Leipzig baut Vorsprung aus:Eine halbe Banane als Lohn

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Sowohl Gladbach als auch Leipzig suchten von Beginn an ihre Chancen und waren sehr offensiv eingestellt. Der Anschlusstreffer von Alassane Pléa (links) genügte letztlich nicht, um die erhofften Punkte für Gladbach zu ergattern. (Foto: Marius Becker/dpa)

RB Leipzig bleibt der Angstgegner von Borussia Mönchengladbach. Dank des Doppel-Torschützen Halstenberg machen die Sachsen einen großen Schritt in Richtung Champions-League.

Von Milan Pavlovic

Borussia Mönchengladbach kann im eigenen Stadion nicht mehr gewinnen. Nach neun Heimsiegen zu Beginn der Saison gab es nun zum sechsten Mal hintereinander nichts zu bejubeln. Das Duell der Champions-League-Aspiranten verlor Gladbach gegen RB Leipzig 1:2 (0:1). Verwundern musste es nicht, denn Gladbach hat bislang alle drei Heimspiele gegen die Sachsen verloren und noch keine der sechs Bundesliga-Partien gegen sie gewonnen. Leipzig hingegen ist bei nun zehn Punkten Vorsprung auf Platz fünf die zweite Teilnahme an der Königsklasse kaum noch zu nehmen, wobei Trainer Ralf Rangnick noch selbstkritisch anmerkte: "Das war heute nicht unser bestes Spiel, auch taktisch nicht, aber am Ende zählt das Ergebnis."

Borussias Niederlage gegen den Tabellendritten war ebenso unnötig wie verdient. Nach dem zwischenzeitlichen 0:2 gaben sich die Gladbacher nicht verloren, obwohl sie phasenweise chancenlos wirkten. "Wir haben ein gutes Heimspiel gemacht", durfte Borussias scheidender Trainer Dieter Hecking unwidersprochen sagen, "für das wir uns nicht belohnt haben. Man kann der Mannschaft nichts vorwerfen", außer vielleicht, "dass wir die großen Chancen, die wir hatten, nicht ausgenutzt haben".

Leipzig trat selbstbewusst wie ein Seriensieger auf

Am 20. Spieltag lag Gladbach (als damaliger Zweiter) noch fünf Punkte vor Leipzig - inzwischen sind die Sachsen mit zehn Zählern voraus. Mit der Selbstverständlichkeit eines Seriensiegers bestimmten sie den Fluss des Spiels. Gleichwohl bedurfte es Gladbacher Unterstützung, um in Führung zu gehen. Nach einem unglücklichen Einsteigen des (allzu) defensiv aufgestellten Flügelspielers Patrick Herrmann kam Marcel Halstenberg dankbar zu Fall - und verwandelte den folgenden Elfmeter cool (17. Minute). Und Leipzig legte nach, zunächst mit Timo Werner, der aber nach einem überfallartigen Konter zu zögerlich agierte. Das feindselige Sirren von den Rängen, das die Gäste bei Ballbesitz irritieren sollte, war längst verstummt.

Es zeigt die Ansprüche des RB-Teams, dass die Verantwortlichen trotz der Pausenführung nicht zufrieden waren. Man habe nach der Führung "nur reagiert", sagte Co-Trainer Klauss bei Sky. Deshalb legten die Gäste noch einmal nach, brachten den zuletzt erkrankten Poulsen für Cunha, und das schnelle 0:2 war die Folge: Nach Doppelpass zwischen Halstenberg und Forsberg kam Halstenberg wieder an den Ball, Gladbachs Keeper Yann Sommer rutschte der Ball unter dem linken Knie durch ins Netz. Zur Belohnung bekam der Doppeltorschütze eine halbe Banane von einem Betreuer zugesteckt. "Ich habe kurz nach der Pause noch mal darum gebeten", sagte der Nationalspieler.

Das 1:2 brachte den Gladbachern Energie - mehr aber auch nicht

Doch nach dem 2:0 passierte etwas, das Leipzig noch in keiner zweiten Halbzeit des Kalenderjahres passiert war: Die Sachsen kassierten ein Gegentor, obendrein quasi aus dem Nichts. Nach einem feinen Pass von Neuhaus traf Pléa mit dem Außenrist ins entfernte Eck. Das 1:2 in der 61. Minute machte nicht bloß Leipzigs hübsche Statistik zunichte, es war auch ein Energieschub für alle in der Arena: für die Spieler in Weiß, aber auch für die vorher paralysierten Zuschauer. Wenige Minuten später konnte Pléa zentral vor dem Tor im Zurückfallen zu einem wuchtigen Kopfball ansetzen, doch Torwart Peter Gulasci rettet mit einem Glanzreflex (67.).

Ungewöhnlich, dass Leipzig so etwas zuließ - und vorne nachlässig mit den Großchancen umging. Werner tauchte nach einem perfekten Konter allein vor Sommer auf (71.), schoss dem Schweizer Keeper aber fast in die Arme. Halstenberg traf nur den Außenpfosten (85.) und Poulsen allein vor Sommer nur ans Außennetz (88.). Deshalb war der Leipziger Erfolg zwar verdient, aber glücklich. Denn nachdem Hecking auf ein 4-3-3-System umgestellt hatte, kam auch Gladbach zu jenen Gelegenheiten, deren Nichtverwertung später beklagt wurden: In der 84. Minute scheiterte Hazard an Gulasci, Sekunden später traf Herrmann (nach genialischem Lupfer von Christoph Kramer) den Ball nicht richtig und schoss ihn neben statt ins Tor. Und in der 89. Minute rettete Willi Orban für seinen Torwart, als der eingewechselte RB-Verteidiger nach einem kleinen Tumult am Fünfer gegen einen Schuss von Hofmann mit dem linken Oberschenkel klärte.

RB hat damit seit dem 0:1 gegen Dortmund am 18. Spieltag nicht mehr verloren; und seit dem ersten Spieltag (1:4 in Dortmund) hat der Klub nach eigener Führung keinen Punkt mehr abgegeben. Manchmal fragt man sich, wo er stehen könnte, wenn er nicht Zähler gegen Frankfurt (1:1) und Augsburg (0:0) verschwendet hätte.

© SZ vom 21.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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