Ligapokal:FC Bayern deklassiert Bremen

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Die Münchner Transfer-Meister haben einen neuen Freund: den Ball. Sie liebkosen ihn. Oder hauen ihn gleich dem Gegner ins Tor. Das spielend lockere 4:1 gegen Bremen schürt vor allem die Angst vor einer langweiligen Bundesligasaison.

Thomas Becker, Düsseldorf

Bayern gegen Bremen - drei Wochen vor Bundesligabeginn eine prima Sache für die Zuschauer, für Spieler und Trainer dagegen eher schwierig in diesem Stadium der Vorbereitung.

Und dann war da ja noch die Sache mit Mirko Klose... Äußerlich ganz gelassen hatte er vor einigen Wochen die Botschaft vom Auftaktgegner im Ligapokal kommentiert. Irgendwann müsse man ja eh gegen Werder spielen. Je früher, je besser, so der Neu-Bayer.

Immerhin blieb ihm vorerst noch der Gang ins Weserstadion erspart: Man traf sich auf neutralem Grund in der Düsseldorfer LTU-Arena. Dort waren die Bayern-Fans zwar hörbar in der Überzahl, doch der grüne Werder-Block hatte mehr zu sagen - beziehungsweise: zu pfeifen.

Pfeifkonzert für Klose

Los ging's um 17.38 Uhr, mehr als 20 Minuten vor dem Anpfiff. Das erste Pfeifkonzert setzt ein, als Klose erscheint - in einem Vorbericht auf der Stadionleinwand. Der zweite Schub sieben Minuten später: Mannschaftsaufstellung. 17.53 Uhr: "Klose, du Arschloch", tönt es aus dem grünen Block. Der Stadion-DJ spielt "I'm on a highway to hell".

Dabei ist Klose in Wahrheit draußen auf dem Aufwärmplatz. Drinnen im Stadion trifft er seinen WM-Kumpel Gerald Asamoah, der nach dem 1:0-Sieg seines Schalke 04 gegen den Karlsruher SC im ersten Spiel des Tages noch Interviews gibt. Weiter vorn Richtung Aufgang warten die Bremer. Seine Bremer. Mit denen er fast noch eine weitere Saison verbracht hätte.

Doch dann kamen Hoeneß, Hitzfeld und das Geld, und alles wurde anders. Es ist kein fröhliches Wiedersehen, das nicht. Man grüßt sich, ein spärliches Hallo. Tim Borowski steht bei Klose. Doch Klose nimmt Leon Andreasen, den Rückkehrer aus Mainz, in den Arm, scherzt mit ihm.

Bis zu Thorsten Frings kommt er nicht. Dann geht es raus aufs Feld. Auch die obligate Begrüßung auf dem Feld ist kontrollierte Offensive. Nur Clemens Fritz rutscht so etwas wie eine Umarmung raus. Der Block kräht noch ein Mal: "Klose, du A..." - und schweigt dann aber. Gut so. Es wurde nämlich auch noch Fußball gespielt - und wie!

Zwar beginnt die Bayern-Defensive um Lucio und Demichelis genau da, wo sie vergangene Saison aufgehört hatte: im kreativen Chaos, das rasch im 1:0 durch Borowski mündet (9.Minute). Doch danach braucht der FC Bayern weniger als eine halbe Stunde, um den neutralen Betrachter in eine Angst zu treiben: "Hoffentlich wird das nicht langweilig."

Die Streichel-Bayern

Gemeint ist nicht das bald sehr einseitige Ligapokal-Spiel, sondern die bevorstehende Bundesligasaison. Mit einer selten gesehenen spielerischen Leichtigkeit verwandeln die Münchner den Rückstand in eine 3:1-Halbzeitführung, der Ribery später noch per Handelfmeter (62.Minute) das 4:1 folgen lässt - doch da ist die Demütigung für den ewigen Rivalen längst perfekt. Beim FC Bayern wird wieder gestreichelt.

Fast kosend gehen die Akteure mit dem Spielgerät um - oder sie schicken es schnell weiter, zum nächsten freien Mann. Vor allem auf der linken Seite: Mit Ribery, Jansen sowie zuweilen Ze Roberto und Schweinsteiger treibt sich da eine äußerst unterhaltsame Ansammlung von Fummlern herum. Der Transfer-Meister trat mit einer Elf an, die einen zuckersüßen Vorgeschmack auf die nächste Spielzeit gab.

Der defensive Part darf bereits als Stammformation gelten: Lucio und Demichelis sowie Lahm und Jansen in der Viererkette, Ze Roberto und van Bommel als Doppelsechser davor. In der Offensive fehlte Luca Toni, so dass Klose den zentralen Einzelkämpfer geben musste, unterstützt von Altintop über rechts und Ribery über links, der sich mit Schweinsteiger in der Spielmacherposition abwechselte.

Innerhalb von zwölf Minuten trafen die neu formierten 4-2-3-1-Bayern drei Mal. Den ersten Klose-Kopfball konnte Torwart Wiese per Reflex nur abklatschen, und Schweinsteiger nickte zum 1:1 ein, ehe sich der Werder-Keeper wieder aufgerappelt hatte.

Treffer zwei gelang Hamit Altintop, der schon jetzt so viel gelaufen ist wie sein Vorgänger mit der Nummer acht in seiner ganzen Zeit beim FCB: Ali Karimi. Aus gut 20 Metern sandte der Ex-Schalker einen Sonntagsschuss ab, der hoch über Wieses ausgestreckter Hand im Winkel einschlug.

Lob von Hitzfeld

Trainer Hitzfeld hob anerkennend den Daumen zur Leistung des "neuen Salihamidzic". Kurz darauf durfte auch noch Franck Ribery aus kurzer Distanz einen Abpraller versenken - die Demütigung für die zusehends frustrierten Bremer nahm ihren Lauf.

Keine Gegenwehr mehr gegen die hübschen Ballstaffetten der Bayern. Hitzfeld schrieb nach dem 4:1 eifrig ins Notizheft - vielleicht führt er aber auch nur die Strichliste mit den Torschützen. Das kann ja eine schöne Saison werden!

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