Mönchengladbach - Düsseldorf (15.30 Uhr):Derby der Angst

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Entscheidende Phase: Sowohl für Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel (li.) als auch für Gladbachs Dieter Hecking wird das Niederrheinderby am Sonntag wegweisend. (Foto: Juergen Schwarz/Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Zwischen Halloween und Karneval: Das Niederrhein-Duell zwischen Borussia Mönchengladbach und Fortuna Düsseldorf, zwei zuletzt gerupften Klubs, verspricht gruselige Unterhaltung.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Beim bisher letzten Mal, als Friedhelm Funkel im Borussia-Park gastierte, war die Angst der Gladbacher mit Händen zu greifen. Am 19. Mai 2011 spielte der VfL Bochum unter dem Trainer Funkel das Relegations-Hinspiel in Mönchengladbach. Die Borussen hatten sich unter ihrem neuen Trainer Lucien Favre gerade noch auf den drittletzten Platz der Bundesliga gerettet und mussten gegen den Zweitligadritten Bochum den Klassenerhalt sichern.

Das Spiel war ein Drama. Gladbachs Igor de Camargo erzielte in der dritten Minute der Nachspielzeit den 1:0-Siegtreffer. Die Bochumer tobten, weil nur zwei Minuten Nachspielzeit angezeigt worden waren. Funkel und Schiedsrichter Günter Perl stritten sich auf dem Weg in die Kabine. Wenige Tage später versäumte Bochum durch ein 1:1 im Rückspiel jenen Aufstieg in die Bundesliga, auf den Funkel danach noch sieben Jahre warten musste. Erst 2018 stieg er zum sechsten Mal in die Bundesliga auf, diesmal mit Fortuna Düsseldorf. An diesem Sonntag gastiert er erstmals wieder in Gladbach. Und es ist wieder ein Angst-Derby.

Zwei miese Serien

Zuletzt fünf Bundesliga-Niederlagen mit 2:17 Toren bei der Fortuna und zuletzt zwei Pflichtspiel-Niederlagen mit 1:8 Toren bei der Borussia - wenn die Nachbarn genau eine Woche vor dem Karnevalsauftakt zum Niederrheinderby aufeinandertreffen, dann wird es ernst, dann geht es für beide um das Ende gruseliger Vorstellungen. Dass die Düsseldorfer am vergangenen Dienstag, einen Tag vor Halloween, mit 5:1 beim Viertligisten Ulm gewonnen haben - geschenkt. "In der Bundesliga kriegen wir für diesen Sieg keine Punkte", sagte Funkel und machte mit diesem prägnanten Satz deutlich, dass der Einzug ins Pokal-Achtelfinale die Chancen auf den Klassenerhalt nullkommanull verbessert hat.

Die Gladbacher hindert das aber keineswegs daran, sich vor den Düsseldorfern in Acht zu nehmen. "Ihre letzten Spiele in der Bundesliga waren zwar nicht so gut", sagte der Trainer Dieter Hecking, "aber daraus Rückschlüsse auf unser Spiel zu ziehen, wäre fatal." Die 0:5-Niederlage im Pokal am Mittwoch gegen Bayer Leverkusen ärgerte Hecking vor allem in der Höhe. Die Mannschaft hat seiner Meinung nach auch nach dem 0:3 weiter zu riskant gespielt, man hätte da lieber einen Gang zurückschalten und stabiler spielen sollen. Irritiert wirken die Verantwortlichen bei der Borussia angesichts einer tabellarisch immer noch komfortablen Situation zwar eher nicht, sie wissen aber, dass die Mannschaft sich jetzt nicht auch noch einen dritten Ausrutscher nacheinander leisten sollte. "Jetzt haben wir gegen Düsseldorf eine Challenge", sagt der Manager Max Eberl über die besondere Herausforderung nach den jüngsten beiden Niederlagen.

Funkel freut sich auf den Schiedsrichter

Nicht nur Hecking benutzt das Wort "fatal", auch Funkel tut das. "Zu glauben, dass wir in Gladbach genauso spielen können wie in Ulm, wäre fatal", sagte Fortunas Trainer. Drohender Fatalismus allenthalben. Das spiegelt die Dramatik der Gegenwart, weil in so einem einzelnen Spiel zwar keine Entscheidung fällt wie damals in der Relegation - weil Düsseldorfs sechste Bundesliga-Niederlage nacheinander aber den Druck auf Funkel und damit auf jenen Vorstand erhöhen würde, der ihm bislang noch den Rücken stärkt, und weil ein weiterer Gladbacher Ausrutscher auch den zuvor reüssierenden Hecking bei der Borussia wieder in Rücklage bringen könnte. Die Verträge beider Trainer enden nach momentanem Stand am 30. Juni 2019. Weil aber oft schon in der Winterpause vor dem Vertragsende Fakten geschaffen werden, ist zurzeit eine bedeutsame Phase für beide Trainer. Und deshalb ist das Niederrheinderby wegweisend.

Mit der Auswahl des Schiedsrichters Felix Brych für dieses Spiel ist Funkel zufrieden. Düsseldorfs Trainer hatte in den vergangenen Spielen öfter mal an den Referees herumgemäkelt, ihnen mitunter Unerfahrenheit vorgeworfen, die sich zu Ungunsten der Fortuna ausgewirkt haben soll. "Felix Brych ist der beste deutsche Schiedsrichter", sagt Funkel, bloß auf den für das Spiel angesetzten Videoassistenten dürfte Düsseldorfs Trainer skeptisch blicken. Denn der heißt: Günter Perl.

© SZ vom 04.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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