Kommentar:Vorbild Hannover

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Sieben Bundesliga-Spieltage ist der Videobeweis nun alt, und es ist bemerkenswert, in wie vielen Szenen er sich schon als sinnvolles Instrumentarium erwiesen hat.

Von Johannes Aumüller

Die besten Fürsprecher für den Videobeweis kamen am Samstag aus Hannover. Es fällt ja tendenziell leichter, als Sieger und Profiteur die Technik-Hilfe für die Schiedsrichter zu rühmen. Aber die Vertreter von Hannover waren an diesem Spieltag die Geschlagenen, weil es wegen der Zuhilfenahme der Fernsehbilder in der Schlussminute zu einem Elfmeter für den Gegner Mönchengladbach kam - und zu dessen 2:1. Dennoch sagte Hannovers Manager Horst Heldt: "Der Schiedsrichter hat alles richtig gemacht."

Sieben Bundesliga-Spieltage ist der Videobeweis nun alt, und es ist bemerkenswert, in wie vielen Szenen er sich schon als sinnvolles Instrumentarium erwies. Natürlich gibt es weiter berechtigte Diskussionen über den konkreten Ablauf und mögliche Verbesserungen; etwa zur Frage, wann genau der Assistent eingreift, oder ob sich die Kommunikation zwischen dem Haupt-Schiedsrichter und dem Video-Assistenten, der in einem Keller in Köln sitzt, nicht transparenter gestalten lässt. So etwas ist normal bei technischen Neuerungen. Ebenso klar ist, dass es immer wieder Tage geben wird, an denen es trotz Video-Assistent zur falschen Entscheidung kommt.

Aber im Kern kann niemand bezweifeln, dass der Videobeweis seine elementaren Anforderungen erfüllt. Er nimmt dem Schiedsrichter den Druck und bewahrt ihn vor gravierenden Fehlern - und er macht den Fußball gerechter. Gerade der Samstagnachmittag dieses siebten Spieltags lieferte dafür noch einmal in kompakter Form ein Lehrbeispiel.

Vier Spiele gab es in der Konferenz, in jedem davon kam es dank der Video-Hilfe zur Korrektur einer falsch getroffenen Elfmeter-Entscheidung. Und in drei der vier Fällen hatte diese Korrektur einen eindeutigen Einfluss auf den Ausgang des Spiels. Gladbach gewann gegen Hannover, weil es in der Schlussminute den Elfmeter gab. Stuttgart und Mainz freuten sich gegen Frankfurt beziehungsweise Wolfsburg zunächst über die Chance, per Strafstoß in Führung gehen zu können - mussten dann aber darauf verzichten, weil die Video-Assistenten mitteilten, dass die jeweils geahndeten Foulspiele nicht im Strafraum, sondern knapp davor erfolgt waren.

Welche Debatten hätte es an diesem Samstag wohl gegeben, würde die Bundesliga auf den Videobeweis verzichten? Und alle, die ob einer Niederlage meinen, sich über die Technik-Hilfe aufregen zu müssen, sollten sich ein Beispiel an der Haltung von Hannover nehmen.

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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