Rassismus-Eklat in Spanien:Eto'o wollte nicht mehr

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Zum wiederholten Male haben sich die Fans von Real Saragossa als rassistische Gastgeber gezeigt. Eto'o vom FC Barcelona hatte genug und wollte vom Platz.

Peter Burghardt

Eine Viertelstunde vor Schluss hatte Samuel Eto'o genug von den Unverschämtheiten. Statt den Eckstoß für seinen FC Barcelona auszuführen, trottete der Kameruner wutentbrannt dem Ausgang entgegen, als ihm im Stadion La Romareda von Real Saragossa wieder Affengeschrei von der Tribüne entgegen schallte.

"Ich spiele nicht weiter", rief der beste Fußballer Afrikas, und es war einiger Einsatz nötig, ihn davon abzuhalten. Erst stellte sich der Schiedsrichter dem Flüchtenden in den Weg, dann redeten Mitspieler und Trainer auf ihn ein.

Nach tumultartigen Diskussionen ließ sich der erfolgreichste Torjäger der spanischen Liga umstimmen und half den Gästen zornig beim Sieg. Ronaldinho verwandelte einen Handelfmeter zum 0:1 (79.), nach Eto'os Flanke erzielte Henrik Larsson drei Minuten später das 0:2, doch damit war der Fall längst nicht erledigt.

Auch nach dem Abpfiff drehte sich fast alles um diesen neuen Fall von Rassismus in spanischen Arenen. In Saragossa war Eto'o schon im vorigen Jahr beleidigt worden, diesmal traktierten ihn einige Zuschauer mit permanenten Geräuschen aus dem Urwald der schlechten Erziehung.

Die Frechheiten wurden sogar noch lauter, als der Regelhüter mit dem Abbruch der Partie drohte und der Stadionsprecher um Ruhe bat. Die Zeitung El Mundo Deportivo bezeichnete Eto'os Reaktion anderntags als "historische Geste", prominente Kollegen gaben ihm ebenfalls recht.

"Wir wären mit ihm vom Platz gegangen", berichteten Barcas Brasilianer Ronaldinho und der Mexikaner Rafael Marquez. Auch Trainer Frank Rijkaard zeigte Verständnis, Eto'o sei "ein Mensch und hat sich auf dem Feld sehr schlecht gefühlt".

Selbst Gegner demonstrierten ihre Solidarität, Saragossas Keeper Cesar deutete auf die dunkle Haut seines Teamkameraden Alvaro.

Tore gegen den Rassismus

In Deutschland gebe es viel Ausländerfeindlichkeit, erzählte Saragossas farbiger Stürmer Ewerthon, der zuvor bei Borussia Dortmund gespielt hatte. Aber er sei nirgendwo beleidigt worden. "In Spanien dagegen ist mir das mehrfach passiert, so etwas wie heute kann im 21. Jahrhundert nicht sein."

Sein Trainer Victor Munoz spielte den wiederholten Skandal zwar herunter, ein beliebter Reflex. Eto'os Aktion sei übertrieben gewesen, "die Rassisten sind nur eine kleine Minderheit". Mehrere Medien jedoch forderten, der spanische Fußballverband solle endlich Konsequenzen ziehen und die betroffenen Vereine bestrafen.

Bislang hatte es nicht einmal Folgen gehabt, dass Nationaltrainer Luis Aragones den französischen Stürmer Thierry Henry lautstark als "Scheißneger" bezeichnete.

Rijkaard war immerhin froh, dass trotz allem doch noch zu Ende gespielt worden war und seine Mannschaft ihre Tabellenführung unterstrich. "Mir hat sehr gefallen, wie die Kollegen und der Schiedsrichter Eto'o zum Weitermachen animiert haben. Samuel hat gezeigt, dass er stärker ist als die ragen." Für die Zeitung Sport hatten die beiden folgenden Treffer des FC Barcelona besondere Bedeutung: "Das waren Tore gegen den Rassismus."

© SZ vom 27.2.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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