Mönchengladbach:Teufelskreis

Lesezeit: 2 min

Seit dem 0:3 gegen Hertha BSC Berlin ist der schöne Vorsprung auf Platz fünf geschmolzen. Eine anhaltende Formkrise gefährdet die Ziele und die Personalplanung der Borussia. Sportchef Max Eberl setzt die Entwicklung besonders zu.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

In Mönchengladbach hoffen sie immer noch, dass ihr international umworbener Stürmer Thorgan Hazard im Sommer bleibt. Eine mögliche Lösung: Die Borussia qualifiziert sich für die Champions League. Doch zu diesem Plan trägt der belgische Nationalspieler momentan nichts bei. Seit drei Monaten schießt der 25-Jährige einfach keine Tore mehr - ein Teufelskreis. Denn wenn die Gladbacher so müde weitermachen wie jetzt auch beim 1:1-Unentschieden gegen den SC Freiburg, dann verpassen sie nicht nur die Königsklasse, sondern schlimmstenfalls auch noch die Europa League. Und dann wird Hazard nach fünf Jahren am Niederrhein gewiss fortgehen. Sein Vertrag endet zwar erst 2020, Gladbach will aber entweder verlängern - oder verkaufen. Als Interessent gilt Borussia Dortmund.

Mit drei Zu-Null-Siegen waren die Gladbacher nach einer starken Hinrunde in die Rückrunde gestartet. Sie waren Zweiter hinter dem BVB und hatten zehn Punkte Vorsprung auf Platz fünf. Sportdirektor Max Eberl träumte in dieser Phase von "etwas Großem". Gladbach hatte im vergangenen Sommer nach einer enttäuschenden Saison das System geändert, und dieses neue 4-3-3 funktionierte schneller und besser als gedacht. Das Team begeisterte seine Fans, der Klub verlängerte im November den Vertrag mit Trainer Dieter Hecking und war tatsächlich auf dem Weg zu "etwas Großem" - bis die Glückssträhne Anfang Februar unvermittelt riss: Nach zwölf Heimsiegen in Serie verlor Gladbach gegen Hertha BSC 0:3. Seither wurde nur noch ein Spiel (glücklich 1:0 in Mainz) gewonnen, seither gab es keinen Heimsieg mehr, und der Vorsprung auf die Nicht-Champions-League-Plätze ist zusammengeschmolzen. Die Saison droht ohne "etwas Großes" zu Ende zu gehen.

Seit dem 0:3 gegen Hertha BSC ist der schöne Vorsprung vor Platz fünf geschmolzen

55 Prozent Ballbesitz, 13 Torschüsse und zehn Ecken bekamen die Gladbacher gegen Freiburg - aber sie schossen ein einziges Tor: Alassane Plea, der 23-Millionen-Vereinsrekord-Einkauf, traf erstmals wieder seit knapp zwei Monaten. In der 16. Minute glich er den 0:1-Rückstand durch den früheren Gladbacher Vincenzo Grifo (10.) aus. Danach gelang den Borussen 74 Minuten lang kaum noch etwas Konstruktives.

Hecking zählte hinterher eine lange Mängelliste auf: "Wir waren zu passiv. Wir hatten nicht die Struktur, die man braucht, Wir hatten einen ganzen Haufen nicht gut gespielter Standards. Wir hatten im letzten Drittel nicht die nötige Durchschlagskraft. Wir müssen unsere Stürmer in mehr Abschluss-Situationen bringen." Fazit: "Uns fehlen im Moment die Mittel."

Dem Sportchef Eberl, seit gut zehn Jahren im Amt, setzt die Situation offenbar besonders zu. Nach dem Abpfiff rannte er in den Kabinengang, als wolle er der Abwärtsspirale einfach davonlaufen. Eberl kennt die Situation aus der vergangenen Saison, da waren seine Gladbacher nach 19 Spieltagen hoffnungsvoller Fünfter und am Ende deprimierter Neunter. Eberl fürchtet ein Déjà-Vu - und den Verlust seines Spitzenspielers Hazard.

© SZ vom 18.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: