Leichtathletik:Harting attackiert

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Beim ersten öffentlichen Auftritt nach Rio gibt sich der Diskus-Olympiasieger angriffslustig: Er kritisiert IOC-Chef Bach wegen dessen Anti-Doping-Politik. Gleichzeitig kündigt er an, den Weltrekord aus der Hochzeit des DDR-Dopings anzugreifen.

Knapp drei Monate nach seinem Olympiasieg von Rio und dem Theater um die Siegerehrung präsentierte sich der Diskuswerfer Christoph Harting am Donnerstag erstmals wieder in der Öffentlichkeit - entspannt, aber auch angriffslustig. Die Haltung von IOC-Präsident Thomas Bach bei Olympia gegenüber den russischen Athleten missbilligt er immer noch. "Mir fällt da ein Zitat ein", sagte der 2,07 Meter große Harting bei einer Pressekonferenz zum Hallen-Istaf in Berlin am 10. Februar 2017 und rezitierte: "Die heißesten Orte der Hölle sind für jene reserviert, die in Zeiten moralischer Krisen keine Partei ergreifen." Bach hatte trotz des Staatsdopings in Russland die Verantwortung an die Weltverbände abgetreten. "Er ist ja als ein sehr diplomatischer Mensch an das Amt des IOC-Präsidenten gekommen", sagte der 26-Jährige, der neuerdings Psychologie studiert.

Generell hält der jüngere Bruder von London-Olympiasieger Robert Harting die anhaltende Sperre der russischen Leichtathleten durch den Weltverband IAAF für richtig. "Vielleicht war sie sogar noch zu lasch", meinte Harting, der in Rio mit seiner Bestweite von 68,37 Meter gewann. Russlands Leichtathleten waren vom Weltverband IAAF zwar gesperrt, doch durften Sportler anderer Disziplinen bei Olympia starten. Das IOC unter Vorsitz von Bach hatte einen Komplett-Ausschluss der russischen Mannschaft abgelehnt.

Sportlich hat Harting den Weltrekord im Blick. "Wir haben das Training tatsächlich so ausgerichtet, dass es in den nächsten zwei, drei Jahren passieren soll", sagte er. Die Bestmarke von Jürgen Schult steht seit 1986 bei 74,08 Metern, geworfen zur Hochzeit des DDR-Staatsdopings. "Ich will sogar 80 Meter werfen", sagte Harting. Welche Wettkämpfe er im WM-Jahr 2017 absolviert, ließ er offen. Nur der Saisonstart in Wiesbaden und die deutschen Meisterschaften seien bislang fest auf dem Plan; derzeit befinde er sich im Athletiktraining. "Erst im Dezember fasse ich wieder einen Diskus an", sagte Harting.

Immer noch verfolgt ihn die Kritik an seinem Auftreten nach dem Gold-Triumph von Rio, als er bei der Siegerehrung herumhampelte. Das soll sich nicht wiederholen. Sein Trainer habe ihm nach Rio einen Zettel in den Trainingsplan gelegt. "Da stand drauf, fünf Minuten ruhig stehen zur Musik", verriet Harting mit einem Schmunzeln.

© SZ vom 11.11.2016 / SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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