Paderborn - Bremen (15.30 Uhr):Punkten - damit Di Santo bleibt

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Der Umworbene soll in Bremen bleiben: Für Franco Di Santo interessieren sich Vereine aus der Premier League und der Bundesliga. (Foto: Martin Rose/Getty Images)

Dem SV Werder Bremen geht die Luft aus - das macht es schwierig, die wichtigen Spieler für die kommende Spielzeit zu binden.

Von Jörg Marwedel, Bremen

Vielleicht ist es so, wie manche Spieler und Funktionäre beim SV Werder Bremen es empfinden, aber allenfalls in einem Nebensatz durchblicken lassen: Der Aufwärtstrend der Bremer, die noch am 9. Spieltag den letzten Bundesligaplatz belegten und so spielten wie ein Anwärter auf Liga zwei, könnte zu wenig gewürdigt worden sein. Kein anderes Team hat während dieser Saison binnen 20 Spieltagen elf Tabellenplätze gutgemacht. Inzwischen ist Werder sogar ein Kandidat für die Europa League. Und kein Team außer Hannover 96 hat einen so steilen Absturz hinter sich wie der Aufsteiger SC Paderborn, der während des Bremer Tieffluges noch in der oberen Tabellenhälfte Höhenluft schnupperte und nun vor dem 30. Spieltag auf Relegationsplatz 16 angekommen ist.

Kann man den Zockern also empfehlen, auf einen Sieg der Bremer in Paderborn (Sonntag, 15.30 Uhr) zu setzen? So einfach ist das nicht. Denn Werders gewaltiger Zwischenspurt unter dem neuen Cheftrainer Viktor Skripnik hat offenbar so viel Kraft gekostet wie die Besteigung eines Sechstausenders. In den vergangenen Wochen war so etwas wie eine Rezession zu beobachten mit vier sieglosen Spielen. Und auch das 1:0 im Hanseaten-Derby gegen den Hamburger SV am vergangenen Sonntag war nur ergebnismäßig zufriedenstellend - spielerisch war man kaum besser als das durch ein Elfmetertor kurz vor dem Abpfiff geschlagene Schlusslicht.

Selke geht, Di Santo soll gehalten werden

Gleichwohl erinnert die Transfer-Bilanz des Werder-Geschäftsführers Thomas Eichin ein wenig an die besten Zeiten seines Vorgängers Klaus Allofs. Zum Beispiel hatte er 2013 das Sturm-Talent Davie Selke für nur 50 000 Euro von Hoffenheim abgeworben, Franco Di Santo kam ablösefrei von Wigan Athletic. Nun könnten die beiden Schnäppchen zwei Drittel des in den vergangenen vier Jahren angehäuften finanziellen Minus von 30 Millionen Euro wettmachen. Selke geht für acht Millionen Euro Ablöse zu RB Leipzig. Und sollte Torjäger Di Santo (bisher 13 Saison-Treffer) ebenfalls seinen Arbeitsplatz verändern wollen, würde das die Kasse mit mindestens zwölf Millionen Euro füllen - so viel möchte angeblich der FC Sunderland bieten. Interessenten für Di Santo gibt es ohnehin genug, nicht nur aus der englischen Premier League, sondern auch aus der Bundesliga.

Den zweiten Weggang aber will Eichin unbedingt verhindern, denn er möchte nicht schon wieder einen wesentlichen Teil des Teams komplett neu aufbauen. Als er kürzlich Selke verkaufte, sagte er, nun könnte man alles tun, um Di Santo zu halten. Eichin will den 2016 auslaufenden Vertrag so bald wie möglich verlängern. Doch das könnte so schwierig werden wie einst bei Di Santos Vorgängern Rudi Völler, Karlheinz Riedle, Ailton oder Miroslav Klose. Sie alle verließen Bremen. Mit Bewerbern aus England kann Werder wirtschaftlich ohnehin nicht mithalten. Bleibt also nur, dem argentinischen Nationalspieler (drei Länderspiele) sportlich einen internationalen Wettbewerb zu bieten, in dem er sich wieder empfehlen kann für die Albiceleste, das argentinische Nationalteam mit Lionel Messi. Das wäre wenigstens die Europa League.

"Wenn wir das schaffen", sagte Werder-Trainer Skripnik dem Weser-Kurier, "dann wird ihm seine Entscheidung sicherlich leichter fallen." Dann könnten die Bremer den nächsten Schritt zu alter Stärke machen, zumal es ihnen schon glückte, Regisseur Zlatko Junuzovic zu halten. Gelingt es aber nicht, Di Santo von einem Verbleib in Bremen zu überzeugen, wird Thomas Eichin seinen mühsamen Aufbaujob fortsetzen müssen. Immerhin mit ein wenig mehr Geld als vor gut zwei Jahren, als er seinen Job antrat.

© SZ vom 26.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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