenheimer.

Seit diesem Sommer kooperiert Rosenheim mit der SpVgg Unterhaching

Vom Jugend-forscht-Projekt im Inntal profitiert jedoch nicht nur der TSV selbst, sondern seit neuestem auch die SpVgg Unterhaching. Beide Vereine haben in diesem Sommer eine Vereinbarung über eine Zusammenarbeit geschlossen, die weitaus mehr beinhalten soll als nur Spielertransfers: "Wie die Unterhachinger haben wir auch das Konzept, mit regionalen Talenten und einem offensiven Spielstil erfolgreich zu sein", sagt Kasparetti. Mehrmals die Woche tauscht sich sein Trainerteam daher nun mit den Verantwortlichen in Unterhaching aus, "manchmal reicht ja eine schnelle WhatsApp-Nachricht". Die Zusammenarbeit ist vorerst auf drei Jahre ausgelegt, Kasparetti jedoch sieht vor allem in der langen Frist Vorteile für die Rosenheimer: "Wir wissen, dass wir einen verlässlichen Partner an unserer Seite haben, selbst wenn mal etwas schiefgehen sollte."

Denn auch wenn der Saisonstart Hoffnung auf mehr zulässt, geht es beim TSV in erster Linie um den Nichtabstieg. Denn komplett freiwillig lässt man die Jugend in Rosenheim dann auch wieder nicht spielen. Mit Markus Einsiedler und Philipp Maier haben zwei tragende Säulen ein paar Tage vor dem Saisonstart die Rosenheimer verlassen. Vor allem die zwölf Tore in 26 Partien von Einsiedler dürften dem Team künftig also abgehen, auch wenn Kasparetti betont, dass man auf diese Abgänge vorbereitet gewesen ist: "Wir haben als Trainerteam dual geplant", sagt er und fügt an: "Dass Spieler wie Maier sich mit 25 Jahren im Profibereich versuchen möchten, ist absolut verständlich."

Die Verantwortung tragen nun vor allem die Verteidiger Christoph Wallner und der noch verletzte Kapitän Mathias Heiß sowie Stürmer Danijel Majdancevic, der mit seinen 30 Jahren so etwas wie der Senior in der Offensive ist. Viel Lob hat Kasparetti auch für Zugang Moritz Moser übrig. Der Österreicher kam aus Buchbach und zeigte bereits vor seinem Treffer im Premierenspiel gegen Burghausen, dass er dem Team helfen kann: "Moritz bringt sich unheimlich gut ein, er ist ein echter Glücksfall", sagt Kasparetti, der auch in seiner zweiten Saison für einen mutigen Ansatz stehen möchte. Auch wenn er weiß, dass nicht alle Spiele 4:2 für seine Mannschaft ausgehen werden, lautet das Credo des Trainers: "Wir werden uns nicht hinten reinstellen, sondern spielen einen aktiven, offensiven Fußball. Wir wollen die jungen Wilden sein."

© SZ vom 17.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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