Motorsport: DTM:Der schnelle Oldtimer

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Bernd Schneider ist 42 Jahre alt und fährt noch immer ganz vorne mit. Auf dem Norisring will er einen wichtigen Sieg für Mercedes holen - und seine Karriere nicht als Titelträger beenden.

Jürgen Schmieder

Michael Schumacher - auf die Frage nach dem besten deutschen Rennfahrer aller Zeiten antworteten kürzlich 89 Prozent mit diesem Namen. In der Liste tauchten noch Heinz-Harald Frentzen auf, Nick Neidfeld, Hans-Joachim Stuck. Weit unten stand der Name Bernd Schneider - mit einem Prozent der Stimmen. Unglaublich, mag man als Motorsport-Fan denken, Schneider hat doch gerade den Rekord mit den meisten Siegen in der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM) gebrochen.

Es hilft wenig: Man muss in der Formel 1 auffallen, um nicht nur Motorsportfans ein Begriff zu sein. Bernd Schneider weiß das: "DTM und Formel 1 kann man nicht vergleichen, das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht", sagt er. Nach dem Titelgewinn in der Formel 3 fuhr er von 1988 an für zwei Jahre in der Königsklasse. Er hatte nur das Pech, dass er bei Zakspeed angestellt war - das Tasmania Berlin der Formel 1. Ein Etablieren war nicht möglich - im Gegensatz zu Ralf Schumachers Dauernörgeln nimmt man Bernd Schneider ab, dass es tatsächlich am hoffnungslos unterlegenen Material lag.

Auch in der DTM wurde Bernd Schneider oft unterschätzt. Nach seiner Rückkehr aus der Formel 1 stand er im Schatten von Klaus Ludwig, der die DTM dominierte. Schneider musste bis 1995 warten, ehe er mit elf Saisonsiegen überlegen den Titel holte. Dazu war er 2002 der einzige Mercedes-Pilot, der mit den überlegenen Abt-Audis mithalten konnte.

Seit 2003 prophezeien Experten immer wieder eine Wachablösung. Die "Jungen Wilden" würden die Etablierten wie den 42-jährigen Schneider verdrängen und eine neue Ära beginnen. Es kam anders: Nach zwei durchwachsenen Jahren holte sich Schneider, der in Monaco mit seiner Lebensgefährtin Svenja wohnt, 2006 seinen fünften Titel, feierte in dieser Saison den 32. Sieg und wurde damit Rekordsieger in der DTM.

"Er hat Speed wie eh und je"

Es ist nicht die Art von Bernd Schneider, sich selbst zu feiern. Im Gegenteil: Gelassen spaziert er durch die Boxengasse am Norisring, schreibt Autogramme, scherzt mit Kollegen. Wenn er über die laufende Saison spricht, stellt er nicht sich und seine Erfolge in den Vordergrund. Vielmehr Spricht er über das hohe Niveau, lobt junge Fahrer und betont, wie schwierig es ist, ein Rennen zu gewinnen: "Es können so viele Autos ein DTM-Rennen gewinnen wie nie zuvor, so dass man vor Beginn eines Rennens keine Favoriten auf den Sieg ausmachen kann."

Derzeit liegt Schneider mit 2,5 Punkten Rückstand auf Platz drei der Fahrerwertung - weit vor Mika Häkkinen, dem ehemaligen Formel-1-Weltmeister. Kein Wunder, dass Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug begeistert ist: "Wir sehen derzeit den besten Bernd Schneider, den es je gegeben hat. Er ist ein harter Arbeiter, und er liebt das, was er macht. Das ist das Allerwichtigste. Und er hat natürlich den Speed wie eh und je."

Schneider ist 42 Jahre alt und damit im Herbst einer grandiosen Karriere. Wie lange sie noch dauert, lässt Schneider offen und sagt: "Ich kann ja nicht als Meister abtreten." Wenn er das ernst meint, könnte das Ende seiner Karriere noch in weiter Ferne liegen.

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