Moderner Fünfkampf:Schöneborn verpasst erneute Olympiamedaille

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Mit der letzten Medaillenentscheidung in London hat Fünfkämpferin Lena Schöneborn wenig zu tun, Mountainbiker Manuel Fumic zeigt ein starkes Rennen. Ein deutscher Wasserspringer kämpft sich im Turmspringen mit ausgekugelter Schulter auf Rang acht. Russland schlägt in einem dramatischen Volleyball-Finale Brasilien, ebenso knapp gewinnen Frankreichs Handballer den Titel.

in Kürze

Ohne Medaille in London: Fünfkämperin Lena Schöneborn. (Foto: Getty Images)

Moderner Fünfkampf: Lena Schöneborn hat eine Medaille im Modernen Fünfkampf klar verpasst. Die 26-Jährige belegte nach dem abschließenden Combined-Wettbewerb aus Crosslauf und Schießen Platz 15. Schöneborn ging mit 59 Sekunden Rückstand in die letzten beiden Disziplinen. Zu viel, um ihren Olympia-Titel von 2008 zu verteidigen. Die letzte Goldmedaille in London holte Laura Asadauskaite aus Litauen. Silber ging an die Britin Samantha Murray, Bronze sicherte sich überraschend Yane Marques aus Brasilien. Die Berlinerin Annika Schleu landete bei ihrem Olympia-Debüt auf Rang 26.

Mountainbike: Weltmeister Jaroslav Kulhavy aus Tschechien ist seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hat im Cross-Country-Rennen der Männer die Goldmedaille gewonnen. Der 27-Jährige verwies den ebenfalls hoch gehandelten Schweizer Nino Schurter um eine Sekunde auf den zweiten Platz. Bronze holte sich nach sieben Runden und 34,08 Kilometern der Italiener Marco Fontana. Manuel Fumic belegte nach einer ordentlichen Vorstellung einen guten siebten Rang. Der zweimalige Olympiasieger Julien Absalon aus Frankreich gab auf.

Volleyball: Dank einer unglaublichen Aufholjagd haben sich Russlands Volleyball-Männer erstmals seit den Heim-Spielen 1980 Olympia-Gold gesichert. Die Auswahl von Wladimir Alekno rang Weltmeister Brasilien nach einem 0:2-Satzrückstand noch mit 3:2 (19:25, 20:25, 29:27, 25:22, 15:9) nieder und musste dabei im dritten Satz sogar zwei Matchbälle abwehren. Bronze ging an das Team aus Italien, das Deutschland-Bezwinger Bulgarien mit 3:1 (25:19, 23:25, 25:22, 25:21) besiegte. Das deutsche Team beendete das Turnier auf Platz fünf.

Turmspringen der Männer: Sascha Klein und Martin Wolfram haben den deutschen Wasserspringern nicht das ersehnte Edelmetall gebracht. Olympia-Debütant Wolfram schlug sich als Achter mit 506,65 Zählern trotz Schulterbeschwerden wacker. Der Dresdner Wolfram fasste sich wiederholt mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Schulter, fuhr aber immerhin das zweitbeste Punkte-Ergebnis der Karriere ein. Er hatte sich die Schulter ausgekugelt. Das berichtete Bundestrainer Lutz Buschkow kurz nach dem Wettkampf. Der Springer sei auf dem Weg in die Klinik im olympischen Dorf, es gehe ihm aber schon wieder besser. "Er war schon unter Lachgas gesetzt und hat geschmunzelt", sagte Buschkow. Der WM-Dritte Klein musste sich an einem schlechten Tag mit dem zehnten Platz und 496,30 Punkten begnügen. In der wohl spannendsten Olympia-Entscheidung vom Turm holte sich der WM-Zweite David Boudia (USA) den Sieg. Der von Sprung-Legende Greg Louganis betreute Amerikaner kam auf 568,65 Punkte und verwies Chinas Weltmeister Qiu Bo knapp auf den Silberrang. Bronze ging an den Briten Thomas Daley (556,95). 17.000 Zuschauer feierten den heimischen Sportler frenetisch.

Moderner Fünfkampf: Steffen Gebhardt hat die große Überraschung bei den Fünfkämpfern verpasst. Bei seinen dritten Olympischen Spielen kam der 31-Jährige wie vor vier Jahren auf einen guten fünften Platz. Die deutschen Männer müssen damit aber weiter auf die erste Medaille seit dem Olympiasieg von Gotthard Handrick 1936 in Berlin warten. Die Hoffnungen ruhen zum Abschluss der olympischen Wettbewerbe am Sonntag auf Peking-Siegerin Lena Schöneborn. Der WM-Vierte Stefan Köllner enttäuschte abgeschlagen auf Rang 26 von 36 Startern. Gold im Greenwich Park in London gewann der Tscheche David Svoboda, der auf der letzten 1000-Meter-Runde im abschließenden Combined-Wettbewerb noch an dem bis dahin führenden Chinesen Cao Zhongrong vorbei sprintete. Bronze ging an den Ungarn Adam Marosi.

