Pferderennsport:Ticket ins Land der aufgehenden Sonne

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Freude mit geballter Faust: Sieger-Jockey Bauyrzhan Murzabayev auf Tünnes. (Foto: Sabine Brose/Galoppfoto/Imago)

Der dreijährige Fuchshengst Tünnes galoppierte beim Großen Preis von Bayern auf der Galopprennbahn in Riem allen davon. Für das Rennpferd aus Köln um Trainer Peter Schiergen könnte es nun zum millionenschweren Japan-Cup gehen.

Von Jonah Bastisch

Tünnes - ein Name, den man sonst nur aus dem rheinischen Sprachraum kennen könnte, der inzwischen aber auch auf den Pferderennbahnen dieser Welt bekannt ist: spätestens nach diesem Wochenende. Die Kölner Kultfigur Tünnes, abgeleitet vom Namen Antonius, stellt eine Hauptfigur des Kölner Hänneschen-Theaters dar. Sie zeichnet sich durch eine bäuerliche, aber vor allem ruhige und gutmütige Art aus. Am Sonntag zeigte sich Tünnes auf der Galopprennbahn in München-Riem von seiner allerbesten Seite. Allerdings nicht die Kölner Kultfigur, sondern das dreijährige Rennpferd von Besitzer Holger Renz.

Seine Rennpferde tragen Namen wie "Bützje" (Küsschen), "Pädchen" (Pferdchen) oder "Aff un zo" (ab und zu). Der Kölner Renz ist dafür bekannt, seine Pferde nach Kultfiguren seiner Heimat oder bekannten Ausdrücken aus der Karneval-Hochburg zu benennen. Sein dreijähriger Fuchshengst Tünnes ging am Sonntag in München-Riem im Großen Preis von Bayern als klarer Favorit ins Hauptrennen. Vom Start weg liefen Tünnes und Jockey Bauyrzhan Murzabayev ihren vier Konkurrenten davon, konnten die Führung bis zum Ziel souverän behaupten - und bestätigten alle Erwartungen der zahlreichen Zuschauer, die bei schönstem Herbstwetter die Rennbahn säumten.

Sie waren Teil einer besonderen Veranstaltung: Der Münchner Rennverein ist der einzige Galopp-Veranstalter in Deutschland, der gleich zwei von insgesamt sieben Gruppe-I-Rennen ausrichtet. Neben dem ersten Saisonhöhepunkt in Riem im Juli, dem Großen Dallmayr-Preis, stand nun das zweite "Champions League"-Rennen auf der traditionsreichen Münchner Galopprennbahn im Münchner Osten auf dem Plan, die in dieser Saison ihr 125-jähriges Bestehen feiert. Passend zum zweiten Saisonhöhepunkt stand "der größte Jackpot des Jahres im deutschen Galoppsport" auf der Tagesordnung, wie der Generalsekretär des Münchner Rennvereins Sascha Multerer betont.

Zugleich war Riem das letzte Gruppe-I-Rennen des Jahres auf deutschem Boden. Die Favoritenrolle war dann eine etwas ungewohnte für Tünnes, den jungen Hengst, der am Sonntag immerhin sein Gruppe-I-Debüt feierte. Trotzdem galt er als Sieganwärter, da der ursprüngliche Kandidat für Platz eins, Mendocino, kurzfristig abgesagt hatte. Tünnes' Besitzer Holger Renz hatte sich für dieses besondere Rennen extra einen neuen Anzug gekauft, der jetzt wohl sein Glückanzug werden dürfte.

Erst im vergangenen August war der dreijährige Hengst nach einer Verletzung wieder auf die Rennbahn zurückgekehrt und konnte gleich zwei Siege in Baden-Baden und Dortmund feiern. Als Tünnes nach der klassischen Derby-Distanz von 2400 Metern auf der Münchner Galopprennbahn ins Ziel lief, riss Renz seine Arme in die Luft - eine Mischung aus Freude, Stolz und Erleichterung war dem Kölner anzusehen. Für ihn war der Erfolg ein ganz besonderer, aber keine sonderlich große Überraschung. Auch Trainer Peter Schiergen habe das Ergebnis durchaus erwartet, sagte Renz, "er ist so sehr von Tünnes überzeugt und er hat ja schon Tausende Pferde geritten. Das muss ja etwas heißen".

Der Erfolg liegt in der Familie

Tünnes übrigens ist der jüngere Halbbruder von Torquator Tasso, Gewinner des Prix de l'Arc de Triomphe aus dem Jahr 2021 und bislang das erfolgreichste deutsche Rennpferd überhaupt. Der Erfolg liegt also in der Familie und verspricht Tünnes eine goldene Zukunft. Schon bald könnte dem Hengst der nächste Galopp auf die ganz große Bühne gelingen - mit einer möglichen Teilnahme beim millionenschweren Japan-Cup. Wegen Tünnes reiste jedenfalls eine japanische Delegation nach München, um ein Auge auf den aufsteigenden Stern am Pferdehimmel zu werfen und ihn als möglichen Teilnehmer des Wettbewerbs in Asien unter die Lupe zu nehmen. Der Japan-Cup gehört mit Besucherzahlen jenseits der 100 000 zu den renommiertesten Pferderennen der Welt.

Nach dem Erfolg von München, der Tünnes und seiner Entourage 100 000 Euro Prämie einbrachte, sei eine Einladung nach Japan "wohl sicher", sagt Renz. Ob Tünnes dann auch wirklich nach Asien reist, werde erst im Laufe dieser Woche in Ruhe entschieden. Eines aber ist jetzt schon sicher: Falls der Besitzer Renz dann mitkommt, hat er seinen Glücksanzug im Gepäck.

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