Leichtathletik:Lamine Diack soll vier Jahre in Haft

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Lamine Diack vor dem Gerichtsgebäude in Paris (Foto: Thomas Samson/dpa)

Die Staatsanwalt­schaft in Paris fordert außerdem eine Geldstrafe für den früheren Präsidenten des Weltverbandes. Dem 87-Jährigen wird Korruption vorgeworfen.

Im Korruptionsprozess gegen Lamine Diack hat die Pariser Staatsanwaltschaft wie erwartet eine lange Haftstrafe beantragt. Demnach soll der frühere Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF (heute: World Athletics) zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren sowie einer Geldstrafe von 500 000 Euro verurteilt werden, sofern das Gericht dem folgt. Der Prozess endete am Donnerstag mit dem letzten Anhörungstag, das Urteil wird zu einem späteren Zeitpunkt erwartet. Der 87 Jahre alte Senegalese Diack steht seit 2015 in Frankreich unter Hausarrest. Ob und wie dies auf sein Strafmaß angerechnet würde, ist offen. Diack hatten ursprünglich sogar bis zu zehn Jahre Haft gedroht.

Neben dem Hauptangeklagten, der sich wegen diverser Korruptions- und Betrugsvergehen verantworten muss, soll auch dessen Sohn Papa Massata Diack zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt werden. Der von Interpol gesuchte Junior ist im Senegal abgetaucht und wird von den Behörden seines Heimatlandes nicht ausgeliefert; gegen ihn beantragte die Staatsanwaltschaft fünf Jahre und 500 000 Euro. Das Duo hatte während Diacks Amtszeit von 1999 bis 2015, so der Vorwurf, den Weltverband mit mafiösen Strukturen geführt und unter anderem für die Vertuschung von Dopingfällen Millionen kassiert.

Vor dem Strafgerichtshof in Paris hatte Lamine Diack seine Unwissenheit über die Machenschaften seines Sohnes Papa Massata beteuert. Er sei überrascht davon, welch hohe Provisionen sein Sohn bei Sponsorendeals verlangt habe. Zudem beteuerte Diack, nicht gewusst zu haben, dass die russische Bank VBT von 2007 bis 2011 rund 29 Millionen Euro Sponsorengelder gezahlt habe, wovon aber nur 19 Millionen auf den Konten des Weltverbandes ankamen. Die restlichen zehn gingen an eine Firma mit dem Namen "PMD", den Initialen des Diack-Sprösslings. Hinzu kommen Anschuldigungen, die in einer 90-seitigen Anklageschrift zusammengefasst wurden - von denen aber vor Gericht vor allem jene gar nicht ausführlich zur Sprache kamen, die sich um das mutmaßliche Kaufen von Stimmen für Olympia-Vergaben drehen. Auch da waren die Diacks nach Aktenlage aktiv. Einige Vorwürfe räumte Diack ein. So wurde ihm etwa auch vorgehalten, in seiner Amtszeit Geld erpresst zu haben, um positive Dopingtests zu vertuschen. Insgesamt sollen Diack und seine Komplizen so 3,45 Millionen Euro Schmiergeld kassiert haben. Diack gab nun zu, dass er Disziplinarverfahren gegen gedopte russische Athleten zurücksetzen ließ. Es sei ihm da vor allem um die finanzielle Gesundheit des Weltverbandes gegangen. Die Enthüllung so vieler Fälle auf einmal hätte sonst die Verhandlungen mit den Sponsoren belastet. "Die finanzielle Gesundheit der IAAF musste gesichert werden, ich war bereit, diesen Kompromiss einzugehen", begründete Diack. Den gedopten Athleten will Diack aber kein Geld abgepresst haben.

© SZ vom 19.06.2020 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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