Petra Kvitova:Echte Tränen

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Petra Kvitova. (Foto: Edgar Su/Reuters)

Die Tschechin steht erstmals seit dem Überstehen einer Messerattacke im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers - und ist tief bewegt.

Von Barbara Klimke, Melbourne

Als Simona Halep, Nummer eins der Frauen-Weltrangliste, im Viertelfinale der Australian Open gegen Serena Williams unterlag (1:6, 6:4, 4:6), fühlte sich sie sich nach eigenen Worten "wie von einer Eisenbahn überrollt". Eine derartige Kollisions-Erfahrung auf dem Tennisplatz ist Ashleigh Barty, der 22-jährigen Australierin, am Dienstag erspart geblieben. Aber auch sie hat die Dominanz ihrer Gegnerin auf der anderen Netzseite anerkennen müssen: 1:6, 4:6 verlor sie gegen die zweimalige Wimbledon-Siegerin aus Tschechien, Petra Kvitova. "Sie hat das Match völlig an sich reißen können", räumte Barty ein.

Erst vor anderthalb Wochen, im Finale des Turniers von Sydney, hatten sich beide zuletzt getroffen, und dort konnte die junge Queensländerin ihre weitaus erfahrenere Kontrahentin in ein Dreisatzmatch zwingen. Aber Kvitova, 28, ist auch nach Australien gekommen, um bei dem wichtigsten Turnier des Winters ihre Laufbahn auf jenem Weltklasseniveau fortzusetzen, auf dem diese grausam unterbrochen worden war. Im Dezember 2016 wurde sie Opfer einer Messerattacke, als ein Einbrecher sie in ihrem Haus an der Schlaghand verletzte. Sie erlitt schwere Schnittverletzungen an Bändern und Sehnen, auch Nerven wurden zerfetzt. Es dauerte Monate, ehe sie sicher war, dass sie überhaupt wieder ihrem Beruf nachgehen konnte, und noch sehr viel länger, bis sie an ihre alte Form anknüpfen konnte.

Als sie nun in Melbourne nach dem Spiel gegen Barty beim Interview auf dem Platz mit Jim Courier daran erinnert wurde, kämpfte sie mit den Tränen. Es bedeute ihr sehr viel, sich wieder "auf einem Level mit den Besten bei Grand-Slam-Turnieren zu messen", sagte sie. Erstmals seit der Handoperation steht sie wieder bei einem der vier wichtigsten Turniere im Halbfinale. Ihre Viertelfinalgegnerin Barty war die letzte Australierin im Turnier, und sie hat sich sowohl bei den Zuschauern als auch bei der Konkurrenz mit ihrem mutigen, intelligenten, variablen Spiel großen Respekt erworben. Ihr Ballgefühl ist so immens, dass sie zwischenzeitlich eine Saison in der Frauen-Cricket-Liga spielte, ehe sie 2016 zurück zum Tennis fand. "Sie spielt unglaublich", bestätigte Kvitova und ergänzte: "Es tut mir fast leid, dass ich sie geschlagen habe."

Kvitova trifft im Halbfinale am Donnerstag auf Danielle Collins. Die US-Amerikanerin setzte sich mit 2:6, 7:5, 6:1 gegen die Russin Anastassija Pawljutschenkowa durch. In der Runde der besten 16 Spielerinnen hatte Collins in Australien die Wimbledonsiegerin Angelique Kerber mit 6:0, 6:2 bezwungen.

© SZ vom 23.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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