Missgeschicke in London
Messfehler
Nur antiquierte Technik rettet die deutsche Hammerwerferin Betty Heidler, ein deutlich unterlegener Boxer wird zum Sieger erklärt, in Nordkorea sorgt eine Flagge des Nachbarlandes für mächtig viel Aufregung: Hochprofessionell geht es in London nicht immer zu. Die krassesten Fehlentscheidungen und Missgeschicke. Gesammelt von Saskia Aleythe Hawk-Eye, Videobeweis und Co.: Was in anderen Sportarten Fehlerkorrekturen zulässt, ist beim Hammerwurf noch nicht angekommen. Stattdessen wurde das Maßband rausgeholt, als der Monitor bei Betty Heidlers Bronzewurf nur 72,34 Meter und Platz acht anzeigte statt der eigentlichen Weite von 77,12 Metern. Heidler nahms gelassen und dankte den Briten später sogar für ihr ausgiebiges Korrekturengagement.
Missgeschicke in London
Falsche Flagge
Falsche Flagge: Das Organisationskomitee gab schon vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele eine Kostprobe von dem berühmten schwarzen Humor der Briten. Nun ist Nordkorea dafür vermutlich nicht der dankbarste Adressat. Vor der Fußballpartie der Frauen zwischen Nordkorea und Kolumbien war auf der Anzeigetafel neben den nordkoreanischen Spielerinnen die südkoreanische Flagge eingeblendet. Angesichts der nicht gerade freundschaftlichen Nachbarschaftsbeziehungen der beiden asiatischen Staaten ein ziemlicher Fauxpas. Darauf reagierten die Nordkoreanerinnen mit Protest und kehrten erst nach der Entschuldigung der Organisatoren auf den Platz zurück. Das hatte eine Stunde gedauert.
Missgeschicke in London
Wille zum Verlieren
Wille zum Verlieren: "Ich habe mein Bestes gegeben" - das ist der wohl meist gehörte Satz eines Athleten kurz nach einem verlorenen Wettkampf. Den Chinesinnen Wang Xiaoli/Yu Yang und den Südkoreanerinnen Jung Kyung Eun/Kim Ha Na hätte man diesen Satz nach ihrem Doppel nicht abgenommen. Beide Paare versuchten, das Spiel absichtlich zu verlieren, um eine bessere Ausgangsposition in der K.-o.-Runde zu haben. So landete ein Aufschlag nach dem anderen im Netz. Auch zwei weitere Teams zeigten besonderen Verlierer-Willen, alle acht Spielerinnen wurden anschließend von ihren Verbänden disqualifiziert. Dass diese Form des Betrugs in den Badminton-Regularien nicht ausgeschlossen wird, steht nun verstärkt in der Kritik.
Missgeschicke in London
Die längste Olympiasekunde
Die längste Olympiasekunde: Regel-Kritik, die Zweite: Wie oft kann man die Uhr in einer Sekunde anhalten? Im Halbfinale zwischen den Degenfechterinnen Britta Heidemann und Shin A Lam (im Bild) gelang das zwei Mal. Es war die letzte Sekunde des Duells, es stand Unentschieden und - aufgrund des ausgelosten Vorteils - hatte Shin A Lam das Gefecht eigentlich schon so gut wie gewonnen. Bis Heidemann im allerletzten Moment den entscheidenen Treffer setzte. Da halfen auch die Proteste der Südkoreaner nichts mehr. Eine Stunde lang wurde diskutiert, eine Stunde lang kauerte Shin A Lam weinend auf der Planche, dann verkündeten die Offiziellen endgültig ihr Olympia-Aus.
Missgeschicke in London
Fehlurteil im Boxen
Fehlurteil im Boxen: Es war bemerkenswert, dass Bantamgewichtler Magomed Abdulhamidov nach jedem Niederschlag durch den Japaner Satoshi Shimizu wieder aufstand. Sechs Mal hatte Shimizu den Aserbaidschaner zu Boden geschickt, zum Sieger erklärt wurde er aber nicht. Stattdessen sah der Ringrichter Abdulhamidov nach Punkten vorne und sprach ihm den Sieg zu. Sein Fehlurteil hatte nur kurz Bestand, der Boxweltverband Aiba schloss den Ringrichter schon am nächsten Tag von den Olympischen Spielen aus - und machte Shimizu zum späten Gewinner.
Missgeschicke in London
Falsche Disqualifikation
Falsche Disqualifikation: "Diese ganze Aufregung hat mich um 20, 30 Jahre altern lassen" - ansehen kann man das Siebenkämpferin Lili Schwarzkopf glücklicherweise nicht. Wohl auch, weil sie während ihres Disqualifikationsdramas erstaunlich cool blieb. Nach einem beherzten Rennen über 800 Meter lag sie in Addition aller Disziplinen auf Rang zwei, dann wurde sie jedoch disqualifiziert: weil sie auf die Linie ihrer Bahn getreten sein soll. Dabei hätte ein genauer Blick des Kampfgerichts genügt, um die Aufregung zu vermeiden. Wie ein Foto des Verstoßes zeigte, gehörte der darauf abgebildete Fuß nicht Schwarzkopf, sondern ihrer Konkurrentin auf der Nebenbahn. Schwarzkopf wurde wieder in die Wertung aufgenommen und konnte den größten Erfolg ihrer Karriere feiern: den Gewinn der olympischen Silbermedaille.
Missgeschicke in London
Zu früh gefreut
Zu früh gefreut: Sieger? Nein, doch nicht. Sieger? Nein, doch nicht. Zwei Mal hatte sich der deutsche Florett-Fechter Peter Joppich schon den Schutzhelm vom Kopf gerissen und zum Siegesjubel angesetzt, doch aus dem Team-Halbfinale gegen den Japaner Yuki Ota ging er letztendlich als Verlierer. Das Schiedsgericht wertete seine vermeintlich entscheidenden Treffer nicht, Ota zog ins Finale ein. Bei Joppich saß der Frust tief, ein wenig trösten konnte er sich jedoch später mit der Bronzemedaille.
Missgeschicke in London
Zu gut bewertet
Zu gut bewertet: Mit 16 Jahren bei den Olympischen Spielen Platz vier zu erreichen, ist wohl kaum ein Grund zum Weinen. Die deutsche Turnerin Janine Berger war trotzdem enttäuscht. Wütend gemacht hatte sie die ihrer Ansicht nach zu wohlwollende Bewertung ihrer Konkurrentin Maria Paseka. Die Russin trat bei der Landung ihres Sprungs deutlich aus dem Markierungsbereich, die Kampfrichter bestraften das jedoch nicht mit Punktabzug, Paseka erreichte den Bronzerang. Andernfalls wäre Berger auf Platz drei gelandet: Sie hatte am Ende einen Rückstand von 0,034 Punkten auf Paseka.
Missgeschicke in London
Verlorene Schlüssel
Verlorene Schlüssel: Wie bei jeder Großveranstaltung wurde vor Beginn der Olympischen Spiele auch über die Terrorgefahr diskutiert. Die Sorgfalt der Verantwortlichen trug dabei nicht zur Beruhigung der Sportfans bei: Polizisten "verlegten" die Schlüssel zum Wembley-Stadion, es soll sich dabei allerdings nur um Innenraum-Schlüssel gehandelt haben. Da ein Ersatz des Schlüsselbundes zehntausende Pfund kosten würde, wurden kurzerhand die betroffenen Schlösser ausgetauscht - ohnehin die sichere Variante.