Olympia in Peking 2008:Es wird abgerechnet

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Das könnte teuer werden: Möglicherweise muss der suspendierte Springreiter Christian Ahlmann die Kosten für seine Olympia-Teilnahme zurück erstatten.

Sarina Pfauth

Als Kind mochte Christian Ahlmann Pferde nicht so gerne; jedenfalls nicht so gerne wie Fußball. Sein Vater bemühte sich jedoch redlich, dem Sohn das Reiten schmackhaft zu machen - und als Christian elf Jahre alt war, verdrängte der Reitsport tatsächlich den Fußball auf Platz zwei der Lieblingshobbies.

Unter Verdacht: Christian Ahlmann auf seinem Pferd Cöster. (Foto: Foto: Reuters)

Von da an bedeutete ihm das Reiten die Welt - ob die Pferde auch, daran zweifeln Tierfreunde im Moment. Jedenfalls besteht der dringende Verdacht, dass Ahlmanns Pferd Cöster gedopt wurde. Und zwar mit einer Substanz, die die Beine schmerzempfindlicher macht - das bewegt das Tier dazu, einen Stangenabwurf um jeden Preis zu vermeiden.

Mit Zwölf gewann Ahlmann sein erstes S-Springen, schon mit 14 erhielt er das Goldene Reitabzeichen. 2003 gelang ihm der Durchbruch auf internationaler Ebene mit einem Doppelsieg bei den Europameisterschaften. Im Nebenberuf führt der Pferdewirt Ahlmann heute zusammen mit seinem Vater einen Zucht- und Ausbildungsbetrieb in Marl.

Keine schöne Sache

Um konstant erfolgreich zu sein, steht auf Christian Ahlmanns Homepage, brauche man ein Spitzenpferd. Und der Holsteiner Wallach Cöster sei so eines. Darüber, ob Ahlmann der Erfolg am Ende wichtiger war als das Pferd, kann man nur mutmaßen - der Springreiter selbst hat sich noch nicht zu den Doping-Vorwürfen geäußert. Er wollte sich die Ergebnisse der A-Probe zunächst genau ansehen und Gespräche mit seinem Umfeld führen - wohl mit den Mitarbeitern, die auf seiner Homepage als "gutes Team" beschrieben werden, ohne das seine sportlichen Erfolge nicht möglich wären.

Eine positive A-Probe ist keine schöne Sache. Michael Vesper, der Generaldirektor des Olympischen Sportbunds, war stinksauer, nachdem die positive A-Probe von Cöster bekannt wurde. Schon wieder ein Dopingfall im deutschen Reitsport - das sei "für uns alle schockierend". Allerdings warnte der Chef de Mission davor, "zu generalisieren". Auch könne man einen solchen Fall "nicht mit einem Doping-Fall in der Leichtathletik vergleichen".

Vesper verspricht trotzdem eine "Null-Toleranz- Politik". Die könnte auch beinhalten, dass Christian Ahlmann finanziell zur Verantwortung gezogen wird, sollte sich der Doping-Vorwurf durch die B-Probe bestätigen. Dann droht dem 33-Jährigen aus Marl die Übernahme von Transport- und Übernachtungskosten für sich und sein Pferd. "Wenn sich der Fall in der B-Probe bestätigt, muss er mindestens seine Entsendungskosten tragen, so wie es auch in der Athletenvereinbarung steht. Das schließt auch die Kosten für den Pferdetransport ein", sagte Vesper.

Pro Athlet werden schätzungsweise 7500 Euro berechnet, bei Transport und Unterbringung der Pferde geht man von einer fünfstelligen Summe aus.

Ahlmann soll sprechen

Ahlmann wurde wie drei weitere Reiter sofort von Olympia suspendiert, nachdem den Pferden die Einnahme des Wirkstoffes Capsaicin nachgewiesen worden war. Der Wirkstoff kann erst seit zwei Jahren durch ein Testverfahren nachgewiesen werden. Christian Ahlmann reiste sofort nach Bekanntwerden des positiven Tests am Donnerstag ab.

Bei den drei anderen Reitern handelt es sich um den Brasilianer Bernardo Alves mit sein Pferd Chupa Chup, Denis Lynch (Irland) mit Latinus und Tony Andre Hansen (Norwegen) mit Camiro.

Die B-Proben wurden am Freitagvormittag geöffnet. Mit einem Ergebnis wird frühestens Anfang nächster Woche, spätestens in sieben Tagen gerechnet. Für die darauffolgende Woche hat der Welt-Reiterverband Fei eine Anhörung mit Ahlmann und den anderen Reitern angesetzt. Ein Fei-Tribunal wird dann spätestens bis Anfang Oktober mögliche Strafen aussprechen.

Sollte sich der Doping-Vorwurf bestätigen, könnte das Ahlmann auf alle Fälle mehr kosten als die Reiseaufwendungen: Seinen Ruf als Sportler. Und als Pferdefreund.

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