Österreich:Schmachvolles Wiedersehen

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Offensiv unsichtbar, defensiv wackelig: Beim 2:4 in Israel enttäuscht die Fußball-Nationalmannschaft in allen Belangen.

Von Ludwig Haas, Haifa/München

Es gibt sicherlich einige, die hätten nichts dagegen gehabt, nach der Niederlage der Österreicher im EM-Qualifikations-Spiel gegen Israel in Haifa einen Trainertausch zu vollziehen. Im Internet gab es nach der Partie Fans, die genau das vorschlugen: Franco Foda sollte nach Israel überlaufen, Andi Herzog im Gegenzug zurück in seine Heimat wechseln. Auch die österreichische Presse fand nur Häme für das enttäuschende 2:4 der Österreicher am Sonntag. "Die Schmach von Haifa", titelte die Tageszeitung Die Presse.

Die Israelis, die seit August 2018 eben von jenem Andreas "Andi" Herzog trainiert werden, gingen als klarer Außenseiter in das Spiel, obwohl bei Österreich David Alaba angeschlagen fehlte. Doch die israelische Mannschaft, die in der Fifa-Weltrangliste auf dem 92. Platz hinter Ländern wie dem Oman oder Zambia steht, zeigte einen couragierten und abgezockten Auftritt. Damit schienen die Österreicher, die in der Weltrangliste etwas weiter vorne auf dem 23. Platz weilen, nicht wirklich gerechnet zu haben. Dabei waren sie gut in beide Spielhälften gestartet, gingen früh durch Marko Arnautovic in Führung. Ansonsten stand am Ende ein offensiv unsichtbares und defensiv wackliges Spiel zu Buche.

Bei Maccabi Tel Aviv verprügelte Zahavi einen Flitzer und sah dafür die rote Karte

Das Wiedersehen mit der österreichischen Nationalmannschaft und besonders mit deren Trainer Franco Foda war für Herzog auch gewissermaßen eine Revanche. Als er sich 2017 nach dem Abschied von Marcel Koller schon so gut wie sicher gewesen war, den Job als Nachfolger und Trainer der österreichischen Mannschaft zu bekommen, hatte ihm diesen Franco Foda weggeschnappt. In der Folge äußerte Herzog vielsagend seinen Unmut über die Entscheidung. "Verarschen kann ich mich selber auch", sagte Herzog vor zwei Jahren; die Funktionäre des Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) müssten sich nie wieder bei ihm melden.

Vergeblicher Jubel: Eran Zahavi trifft bei der 1:3-Niederlage Israels in Österreich zur zwischenzeitlichen Führung. (Foto: Jack Guez/AFP)

Der entscheidende Spieler des Abends war nun der israelische Angreifer Eran Zahavi. Er erzielte drei Tore - und er legte den Treffer von Teamkollege Munas Dabbur zum zwischenzeitlichen 4:1 auf. In Haifa am Sonntag war Zahavi der Gefeierte, doch seine Karriere verlief nicht immer reibungslos. Zahavi ist zwar dreimaliger Torschützenkönig der israelischen Liga und wurde 2017 zum besten Spieler der Chinesischen Super League gewählt, ist dort aktuell bei Guangzhou R&F beschäftigt. Nichtsdestotrotz hängt ihm der Ruf des Skandalspielers an. Im November 2014 hatte er während eines Spiels seines damaligen Vereins Maccabi Tel Aviv einen Flitzer auf dem Spielfeld verprügelt und dafür die rote Karte bekommen. Das Spiel musste anschließend wegen Fanausschreitungen abgebrochen werden.

Für den wohl größten Aufreger sorgte Zahavi im September 2017 während eines Spiels zur WM-Qualifikation gegen Mazedonien. Nachdem der Gegner die 1:0-Führung erzielt hatte, war Israels Mannschaft von den Fans ausgepfiffen worden. Als Reaktion darauf riss sich Zahavi die Kapitänsbinde vom Arm und warf sie neben sich auf den Boden. Nach dem Spiel sagte er in einem Interview, dass ihm die Aktion nicht leid tue und er sie auch nicht bereue. Nur zwei Stunden nach Abpfiff wurde Zahavi suspendiert. Sein Wurf der Kapitänsbinde wurde in Israel zum Politikum. Die israelische Ministerin für Kultur und Sport, Miri Regev, sagte, Zahavi habe "die Werte mit Füßen getreten, auf dem wir versuchen, zukünftige Generationen aufzubauen".

Trainiert wird die Mannschaft vom Österreicher Andreas Herzog. (Foto: Jack Guez/afp)

Andi Herzog sah das anders. Er rehabilitierte Zahavi nach einem Jahr Pause und holte ihn zurück ins Nationalteam - pünktlich zum Start der Uefa Nations League. Die Versöhnung zahlte sich nicht nur beim Auftritt gegen Österreich aus, Zahavi traf bereits vier Mal in der EM-Qualifikation. Während Israel nach zwei Siegen in den ersten beiden Partien auf Platz zwei der Gruppe G liegt, schwinden die Chancen für die fünftplatzierten Österreicher. Da helfen wohl auch keine optimistischen Aussagen wie jene des Hertha-Profis Valentino Lazaro: "Wir hatten noch nie einen Messi oder Ronaldinho. Aber wenn wir das Herz in die Hand nehmen, können wir mit guten Nationen mithalten."

© SZ vom 26.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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