Olympia:Gold mit jedem Stoß

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Mit Cowboyhut und Grüßen an die Familie: Ryan Crouser zelebriert seinen zweiten Olympiasieg. (Foto: Michael Kappeler/dpa)

23,30 Meter: Der Kugelstoßer Ryan Crouser verblüfft auch in Tokio. Über die 400 Meter der Männer setzte sich der Weltmeister Steven Gardiner von den Bahamas durch. Im Stabhochsprung der Frauen gewann überraschend die Amerikanerin Katie Nageotte.

Wenn Ryan Crouser in dieser Saison in den Kugelstoßring steigt, stellt sich nicht mehr die Frage, ob er gewinnt - sondern mit welcher Weite. So war es auch am Donnerstagmorgen in Tokio, nach 2016 in Rio gewann der 28 Jahre alte US-Amerikaner seine zweite Goldmedaille. Und auch diesmal katapultierte Crouser mit seiner Drehstoßtechnik die Eisenkugel über 23 Meter - auf 23,30 Meter, nur sieben Zentimeter weniger als sein unwirklicher Weltrekord, den er vor knapp einem Monat in die Bestenliste gehämmert hatte.

In Tokio übertraf Crouser mit jedem seiner sechs Stöße den olympischen Rekord, den er vor fünf Jahren mit 22,52 Metern erschaffen hatte: 22,83, 22,93, 22,86, 22,74, 22,54 - und schließlich 23,30 Meter. Die Konkurrenten waren einer derartigen Darbietung nicht gewachsen: Crousers Landsmann, der zweimalige Weltmeister Joe Kovacs, holte mit 22,65 Metern Silber, wie vor fünf Jahren in Rio. Auch der Neuseeländer Tomas Walsh wiederholte mit 22,47 Metern seinen olympischen Bronzegewinn. Wegen einer Rückenverletzung hatte David Storl (SC DHfK Leipzig), der Olympiazweite von 2012, sich für die Tokio-Spiele nicht qualifizieren können.

Zweifeln, dass bei den 23-Meter-Weiten und dem Weltrekord von Crouser wie zu früheren Doping-Hochzeiten nicht alles rechtens zugehen könnte, wollte sich die deutsche Cheftrainerin nicht anschließen. "Er ist ein Modellathlet und stößt mit der neuen Drehstoßtechnik. Das wird die bestimmende Technik in der Zukunft sein", sagte Annett Stein in Tokio. Jürgen Kessing, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, schloss sich dieser Ansicht an. "Die Drehstoßtechnik macht bessere Leistungen möglich. Deshalb ist der Weltrekord von 23,37 Metern nicht ganz so ungewöhnlich", sagte er, ehe er sich auf eine arg gewagte These einließ: "Ich erwarte, dass man mit dieser Technik auch über 24 Meter stoßen kann."

Über die 400 Meter der Männer setzte sich am Donnerstag der Weltmeister Steven Gardiner (Bahamas) durch. Der 25-Jährige gewann in 43,85 Sekunden wie bei der WM 2019 in Doha vor dem Kolumbianer Anthony Jose Zambrano (44,08). Kirani James (Grenada) holte neun Jahre nach seinem Olympiasieg von London Bronze (44,19). Im Stabhochsprung der Frauen gewann etwas überraschend die Amerikanerin Katie Nageotte, 30, die 4,90 Meter überquerte und sich vor der Weltmeisterin Anschelika Sidorowa (Russland/4,85) durchsetzte. Auch über die 110 Meter Hürden gewann nicht der große Favorit Grant Holloway aus den USA (13,09 Sekunden), sondern der Jamaikaner Hansle Parchment (13,04). Gold im Dreisprung ging in Abwesenheit von Titelverteidiger Christian Taylor an den Portugiesen Pedro Pablo Pichard, der mit 17,98 Metern eine würdige Siegerweite schaffte.

© SZ vom 06.08.2021 / sid, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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