Proteste in der Bundesliga:Ausdrücklich erlaubt

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Keine verbotene Botschaft: Jadon Sancho am vergangenen Spieltag. (Foto: Reuters)

Die Anti-Rassismus-Aktionen verschiedener Bundesliga-Profis bleiben offiziell straffrei. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gab bekannt, diese Linie auch bei weiteren Bekundungen beizubehalten. Ein Spieler kündigte schon weitere Proteste an.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verzichtet erwartungsgemäß auf eine Sanktionierung der Bundesliga-Spieler, die sich am vergangenen Wochenende an Solidaritäts- und Anti-Rassismus-Aktionen im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod von George Floyd beteiligt haben. Der formal zuständige Kontrollausschuss des Verbandes habe am Mittwoch entschieden, gegen Weston McKennie (Schalke), Marcus Thuram (Borussia Mönchengladbach) sowie Jadon Sancho und Achraf Hakimi (beide Borussia Dortmund) keine Verfahren einzuleiten, teilte der DFB mit. Der Ausschuss hatte den Sachverhalt geprüft, weil gemäß Reglement politische Botschaften auf dem Platz untersagt sind.

Anders als in vergleichbaren Fällen - etwa einem Anti-Rassismus-Shirt des damaligen Kölners Anthony Ujah im Jahr 2014 - gab es nicht einmal eine Ermahnung, solche Botschaften künftig zu unterlassen. Im Gegenteil: In der DFB-Mitteilung hieß es zugleich, dass diese Linie, keine Verfahren einzuleiten, auch bei neuerlichen vergleichbaren Bekundungen in den kommenden Wochen beibehalten werden soll. Im konkreten Fall handele es sich "um gezielte Anti-Rassismus-Aktionen der Spieler, die sich damit für Werte starkmachen, für die der DFB ebenfalls steht und immer eintritt", hieß es zur Begründung.

Damit ist es den Spielern also offiziell und ausdrücklich erlaubt, gegen Rassismus und Polizeigewalt zu protestieren. Schalkes Mittelfeldspieler McKennie hatte bereits erklärt, weitere Aktionen zu erwägen. "Ich könnte eine Botschaft auf meine Schuhe schreiben. Es gibt genügend Möglichkeiten", sagte er Sport1: "Ich möchte die Aufmerksamkeit nutzen und das Bewusstsein dafür in Europa schärfen." Es ist davon auszugehen, dass McKennie nicht der einzige bleiben wird.

Der Schalker war am Wochenende der erste Spieler gewesen, der mit einer solchen Aktion auffiel, als er während des Spiels gegen Werder Bremen eine Armbinde mit der Aufschrift "Justice for George" (Gerechtigkeit für George) trug. Die Dortmunder Jadon Sancho und Achraf Hakimi zeigten T-Shirts, auf denen der Satz stand, und der Gladbacher Marcus Thuram kniete nach einem Tor lange nieder. Der DFB-Kontrollausschuss sah sich durch die Regeln des Weltverbandes Fifa, wonach politische, religiöse und persönliche Botschaften auf dem Spielfeld untersagt sind, verpflichtet, aktiv zu werden und Stellungnahmen der Spieler einzuholen.

Nicht nur die betroffenen Akteure wie McKennie empfanden die Bekundungen allerdings nicht als politische Botschaft im Sinne dieser Regeln. Neben den Vertretern der betroffenen Vereine hatte selbst Fifa-Präsident Gianni Infantino dafür plädiert, dass es keine Sanktionen geben solle. DFB-Präsident Fritz Keller sagte nun, er sei "sehr froh" über die Entscheidung des Kontrollausschusses. Die Aktionen hätten "unseren Respekt und unser Verständnis". Der DFB trete "entschieden gegen jede Form von Rassismus, Diskriminierung und Gewalt ein und steht für Toleranz, Offenheit und Vielfalt - also Werte, die auch in der DFB-Satzung verankert sind".

© SZ vom 04.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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