Niederlande:0:13

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Ball im Netz, immer wieder: 13 Gegentore kassierte Venlo gegen Ajax.. (Foto: imago images)

"Das geht um die Welt": Ajax Amsterdam verblüfft mit einem Rekordsieg in Venlo. Doch so mancher befürchtet einen nachhaltigen Schaden für den niederländischen Fußball.

Irgendwann fielen die Tore wie reife Früchte. Mit links, mit rechts, nach peinlichen Ausrutschern, per Elfmeter. "Ajax frisst Venlo mit Haut und Haaren. Der 24. Oktober 2020 geht in die Geschichtsbücher ein", schrieb das Fußballmagazin Voetbal International nach dem denkwürdigen 13:0 (4:0)-Rekordsieg und befand: "Dieses Ergebnis geht um die Welt."

Mit Toren in der 13., 17., 32., 44., 54., 55., 57., 59., 65., 74., 76., 78. und 87. Minute sorgte Amsterdam für den höchsten Sieg in der Geschichte der niederländischen Ehrendivision. Ajax verbesserte die eigene Bestmarke aus der Saison 1971/72, damals siegte der Rekordmeister mit Johan Cruyff und Johan Neeskens gegen Vitesse Arnheim 12:1. "Das ist schlecht für den holländischen Fußball, weil alle darüber reden", erklärte Peter Bosz, früher Coach von Ajax und aktuell Trainer von Bayer Leverkusen. "Auch mit einer roten Karte darf das natürlich nie passieren", führte Bosz weiter aus. "Dieser Rekord wird wohl eine ziemlich lange Zeit bestehen bleiben. Nach jedem Treffer wurde unser Hunger größer", sagte Ajax-Verteidiger Daley Blind.

Spieler des Tages war Lassina Traoré. Der Stürmer aus Burkina Faso schoss fünf Tore und gab drei Vorlagen. Besser war zuletzt Marco van Basten, der am 8. Dezember 1985 sogar sechs Tore gegen Sparta Rotterdam schoss, Ajax gewann 9:0. Die niederländische Tageszeitung AD krönte den ehrgeizigen Traoré, 19, daraufhin zum "Goudhaantje" - Goldhähnchen. Der Teenager hatte sogar noch Chancen zu weiteren Treffern. "Solche Ergebnisse erlebt man eigentlich nur in der Jugend, manchmal sehe ich das bei der U12 oder U13 von Ajax. Mein letztes zweistelliges Ergebnis muss als kleiner Junge irgendwo in Burkina Faso gewesen sein", sagte Traoré.

Der ehemalige Schalker Klaas-Jan Huntelaar, 37, hatte nach seiner Einwechslung mit zwei Treffern ebenfalls Anteil am Rekordsieg. "Wir wollten hoch gewinnen und hatten kein Mitleid mit VVV", sagte Huntelaar. Die rote Karte gegen Venlos Christiaan Kum (52.) half freilich, danach fielen noch neun Treffer. Ajax-Trainer Erik ten Hag betonte, das Ergebnis sage nichts über die Qualität der niederländischen Liga aus. "VVV hat gezeigt, dass es gute Leistungen bringen kann, also lag es an Ajax. Wir haben einfach gut gespielt. Es war kein Testspiel gegen Amateure", sagte der ehemalige Coach der zweiten Mannschaft des FC Bayern München - und blickte lieber nach vorne: "Wir müssen das jetzt abhaken, am Dienstag spielen wir Champions League. Da gelten ganz andere Gesetze."

Für den Vereinsrekord in einem Pflichtspiel reichte es für Amsterdam übrigens nicht: 1984 hatte Ajax unter Trainer Aad de Mos die Red Boys Differdange aus Luxemburg im Uefa-Cup gar 14:0 geschlagen. Und Venlo? Nahm das Debakel mit Galgenhumor. "Wir haben einen Rekord ...", twitterte der Klub.

© SZ vom 26.10.2020 / SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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