Miroslav Klose:"So schnell wie möglich''

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Erstmals bekennt sich der Nationalstürmer zum FC Bayern - bevor es zum Wechsel kommt, müssen die Bremer aber erst noch einen Beschluss des Präsidiums aufheben.

Jörg Marwedel

Am späten Mittwochabend, kurz vor Mitternacht, hatte es Miroslav Klose endlich geschafft, das seit Monaten erwartete Zeichen zu seiner Zukunft zu geben. In diesem Moment war er eigentlich schon im Urlaub, der wegen der Reibereien um seinen möglichen Arbeitsplatzwechsel möglicherweise nicht sehr erholsam werden wird. ,,Entspannt ist etwas anderes'', bekannte er und kam schließlich auf jenen Punkt, zu dem er bislang ein klares Wort verweigert hatte.

Abschied aus Bremen: Spätestens 2008 will Miroslav Klose nach München wechseln, am liebsten aber schon jetzt. (Foto: Foto: ddp)

,,Fakt ist, dass ich mich entschieden habe, 2008 beim FC Bayern zu spielen'', sagte er. Das war bereits bekannt, der Zusatz aber neu: ,,Mir wäre es lieber, wenn es so schnell wie möglich klappt, und ich so schnell wie möglich Klarheit hätte.'' Das war, anders als die im Bundesliga-Endspurt mit dem Bremer Manager Klaus Allofs besprochene Sprachversion (,,Ich spiele bis 2008 für Werder Bremen''), ein erstes und zugleich sehr klares Bekenntnis für den FC Bayern. Und tatsächlich spricht immer mehr dafür, dass dieser Wechsel bald über die Bühne geht.

Alle wollen das Gesicht wahren

Vermutlich geht es nur noch darum, den Beschluss des Werder-Präsidiums aufzuheben, wonach ein sofortiger Klose-Verkauf nur ins Ausland erfolgen dürfe. Geschäftsführer Allofs scheint zunehmend für einen Verkauf zu sein, wogegen der Rest der Vorstandschaft sich ziert. Immerhin hat Allofs nach kicker-Informationen sogar einen Tausch mit Lukas Podolski angeregt, was Bayern-Manager Uli Hoeneß aber vehement ausschloss.

Weil den Bremern seit zehn Tagen ein Angebot aus München ,,über eine stattliche Summe'' (Hoeneß) vorliegt - wohl zehn Millionen Euro - geht es nun darum, zwischen dieser Offerte und dem Bremer Wunsch nach 15 Millionen Euro einen Kompromiss zu finden, bei dem keine Partei das Gesicht verliert. Denn klar ist auch: Mit jedem Tag, den der Ablauf von Kloses Kontrakt in Bremen näherrückt, fällt der Preis.

,,Nun liegt es an Werder'', sagte Hoeneß am späten Nachmittag in München, als der FC Bayern die Zugänge Luca Toni und Franck Ribéry präsentierte (siehe nächste Seite). ,,Wenn die Bremer sich entscheiden, ihn noch ein Jahr zu behalten und ihn dann ablösefrei abzugeben, müssen wir das akzeptieren.''

Im Stapel der "Fußball-Abzocker"

Wie stark Klose inzwischen in Bremen an Renommee verspielt hat, kann man nicht nur an den Äußerungen aus der Fan-Szene ablesen, die den einstigen ,,Fußball-Gott'' nun im Stapel ,,Fußball-Abzocker'' abgelegt hat. Überhaupt machen in der Stadt weiter Spekulationen über Kloses Privatleben die Runde, mit zum Teil aberwitzigen Vermutungen. Ansonsten ist er für die Anhänger schon ein Spieler des FC Bayern.

Beobachter in Bremen sprechen inzwischen gar von einer ,,Persönlichkeitswandlung'' des Stürmers, von dem es lange hieß, nur in Bremen könne er seine Stärken ausspielen, weil der etwas gehemmte Profi dort nicht so sehr von der Presse verfolgt werde.

Genau so schlimm ist jedoch das, was Torsten Frings in Kloses Richtung gesagt hat: dass er doch einfach gehen solle, wenn er nicht in Bremen bleiben wolle. Das scheint im Werder-Team inzwischen eine durchaus mehrheitsfähige Meinung zu sein. Dass Klaus Allofs offiziell noch den Standpunkt vertritt, ,,dass es mit Miro und Werder weitergehen und klappen kann'', ist wohl eher als taktische Haltung zu verstehen, es geht ja immerhin um eine Menge Geld.

Die zwiespältige Rolle von Kloses Berater

Dass es so weit gekommen ist, dass Miroslav Klose kaum noch wohl gelitten ist in Bremen, hat wohl auch mit seinem Berater Alexander Schütt zu tun. Es heißt, der habe es offenbar genau darauf angelegt, Keile zwischen den Profi und seinen aktuellen Klub zu treiben - denn nur im Falle eines Vereinswechsels kann er als neuer Beistand ziemlich gut verdienen.

Die Formkurve des Stürmers hat auch im Länderspiel gegen die Slowakei allenfalls einen geringen Aufschwung genommen. Seit 345 Minuten ist er in der Nationalmannschaft nun ohne Tor, das letzte datiert vom 6. September 2006 beim 13:0 gegen San Marino. DFB-Manager Oliver Bierhoff sah dabei nicht nur ,,Probleme in der Spritzigkeit''. Er fand zudem, dass ,,Miro nachdenklich ist und nicht so befreit aufspielt''.

Nachdem Klose auch noch das 1:0 aberkannt wurde, weil der Slowake Jan Durica schneller war beim entscheidenden Stoß, und die Uefa es deshalb als Eigentor zählte, baute der frühere Angreifer Bierhoff dem verhinderten Torjäger eine kleine Brücke: ,,Als Stürmer würde ich immer sagen: mein Tor!''

Wie auch immer: Nach menschlichem Ermessen dürfte es wohl nicht mehr lange dauern, bis Luca Tonis Sturmpartner in München Miroslav Klose heißt. Dann zumindest wird man sich auf Bundestrainer Joachim Löw berufen können, der sich ganz sicher ist, dass es mit dem Noch-Bremer bald aufwärts geht: ,,Ich bin mir sicher, dass wir in der neuen Saison den Klose sehen werden, den wir alle kennen.''

© SZ vom 8.6.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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