Natalia Moltschanowa:Berühmte Apnoe-Taucherin stirbt wohl im Mittelmeer

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So ähnlich könnte man sich das ja wohl vorstellen. Fehlen nur noch Standesbeamtin oder Pfarrer - und natürlich die Hochzeitsringe. (Foto: Marius Becker/dpa)
  • Bei einem vergleichsweise leichten Tauchgang verschwindet die erfahrene Apnoe-Taucherin Natalia Moltschanowa.
  • Die Suchaktion blieb bisher erfolglos. Die Hoffnung, die Russin lebend zu finden, ist gering.
  • Die Sportlerin hält zahlreiche Weltrekorde und ist mehrfache Weltmeisterin.

Von Tim Brack

Es war keine schwierige Übung, die sich Natalia Moltschanowa am vergangenen Sonntag vorgenommen hatte: Mehr als 35 Meter tief wollte sie vor der Balearen-Insel Formentera tauchen - unter Freitauchern eigentlich keine Herausforderung. Doch die 53-Jährige ist seitdem nicht mehr aufgetaucht.

Die Russin war mit ihrem Sohn Alexej - auch ein bekannter Freitaucher - unterwegs. Er sagte am Dienstag der New York Times, er glaube nicht, dass seine Mutter lebend gefunden werden würde. Die Weltrekordhalterin gilt als sehr erfahren, umso mehr verwundert es, dass sie bei einem Tauchgang mit relativ geringer Tiefe verschwand.

Spekulationen über das Verschwinden

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Dafür könnten die starken Unterwasserströmungen verantwortlich sein, die es vor der Küste der Insel gibt. Möglich ist auch, dass ihr Körper mit einem Schock auf die schnell fallenden Temperaturen unter der Wasseroberfläche reagierte. Mit Spekulationen wollten sich ihre Tauchkollegen zunächst nicht aufhalten. Gleich nachdem die zweifache Mutter nicht wieder aufgetaucht war, verständigten sie die Küstenwache und umliegende Boote. Zwei Tage lief die Suche nach der Vermissten im Wasser und aus der Luft - ohne Erfolg.

Die Freitaucher-Szene gab mittlerweile Trauerbekundungen ab. Der 15-fache Weltrekordhalter Will Trubridge postete auf Twitter, die Welt habe "ihre größte Freitaucherin verloren. Ich glaube nicht, dass das irgendjemand bestreiten würde." Ihr Talent und ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten konnten Moltschanowa wohl dennoch nicht vor den schwierigen Bedingungen im Meer schützen, das vermutet Kimmo Lahtinen, Präsident des Weltfreitauch-Verbands Aida: "Wir dachten alle, nichts könnte ihr passieren, aber wir spielen mit dem Ozean und wenn du mit dem Ozean spielst, weißt du wer der Stärkere ist."

Dem Element Wasser fühlte sich Moltschanowa schon früh verbunden. Ursprünglich als Schwimmerin, doch nach der Geburt des ersten Kindes gab sie den Sport auf. Erst mit 40 Jahren begann sie mit dem Freitauchen und avancierte zur 23-fachen Weltmeisterin. Sie ist die meist ausgezeichnete Athletin in der Szene und hält 41 Weltrekorde. Bei der Weltmeisterschaft 2007 hielt sie in einer Disziplin die Luft länger an als der männliche Sieger - neun Minuten am Stück. Neben den Wettkämpfen unterrichtete sie an der russischen Staatsuniversität Freitauchen.

Freitauchen besteht aus verschiedenen Wettkampfdisziplinen

Das Freitauchen besteht offiziell aus sechs Wettkampfdisziplinen - zusätzlich werden zwei Disziplinen von der Aida überwacht und Weltrekorde anerkannt. In drei Kategorien wird versucht, Bestmarken aufzustellen: Zeit, Länge und Tiefe. "Free Immersion" ist zum Beispiel eine Disziplin des Tieftauchens. Die Wassersportler ziehen sich mit dem Armen an einem Seil nach unten. Eine weitere Variation ist das "Constant Weight" mit und ohne Flossen - hier versucht der Taucher, möglichst weit mit der eigenen Muskelkraft nach unten zu kommen.

Die beiden überwachten Disziplinen sind "Variable Weight" und "No Limit". Bei ersterer wird der Sportler durch ein zusätzliches Gewicht, das er in der maximalen Tiefe zurück lässt, nach unten gezogen. Auch Moltschanowa hatte sich kurz vor ihrem Verschwinden auf diese Weise nach unten ziehen lassen. Wohl zum letzten Mal in ihrem Leben.

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