Handball: Kroatien hat beim olympischen Handball-Turnier Bronze gewonnen. Der EM-Dritte siegte im Spiel um Platz drei gegen Ungarn mit 33:26 (19:14). Nach Gold in den Jahren 1996 und 2004 hatten die Kroaten das Treppchen in Peking 2008 als Vierter verpasst. Bester Torschütze Kroatiens war Rechtsaußen Ivan Cupic mit acht Treffern. Bei den Ungarn traf Gergely Harsanyi (7) am häufigsten. Für Ungarn, das am Sonntag auf Spielmacher Gabor Csaszar (Sprunggelenksverletzung) verzichten musste, setzte sich eine schwarze Serie fort: Das Team von Trainer Lajos Mocsai landete zum fünften Mal bei Olympischen Spielen auf Platz vier. Eine Medaille gab es noch nie.

Volleyball: Italiens Volleyball-Männer haben sich in London Bronze gesichert. Das italienische Team besiegte am Sonntag Bulgarien mit 3:1 (25:19, 23:25, 25:22, 25:21). Damit müssen die Bulgaren, die im Viertelfinale das Team des Deutschen Volleyball-Verbandes ausgeschaltet hatten, weiter auf ihre erste Olympia-Medaille seit Silber 1980 warten. Um Olympia-Gold spielen Russland und Weltmeister Brasilien.

Basketball: Argentinien unterlag mit 77:81 Punkten Russland im Spiel um Bronze. Argentinien hatte am Freitagabend mit 109:83 (47:40) gegen Finalist Amerika verloren, Spanien hatte sich mit 67:59 (20:31) gegen Russland durchgesetzt. Damit kommt es kommt es zwischen den USA und Europameister Spanien am Sonntag (16.00 Uhr) in der North Greenwich Arena zur Neuauflage des Endspiels von 2008. Vor vier Jahren hatten die NBA-Profis Spanien in Peking in einer hochklassigen Partie mit 118:107 besiegt.

Fußball, Eklat: Der Streit zwischen Japan und Südkorea um eine abgelegene Inselgruppe hat nun auch die Olympischen Spiele in London erreicht. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) forderte Südkoreas Mannschaft auf, einen Fußballer nach dem Gewinn der Bronzemedaille wegen des Zeigens einer politischen Botschaft nicht zur Siegerehrung zu schicken. Die Auswahl des Landes stand am Samstag in London nach dem 2:1-Sieg Mexikos im Finale über Brasilien tatsächlich mit einem Spieler weniger auf dem Podest im Wembleystadion. Nach Südkoreas 2:0-Erfolg über Japan im Spiel um Platz drei am Freitag in Cardiff soll Mittelfeldspieler Park Jong Woo ein Schild mit den Worten "Tokdo ist unser Territorium" hochgehalten haben. So nennen Südkoreaner die von ihnen kontrollierte Inselgruppe im Japanischen Meer, die auch von Japan beansprucht wird. Die japanische Regierung hatte am Freitag ihren Botschafter in Seoul zurückgerufen, nachdem Südkoreas Präsident Lee Myung Bak die Inseln besucht hatte. Südkoreas Nationales Olympisches Komitee (NOK) erklärte, es nehme den Vorfall um den 23-jährigen Fußballer Park bei Olympia sehr ernst. Gemäß der IOC-Regeln habe die Politik im Sport keinen Platz. Das IOC teilte mit, es habe eine Untersuchung eingeleitet und Südkoreas NOK zu einer Erklärung und einer schnellen Reaktion aufgefordert. Ein Foto, das Parks Aktion zeigen soll, war von einer südkoreanischen Nachrichtenagentur verbreitet worden.

Doping: Am letzten Wettkampftag hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) den kolumbianischen 400-Meter-Läufer Diego Palomeque Echavarria wegen Testosteron-Dopings von den Spielen ausgeschlossen. Wie das IOC am Sonntag bekannt gab, fiel auch die B-Probe positiv aus. Der 18 Jahre alte Palomeque Echavarria sollte am 4. August starten, doch nach positiver A-Probe vom 26. Juli durfte er nicht antreten. Er ist der dritte Sportler, der von den Spielen ausgeschlossen wurde. Judoka Nicholas Delpopolo (USA) verstieß wegen des Verzehrs von Hasch-Keksen gegen die Anti-Doping-Richtlinien, die syrische Hürdenläuferin Ghfran Almuhamad flog wegen der Einnahme des Aufputschmittels Methylhexanamin auf.

Triathlon, Protest: Der Internationale Sportgerichtshof Cas hat das Ergebnis des olympischen Triathlon-Wettbewerbs der Frauen bestätigt. Der Einspruch des Nationalen Olympischen Komitees von Schweden und des schwedischen Triathlon-Verbandes vor der "ad hoc"-Kammer des CAS in London blieb erfolglos. Damit behält die Schweizerin Nicola Spririg ihre Goldmedaille, die Schwedin Lisa Nordin muss sich endgültig mit Silber zufrieden geben. Erst nach genauer Auswertung des Zielfotos hatte die Internationale Triathlon Union (ITU) Spirig Gold und Norden Silber zugesprochen. Weil auf dem Foto nach Meinung der schwedischen Verbände nicht eindeutig zu erkennen war, welche Sportlerin wirklich zuerst die Ziellinie überquert hatte, plädierten sie darauf, zwei Goldmedaillen zu vergeben.

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