Olympische Spiele:Ohne großes Gefackel

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Nach den schweren Protesten vor den Spielen in Peking 2008 beschließt das IOC, den Fackellauf künftig auf das Gastgeberland zu beschränken.

Der Satz von Gilbert Felli, für Olympische Spiele zuständiger Direktor beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC), wies auf den Kern des Problems hin: "Es ist besser, den Fackellauf auf das Gastgeberland zu beschränken. Das macht es für die Organisatoren und die Regierung einfacher, alles zu kontrollieren." Vor den Spielen im vergangenen Jahr in Peking ist den Organisatoren und Regierungen die Kontrolle über den Fackellauf mehrfach entglitten. Das soll nicht mehr passieren.

(Foto: Foto: AFP)

Die Exekutive des IOC hat während ihrer Sitzung in Denver entschieden, künftig die olympische Fackel nicht mehr durch die ganze Welt tragen zu lassen, sondern nur noch durch das austragende Land. Das ist die Reaktion auf die scharfen Proteste, die es rund um den Fackellauf vor den Sommerspielen in China gegeben hatte.

Vor einem Jahr etwa riefen die chinesischen Organisatoren eine "Reise der Harmonie" aus, als die Fackel wie immer in Athen allein von der Kraft der Sonne entzündet worden war. Der Lauf durch 21 Länder und über 137.000 Kilometer wurde dann ein handfester Kampf um die Symbolik des Feuers, weil China just in Tibet einen Aufstand der Bevölkerung und der Mönche gewalttätig niedergeschlagen hatte. Überall stellten sich Demonstranten gegen die Fackel und ihre Träger.

In London und Paris war die Fackel kaum zu sehen, weil sie lückenlos umringt wurde von Sicherheitspersonal. Dennoch gelang es Demonstranten in Paris sogar, das Feuer zu löschen. In der französischen Hauptstadt wurden 18 Menschen festgenommen. Auch in San Francisco, Buenos Aires, Indonesien oder Indien gab es Proteste, woanders verhinderten dies allein extreme Sicherheitsvorkehrungen.

Die Chinesen setzten ihre "Harmoniereise" aber unberührt fort und befeuerten die Auseinandersetzungen sogar. Zuerst, weil der offizielle Startschuss der Welttour ausgerechnet in Peking auf dem Platz des Himmlischen Friedens begangen wurde, wo 1989 das Militär bis zu 3000 Demonstranten getötet hatte. Später verlief die Route auch durch die Unruheprovinz Tibet. Die Fronten verhärteten sich, und aus dem Fackellauf wurde eine politisch aufgeheizte Veranstaltung.

"Wir haben bei der Nachbesprechung der Peking-Spiele gesehen, dass es bei einer internationalen Tour Risiken gibt", sagte Felli. Die neue Regelung soll bei der Vergabe der Spiele von 2016 an verbindlich eingeführt werden. Die Veranstalter der Winterspiele in Vancouver im kommenden Jahr und der Sommerspiele in London 2012 hatten schon zuvor angekündigt, auf eine Welttour der Fackel verzichten zu wollen. Auch die russischen Verantwortlichen für Sotschi 2014 sollen darum gebeten werden.

© sueddeutsche.de/dpa/sid/hum/aum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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