NBA Finals:Alle Wege führen zum Ring

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Beim Draft 1997 saßen Tim Duncan und Chauncey Billups nebeneinander. Ihre Wege haben sich getrennt - nun treffen sie sich wieder: Heute Nacht im Finale um die Meisterschaft zwischen Detroit und San Antonio.

Jürgen Schmieder

Duncan war der erste Spieler, der 1997 gedraftet wurde. Bei den Spurs avancierte er zum Superstar, führte seine Mannschaft 1999 und 2003 zum Titel und wurde zweimal zum wertvollsten Spieler der Liga gewählt. Seine gesamte Karriere über blieb er seinem Team in San Antonio treu. Billups war die Nummer drei im Draft. Er spielte für sechs verschiedene Mannschaften, ehe ihn die Detroit Pistons 2002 nach unzähligen Verletzungen verpflichteten. Der Lohn dafür: Billups führte die "Bad Boys II" in der vergangenen Saison zum Titelgewinn und trägt seitdem auch einen Ring am Finger.

Heute Nacht kreuzen sich die Wege von Duncan und Billups erneut, wenn die Spurs und die Pistons im ersten Finale um die Meisterschaft aufeinandertreffen. Kaum einer hätte dieses Duell vor der Saison für möglich gehalten. Die Favoriten lauteten Phoenix Suns, Miami Heat und Los Angeles Lakers. Es kam ganz anders: Steve Nash und seine Suns schlichen nach der bitteren 1-4-Schlappe enttäuscht aus der Halle, Shaquille O'Neal heulte nach der Niederlage im siebten Spiel wie ein Schoßhund. Von Kobe Bryant und den Lakers mag man gar nicht mehr sprechen, seit sie sich nicht einmal für die Playoffs qualifizieren konnten. "Offense wins games, defense wins championships", heißt es nicht umsonst im amerikanischen Sport.

Ein Duell der Underdogs also, die nicht unbedingt den attraktivsten Basketball zu spielen pflegen. Beide Mannschaften glänzen nicht durch spektakuläre Spielzüge, sondern durch taktische Disziplin und knallharte Verteidigung. So verwundert es kaum, dass sich die Begeisterung der Fans über diese Paarung in Gernzen hält. Die Los Angeles Times sagt sogar die niedrigsten Einschaltquoten seit Jahren voraus. "So etwas ist uns völlig egal", sagt Pistons-Center Ben Wallace vor dem Spiel. "Ignoranz macht uns nur noch stärker."

Harter Basketball erwartet

Viele Experten freuen sich dennoch auf das Best-of-Seven-Finale. Es gibt in beiden Mannschaften keine Egomanen, keine Diven, keine Profilneurosen. Nur der Erfolg des Teams zählt, und dafür arbeitet jeder der zwölf Spieler mit allen erlaubten Mitteln. "Beide Mannschaften spielen hart, kompromisslos und intelligent", urteilt Legende Oscar Robertson. "Wer sich im Basketball auskennt, wird dieses Finale zu schätzen wissen."

Trotz aller Betonung des Teamgeistes stehen Duncan und Billups bei ihren Mannschaften im Mittelpunkt. Duncan zeigte sich beim Finale der Western Conference von seiner besten Seite. 27,4 Punkte und 13,8 Rebounds lieferte er im Schnitt und entpuppte sich einmal mehr als der Anführer. "Nach dem Karriereende unseres Chefs David Robinson hätte ich nicht gedacht, dass ich noch einmal um den Titel mitspielen darf", urteilt Duncan über den Einzug ins Finale. Nun ist er der Chef, die Mitspieler vertrauen ihm blind.

In Detroit zu Hause

Chauncey Billups hat sich ebenfalls zum Anführer auf dem Feld hochgearbeitet. Seine Zahlen lesen sich mit 18 Punkten und über sechs Assists pro Spiel nicht ganz so gut wie die von Duncan. "Seine Stärke lässt sich nicht in Nummer ausdrücken", versichert sein Trainer Larry Brown. "Er ist einer der besten Verteidiger und ein absoluter Leader." Das war nicht immer so. Nach missglückten Stationen in Denver und Toronto schien seine Karriere keinen guten Verlauf zu nehmen. "Doch Joe Dumars hat mir in Detroit eine Chance gegeben", sagt Bilups. "Hier fühle ich mich zu Hause."

In der Nacht zum Freitag (3 Uhr MEZ) findet das erste Spiel der Serie in SBC Center in San Antonio statt, einen Favoriten gibt es nicht.

"Wir müssen nur ein Spiel auswärts gewinnen", ist sich Chauncey Billups sicher. "Den zu Hause werden wir nicht verlieren."

In der Tat zählt der Palace of Auburn Hills zu den unbeliebten Hallen in der NBA. Die Fans der Pistons gelten als extrem frenetisch und unsportlich.

"Mit diesem Druck können wir umgehen, das sind wir gewohnt", sagt Tim Duncan wie immer lässig. Er möchte sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen auf seinem Weg zum dritten Titel.

Chauncey Billups und Tim Duncan - zwei unterschiedliche Charaktere, zwei unterschiedliche Karrieren. Das NBA-Finale in diesem Jahr zeigt: Alle Wege führen zum Ring.

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