Olympische Spiele in Peking:Das Olympia-ABC

Von A wie Altstadt bis Z wie Zhong Guo - das kleine Lexikon zum richtigen Gebrauch der Olympischen Spiele in Peking.

Christian Zaschke

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AltstadtDie A. von Peking hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert; viele der so genannten Hutongs (Gassen) mit ihren eingeschossigen Häusern wurden abgerissen, um Platz für moderne und meist sehr große Häuser zu schaffen. Einst gab es sehr viele Hutongs, man sagte, so viele wie Haare auf einem Ochsen. Nun gibt es nur noch ein paar mehr Hutongs als Haare auf einem olympischen Schwimmer. In der A. von Peking ist vieles wie früher, zum Beispiel wird das (->) Spucken lautstark und mit großer Leidenschaft betrieben.Basketball B. ist die Boomsportart in China. Besonderer Höhepunkt: Wenn in der amerikanischen B.-Profiliga NBA die Houston Rockets auf die Milwaukee Bucks treffen, also Yao Ming (Foto) auf Yi Jianlian. Immer, wenn sportliche Großereignisse aus dem Ausland mit chinesischer Beteiligung im Reich der Mitte (-> Zhong Guo) übertragen werden, heißt es im Westen, hunderte Millionen Chinesen hätten zugesehen (das hieß es sogar bei Übertragungen des notorischen Fußball-Zweitligisten 1860 München, als der einen Chinesen namens Jiayi Shao beschäftigte). Wenn Yao auf Yi trifft, schauen aber tatsächlich ziemlich viele Chinesen zu.Foto: rtr

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CCTV Die staatliche Fernsehanstalt C. zeigt auf 16 Programmen, was sie zeigen will. C. ist nicht direkt für seinen kritischen Umgang mit den Dingen bekannt. Im Westen ist C. vor allem bekannt, weil Rem Koolhaas ein neues Gebäude für den Sender entworfen hat. Spötter sagen, das Gebäude sähe aus wie ein halber Mensch in der Hocke, also ein Hintern über zwei Beinen, der sich anschickt, ein Plumpsklo zu benutzen. Aber das sind die Spötter. Um es im Stile von C. zu sagen: Das Gebäude ist absolut super. Genauso super wie der Sender. Wirklich.DopingWas wäre Sport ohne D.? Keine Gewichtheber mit Oberschenkeln wie Mammutbäume, keine Sprinter mit Zahnspangen, keine Schwimmerinnen mit Pickeln, keine Kugelstoßerinnen mit hübschen Damenbärten, keine männlichen Kraftsportler mit Brüsten, ach, es wäre einfach nicht das gleiche. Denn was wäre Sport ohne D.? Sauber.Das Bild zeigt den des Dopings überführten italienischen Fechter Andrea Baldini.Foto: dpa

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EnteDie E. tritt in Peking besonders in der Form des Tellergerichts Peking-E. auf. Unter gleichem Namen tritt sie derzeit auch als gewitzt-verschmitzt-verspielter Olympia-Kolumnentitel in vielen deutschen Tageszeitungen auf. Das Gericht namens Peking-E. überrascht viele Touristen, weil es im Wesentlichen ohne E. auskommt. Serviert wird die Haut der E., mit Sellerie und Gurke, dazu wird eine pikant-süße Soße zum Tunken gereicht. Wortspieler, die die gesamten Spiele als Peking-E. bezeichnen, müssen damit leben, dass die Spötter sie als Anfänger unter den Wortspielern bezeichnen. Aber das sind die Spötter.FeuerwagenhaltDie chinesische Sprache funktioniert bis auf ein paar Kleinigkeiten wie Schrift, Tonalität, Grammatik und Vokabular im Grunde wie die deutsche. Zum Beispiel beim Bilden von zusammengesetzten Wörtern. Huo heißt Feuer, che heißt Wagen, zhan heißt als Substantiv der Halt, also ergibt sich: huochezhan, was soviel wie F. bedeutet. Wer jetzt nur Bahnhof versteht, liegt richtig, denn genau das bedeutet F. Es wäre doch im Grunde ganz schön, wenn man die deutsche Redewendung entsprechend umformulierte: Ich verstehe nur F. Aber das riefe rasch die Spötter auf den Plan.GroßstädteWenn man in China G. sagt, dann meint man auch G. und nicht Düsseldorf, Bremen oder Dresden. Es gibt derzeit geschätzt 170 G. mit mehr als einer Million Einwohner in China.Foto: rtr

