Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hält im Doping-Skandal um Russland an seiner Linie fest. Fünf Tage vor Beginn der WM in London entschied das Council, die seit November 2015 währende Suspendierung des russischen Verbandes aufrechtzuerhalten. "Wir haben Fortschritte erkannt, aber es muss noch viel getan werden", sagte IAAF-Präsident Sebastian Coe. In London werden dennoch 19 Russen unter neutraler Flagge teilnehmen, weil sie die Anforderungen des Anti-Doping-Programms erfüllt und sich unabhängigen Kontrollen unterzogen haben.
Russlands Leichtathletik-Verband war im Herbst 2015 wegen flächendeckendem Betrug suspendiert worden: Bei Olympia 2012 waren unter 53 Finalisten 29 Dopingsünder - Nachtests sowie der Report des Wada-Sonderermittlers Richard McLaren enthüllten das Ausmaß der Verseuchung im staatlich gelenkten System. Rune Andersen, Leiter der Task-Force der IAAF, berichtete nun über die Entwicklung eines seriösen Anti-Doping-Systems in Russland, sein Hauptargument gegen die Aufhebung der Sperre: Die russische Anti-Doping-Agentur ist noch nicht voll funktionsfähig. Abgesehen davon fehlt die Einsicht Russlands, dass es das im McLaren-Report nachgewiesene Betrugssystem überhaupt gab, zudem werden Strafen wie gegen die Trainer Viktor Tschegin und Wladimir Karasin nicht konsequent angewandt. "Beide sind lebenslänglich gesperrt, haben ihre Arbeit in der Leichtathletik aber fortgesetzt", heißt es in Andersens Bericht.
Mit dem Status quo hat sich Russlands Verband arrangiert: Er hat auf seiner Homepage seinen "neutralen Kader" verkündet - der als Team anreist und von Nationalcoach Juri Borsakowski begleitet wird. Wie auch immer die Verpackung der 19 Sportler in London aussieht: Es stecken russische Athleten drin.