Österreichischer Skiverband:Warten aufs Protokoll

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Das Gerichtsverfahren, das ein österreichischer Funktionär gegen seinen Skiverband angestrengt hat, wird auf unbestimmte Zeit vertagt. Der Grund: Dokumente, die für die Beweisführung ausschlaggebend sind, konnten nicht vorgelegt werden.

Von Johannes Knuth, St. Pölten

Das Gerichtsverfahren, das ein österreichischer Funktionär gegen seinen Skiverband angestrengt hat, ist am Mittwoch auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Hans Kaiser, im Landesskiverband Niederösterreich bis zum vergangenen Jahr Referent für das Ressort Freestyle, war von seiner Tätigkeit im Mai 2018 suspendiert worden. Der Vorwurf damals: Kaiser habe Funktionäre, darunter Vertreter des Österreichischen Skiverbands (ÖSV), beschimpft, außerdem habe er über deren Köpfe hinweg beim Ski-Weltverband (Fis) Politik betrieben und das Budget seines Referats überschritten. Kaiser hatte den Präsidenten seines Landesverbands daraufhin vor dem Bezirksgericht in Sankt Pölten verklagt, wegen übler Nachrede. Die Verantwortlichen hätten die Vorwürfe gegen ihn bis heute nicht schlüssig belegt, sagt Kaiser.

Bevor die Hauptverhandlung am Mittwoch richtig begonnen hatte, war sie freilich schon wieder vertagt. Richterin Angelika Schroll hatte Kaiser zuvor in die Beweispflicht genommen: Dass ihn der Vorstand des Landesverbands suspendiert habe, reiche als Beleg nicht aus - Kaiser müsse schon nachweisen, dass der Landespräsident ihn mit Blick auf den zentralen Vorwurf persönlich bezichtigt habe - dass Kaiser also Funktionäre des ÖSV beschimpft habe. Das, so Kaiser, sei nur in einer Präsidiumssitzung geschehen. An dieser habe er nicht teilgenommen, kraft seiner damaligen Position als Referent. Und das entsprechende Protokoll der Sitzung könne nur die Gegenpartei zur Verfügung stellen. Diese willigte am Mittwoch auch ein, sie ließ zugleich aber wissen, dass sie das Protokoll nicht zur Verhandlung mitgebracht habe. Die Richterin vertagte daraufhin die Sitzung, verbunden mit dem Wunsch, ob sich die Parteien nicht doch außergerichtlich einigen möchten.

Kaiser sagte nach der Sitzung, er sei einem Vergleich grundsätzlich nicht abgeneigt - "aber nur, wenn der Skiverband die Vorwürfe gegen mich widerruft. Und das halte ich für sehr unwahrscheinlich." Er müsse mit Blick auf ausufernde Prozesskosten freilich überlegen, ob es sinnvoll wäre, das Verfahren weiter voranzutreiben. Zumal der Anwalt des Landesskiverbandes am Mittwoch die Bereitschaft bekundet hatte, auf ein monatelanges Verfahren vorbereitet zu sein. In diesem Fall müsse er die Vorwürfe eben "auf anderen Wegen" entkräften, sagte Kaiser.

Wolfgang Labenbacher, der beklagte Präsident des Landesverbands, sprach im Anschluss von "gewaltigen Fantasien und Konstruktionen", die der Kläger gesponnen habe. Was genau er damit meinte, sagte er nicht.

© SZ vom 21.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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