Nach den Wettskandalen:"Die nutzen unsere Spielpläne, und wir haben nichts davon"

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Der DFB will das Geschäft mit den Wetten nicht mehr länger anderen überlassen und eine eigene Sportwette anbieten. Ziel des Vorhabens ist es, so Fußballpräsident Zwanziger, Manipulationen von Fußballspielen zu verhindern.

Von Thomas Kistner und Klaus Ott

München - Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bereitet sich darauf vor, nach der Weltmeisterschaft 2006 gemeinsam mit der Bundesliga und dem Deutschen Sportbund eine eigene Sportwette anzubieten. Ziel des Vorhabens sei es, Manipulationen von Fußballspielen zu verhindern und mit den Erlösen vor allem den Amateursport finanziell zu sichern, sagte der Geschäftsführende Präsident Theo Zwanziger der Süddeutschen Zeitung.

Er will sich ferner dafür einsetzen, dass WM-Organisationschef Franz Beckenbauer neuer Präsident des europäischen Fußball-Verbandes Uefa wird. Falls Beckenbauer einverstanden sei, werde ihn der DFB für dieses Amt vorschlagen.

Nach dem Skandal um verschobene Pokal- und Ligaspiele und manipulierte Sportwetten will der DFB seine Pläne für eigene Wett-Angebote vorantreiben. Er sehe nicht ein, diesen Markt Unternehmen zu überlassen, "die mit unseren Veranstaltungen hohe Umsätze machen", sagte Zwanziger.

"Die nutzen unsere Spielpläne, und wir haben nichts davon." Mit der Bundesliga werde schon seit längerem erwogen, eine eigene Sportwette aufzubauen. Der Deutsche Sportbund (DSB) solle einbezogen werden. Zwanziger erklärte, der Umsatz der Wett-Anbieter mit deutschen Sportveranstaltungen werde auf zwei bis drei Milliarden Euro im Jahr beziffert.

"Wir wollen daran beteiligt werden, wenn wir schon die Grundlage schaffen." Mit den Erlösen solle vor allem der Amateur- und Breitensport gestützt werden, betonte der DFB-Funktionär.

Zwanziger kritisierte, einzelne Bundesländer kürzten stark bei der Sportförderung, obwohl die staatlichen Lotterien mit ihren Wett-Angeboten am Sport verdienten.

Ein Teil dieser Lotto-Erlöse wird über die Landeshaushalte an die Vereine und Verbände ausgeschüttet. Falls der Sport mit einer eigenen Wette finanziell auskomme, sei der Umweg über die Landeshaushalte nicht mehr notwendig, sagte Zwanziger.

Manipulationsreiz ausschließen

Der DFB-Funktionär kritisierte, es gebe bei privaten Glücksspielunternehmen aus ganz Europa immer mehr "fragwürdige Tipps".

Wenn darauf gesetzt werden könne, welche Mannschaft die erste gelbe Karte oder einen Elfmeter erhalte, sei der "Manipulationsanreiz " deutlich größer als bei der früheren Elfer-Wette.

Hier musste der Ausgang von mindestens neun Spielen vorhergesagt werden. "Es wären also neun Schiedsrichter notwendig gewesen, um die richtigen Ergebnisse zu garantieren. Heute würde oft ein Schiedsrichter genügen."

Das Angebot von DFB, Liga und DSB solle so gestaltet sein, dass Manipulationen möglichst ausgeschlossen seien. Die Einsätze müssten begrenzt sein.Das Bundesverfassungsgericht will im Sommer entscheiden, ob neben der staatlichen Sportwette Oddset auch private Wetten grundsätzlich zulässig sind.

"Wir werden jedenfalls Konzessionsanträge vorbereiten", sagte Zwanziger. Denkbar sei eine Kooperation mit Oddset oder privaten Anbietern. Erster Ansprechpartner sei Oddset. Hier besteht schon eine Kooperation für die WM.

© SZ vom 17.3.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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