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HundVon den Speisekarten Pekings ist der H. während der Spiele verschwunden. Nach den Spielen kommt er wieder drauf. Dennoch sollen folgende Wortspiele und Witze im Zusammenhang mit dem H. als Tellergericht einstweilen verboten werden. 1. Da wird der H. in der Pfanne verrückt. 2. Spitz pass auf! 3. Ich bin auf den H. gekommen. 4. Einen Hot Dog, bitte. 5. Mann beißt H. Zuwiderhandlungen werden mit (->) Insekten am Spieß nicht unter zwei Portionen bestraft.InsektenIn China gibt es viele verschiedene Regionalküchen, die zum Teil vollkommen unterschiedlich sind. Die kantonesische Küche verwendet als Zutaten unter anderem auch Schlangen und I. Wenn Sie gerade in Peking sind und schon wieder diesen Heißhunger auf I. verspüren: Von der bekannten Einkaufsstraße Wangfujing zweigt die Imbissgasse ab. Sie finden hier viele Chinesen und einige Europäer, die es mit Wortspielen über den (->) Hund übertrieben haben. An den Ständen gibt es allerlei Köstlichkeiten, unter anderem die überaus beliebten I. am Spieß. Um es in der Sprache von (->) CCTV zu sagen: einfach köstlich.Foto: rtr

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Jiaozi Bei den J. handelt es sich um sichelförmige Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen. Um es in der Sprache der Wahrheit zu sagen: lecker, wirklich lecker. Besser als Peking-(->)Ente, (->) Hund und sogar (->) Insekten am Spieß.Konfuzius K. lebte vor rund 2500 Jahren und war Philosoph. Er verbrachte seine Tage damit, fortwährend weise Dinge zu sagen und hin und wieder zwei, drei Spieße (->) Insekten zu verspeisen, wobei das mit den (->) Insekten historisch noch nicht ganz gesichert ist. K. sagte Sachen wie: ,,Zum Weg des Edlen gehört dreierlei, aber ich bewältige es nicht: Richtiges Verhalten zu anderen Menschen - es befreit von Sorgen. Weisheit - sie bewahrt vor Zweifeln. Entschlossenheit - sie überwindet die Furcht.'' Immer wieder toll zu sehen, dass die Menschen bereits vor 2500 Jahren alles wussten und es ihnen doch immer wieder mal gelingt, so richtig auf den (->) Hund zu kommen.Liu XiangL. ist ein Leichtathlet, der Hochspringer werden wollte. Da er nicht sonderlich hoch springen konnte, musste sich L. von diesem Plan verabschieden. Also wurde er Hürdenläufer, da war das Springen immerhin noch so ein bisschen mit drin. 2004 wurde L. Olympiasieger über 110 Meter Hürden, mithin der einzige Sprint-Olympiasieger, den China bisher hatte. L. ist der Hoffnungsträger der Chinesen bei diesen Spielen, sowohl des Volkes als auch der Partei, die weiß, dass sich mit so einem Mann trefflich Propaganda machen lässt. Gelingt es L. 2008 nicht, Gold zu holen, muss er zwar nicht Wasser und Brot fürchten, aber mit einer Strafe von nicht unter zwei Portionen (->) Insekten am Spieß ist zu rechnen.Foto: rtr

