Real holt Robinho:Der Letzte auf der Liste

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Zidane, Ronaldo, Beckham, Owen. Real Madrid holt vor jeder Sasion einen Weltstar. 2005 ist es der Brasilianer Robinho.

Peter Burghardt

Die Globetrotter von Real Madrid sind gerade in Peking, eine weitere Etappe ihrer Welttournee 2005. Zuvor haben sie in Chicago 3:1 gegen den mexikanischen Klub Chivas Guadalajara und in Los Angeles 2:0 gegen Gastgeber Galaxy (die wahren Galaktischen) gewonnen. Am Samstag wird die übliche Millionengage im Arbeiterstadion der chinesischen Hauptstadt abgeholt, danach zieht der Zirkus weiter zu ähnlichen Werbeterminen in Tokio, Bangkok und Budapest.

Torjäger Ronaldo und Torwart Iker Casillas waren bereits in einem Buddhatempel, wie die spanischen Sonderkorrespondenten berichten. Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero hält sich zufällig ebenfalls im Reich der Mitte auf, und Real-Präsident Florentino Pérez ist auch eingetroffen. Beim letzten Besuch betrat der Baulöwe die große Mauer, als wolle er sie umgehend in sein Imperium eingliedern. Diesmal schweifen seine Gedanken weit weg: nach Brasilien.

Am Donnerstag kam dort endlich das Geschäft voran, um das sich Pérez seit Monaten bemüht. In einer Madrider Bank wurde ein Scheck in Höhe von 30 Millionen Dollar (24,5 Millionen Euro) abgegeben und weiter gereicht nach Rio de Janeiro, von wo das Geld nach São Paulo gelangen soll. Es sind jene 60 Prozent der Summe, die der FC Santos für die Freigabe des Stürmers Robson da Souza, genannt Robinho, verlangt. 40 Prozent stehen dem Spieler zu, doch Robinho verzichtet auf die läppischen 16,3 Millionen Euro, um endlich zu seinem Wunschverein wechseln zu dürfen.

Seifenoper um die Verpflichtung

Das Manöver war bereits zu einer Seifenoper verkommen. Erst wollte der FC Santos sein wertvollstes Talent nach dem Ende der brasilianischen Meisterschaft und dem Südamerika-Pokal Copa Libertadores ziehen lassen, dann forderte der Klub auf einmal die besagte Ablöse. Den Reibach wollten sich die Ausbilder nicht entgehen lassen. Robinho weinte und streikte, dramatisch wurde die Lage nach der Entführung seiner Mutter. Jetzt hat er es gemeinsam mit seinen gerissenen Beratern Wagner Ribeiro und Juan Figer geschafft. "Es war mein Traum, bei Real Madrid zu spielen", ließ der 21-jährige Wunderknabe ausrichten - außerdem ähnele Spanien Brasilien, woher er das nur hat? Wie der entschädigte alte Arbeitgeber kann auch der neue zufrieden sein, er hat doch noch seine jährliche Berühmtheit eingekauft.

Unter Pérez kommt ja jeden Sommer ein Weltstar. Weil die Liste so schön ist, hier noch mal: 2000 Luis Figo, 2001 Zinedine Zidane, 2002 Ronaldo, 2003 David Beckham, 2004 Michael Owen, 2005 Robinho. Letzterer könnte einer der besten Fänge gewesen sein, seine Tore und Dribblings sind jetzt schon legendär. Pelé bekam eine Gänsehaut und musste fast heulen, als er den jungen Robinho zum ersten Mal sah. Bei Real trägt er seine Rückennummer 10 und übernimmt den freiwerdenden Ausländer-Platz von Roberto Carlos, der einen spanischen Pass bekommt. "Mit ihm werden wir Spaß haben", sagt Ronaldo. Nach Möglichkeit soll Robinho in Kürze nach Asien nachreisen, damit er sich an das Leben im Jetset gewöhnt und Japan, Thailand und Real Madrid an ihn.

© SZ vom 23.7.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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