In vielen Zeitschriften gibt es eine Rubrik, die sich mit den Vergessenen dieser Welt beschäftigt. Will die Redaktion nett sein, tauft sie das Ressort "Was macht eigentlich...". Die unfreundliche Variante lautet: "Ich dachte, Du wärst längst tot."
Nun war man als Fußball-Fan gerade dabei, Berti Vogts in eine dieser Kategorien zu stecken, als er am Wochenende beim Biathlon-Weltcup auftauchte. Als Experte durfte er seine Erfahrungen verkünden, die er am Tag zuvor bei einem Probe-Training machte. Gehässig dachte man sich vor dem Fernseher: Schau an, der Berti, seit 26 Monaten ohne Fußball-Engagement. Davor kurze Gastspiele bei prestigeträchtigen Teams wie Kuwait, Schottland - und Leverkusen. Nun muss er auch noch den Mikro-Halter beim Biathlon geben.
Doch kein Grund zum Mitleid: Die Super Eagles aus Nigeria wollen zu neuen Höhenflügen ansetzen - mit Vogts. "Eine Riesen-Herausforderung. Ich freue mich wahnsinnig", sagte Vogts bei der Verkündung des neues Jobs. "Ich träume natürlich davon, mit Nigeria bei der WM zu spielen."
Die Chancen stehen nicht schlecht: Die Super Eagles liegen in der Weltrangliste nur drei Plätze hinter Deutschland. Um diese Position zu verbessern, hat Vogts ein Vorbild: Jürgen Klinsmann. Auch Vogts wird von einem anderen Kontinent aus arbeiten und ausländische Experten (laut Sportinformationsdienst: Uli Stein oder Eike Immel als Torwarttrainer) um sich scharen. Ob er eine Torwartdiskussion anzetteln wird, ist noch unklar.
Vogts hat an seinem 60. Geburtstag im Dezember verkündet: "Sportdirektor zu werden, um eine mittelfristige Philosophie umzusetzen - ja, das kann ich mir vorstellen. Trainer zu werden, um nach fünf Niederlagen gefeuert zu werden - nein, das ist nicht mehr meine Welt."
Nun ist es doch wieder seine Welt. Aber das muss ja nicht lange so bleiben - auch wenn der Vertrag bis 2010 läuft.