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MaIn der chinesischen Hochsprache gibt es vier Töne. Das Wort M. ist dafür das Paradebeispiel, es lässt sich auf vier Arten aussprechen und hat in jeder Aussprache eine neue Bedeutung. Der Satz M. m. m. m. bedeutet: "Die pockennarbige Mutter beschimpft das Pferd." Ein Satz, wie ihn auch (->) Konfuzius nicht schöner hätte formulieren können.NationalismusAls beim Fackellauf in Europa und den USA für die Menschenrechte demonstriert wurde, brach sich in China einer neuer N. Bahn. Das Land fühlte sich abgelehnt und reagierte entsprechend, sehr zur Freude der Partei, die mit entsprechender Informationspolitik nachhalf. Das Magazin Geo zitierte nach den Protesten einen holländischen Kunsthändler, der in Peking arbeitet. Er sagte: "In nur einem Monat hat der Westen geschafft, was die Regierung in 20 Jahren nicht erreicht hat: Der ganze Mittelstand des Landes steht geschlossen auf ihrer Seite. Na bravo." Auch das gibt es: dass im Grunde sinnvoller Protest am Ende den Falschen nützt, nicht dem Volk von China, sondern der Partei.Foto: dpa

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Olympischer FriedeDie Idee des O. ist, dass alle Kriegshandlungen während der Spiele ruhen. Am Tag der Eröffnung der Spiele sind Georgien und Russland in Südossetien einmarschiert. Vergessen wir das mit dem O.Projekt 119Das P. haben die Chinesen bei den Spielen 2004 ins Leben gerufen. Es geht darum, 2008 möglichst viele Medaillen in den olympischen Kernsportarten Leichtathletik, Schwimmen und Turnen zu gewinnen. Eine unbestätigte Bemerkung des weisen (->) Konfuzius lautet: "Ach, diese Medaillenhatz."Foto: rtr

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Qingdao1. Ort, an dem die olympischen Segelwettbewerbe stattfinden. 2. Ort, an dem das überaus leckere Bier Tsingtao hergestellt wird, mit dem sich selbst zwei Portionen (->) Insekten am Spieß prima herunterspülen lassen.RauchverbotEin R. ist in China undenkbar, und die Spötter sagen, der Dunst über Peking sei nicht der Smog, das sei der Rauch der Zigaretten, weil wirklich überall geraucht wird. Aber das sind die Spötter. Und seit neuerem, sagen Chinesen, würde zum Beispiel auf den Intensivstationen fast gar nicht mehr geraucht. Sie sagen es mit einem (->) Konfuzius-Gesicht. Kleiner, weiser Scherz.Foto: dpa

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Spucken - In weiten Teilen der Stadt ist es den Chinesen abgewöhnt worden, auf die Straße zu s.. Aber in der (->) Altstadt, da wird das S. lautstark und mit großer Leidenschaft betrieben. Dazu wird geraucht, bis der Himmel diesig ist.Taxi Eine alte Journalistenregel besagt, dass man keinesfalls etwas über T.s schreiben darf. Gegen diese Regel wird im Verlauf dieser Spiele noch lustvoll verstoßen werden. Mehrmals.Foto: rtr

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U-BahnKeine alte Journalistenregel besagt, dass man keinesfalls etwas über die U. schreiben darf. Da wegen des Smogs (-> Rauchverbot) immer weniger Autos fahren dürfen, sind die brandneuen U.en ein Segen für die Stadt. Bis 2020 soll in Peking das natürlich größte U.-Netz der Welt entstehen.Vogelnest - 1. Das V. ist ein ganz besonderes Essen, obwohl es, wie man hört, nach nichts schmeckt. Es wird in Brühe zubereitet und soll gesund sein. 2. Das Nationalstadion trägt den Spitznamen V.Foto: AP

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WanderarbeiterFür umgerechnet fünf Euro am Tag haben die W. die olympischen Sportstätten hochgezogen. Während der Spiele müssen sie die Stadt verlassen. Nach den Spielen kehren die W. zurück auf die Baustellen der Stadt.Xi ZangBeliebter olympischer Schlachtruf der Chinesen. Nun ja, kleiner Scherz. X.Z. bedeutet Tibet. Absolut verboten: der Kalauer "Aktenzeichen X.Z. ungelöst".Foto: rtr

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Yanjing Das Bier namens Y. ist noch lecker als das Bier aus (->) Quingdao. Mit dem Y. lassen sich drei Portionen (->) Insekten am Spieß prima herunterspülen.Zhong GuoZ. bedeutet Mitte und G. bedeutet Land. Frei übersetzt: das Reich der Mitte. Das Z.G. ist Gastgeber der Olympischen Spiele.Foto: rtr

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