Glosse:Singen für Trump

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Die USA wollen ein Turnier für die Verlierer der WM-Qualifikation. Das Wichtigste: Die Spielorte müssten möglichst nahe am nächsten Trump-Hotel liegen.

Von Benedikt Warmbrunn

Dieses Fußballturnier im nächsten Sommer, von dem gerade alle reden, das ist jetzt schon klar, das wird das größte, beste, teuerste, spannendste, schönste, unterhaltsamste, großartigste Sportturnier aller früheren und gegenwärtigen und zukünftigen Zeiten. Allein wer alles teilnehmen wird! Die schönen Italiener. Die Niederländer mit ihren knallorangenen Fußballtrikots. Die temperamentvollen Chilenen. Der ewige Geheimfavorit, die Black Stars aus Ghana. Die selbsternannte zukünftige Fußballmacht aus China. Und natürlich die USA.

Wer mag da schon darüber nachdenken, dass es überhaupt nicht um den WM-Pokal geht? Oder gar darüber, dass es nur eine Weltmeisterschaft der Gescheiterten wäre?

Die Idee zu diesem Turnier hatte Neil Buethe, der Nationalmannschaftskoordinator der USA, er hat sein Land direkt auch als Gastgeber vorgeschlagen. Zustimmen müsste zwar noch der Weltverband Fifa, aber da dürfte sich doch bestimmt ein Weg finden, oder? Das Turnier wäre schließlich nicht nur sportlich reizvoll, mit einem viermaligen Weltmeister (Italien), einem dreimaligen Finalisten (Niederlande), einem zweimaligen Copa-América-Sieger (Chile), einem zweimaligen Afrikameister (Elfenbeinküste). Voraussichtlich wäre die Stimmung ja sogar viel beeindruckender als bei der eigentlichen Weltmeisterschaft, bei der WM der Gescheiterten nehmen immerhin auch die singgewaltigen Iren sowie die fast noch singgewaltigeren Nordiren teil. Und die USA wären ja auch ein bestens geeigneter Organisator.

Die Spielorte müsste man natürlich auswählen nach dem strategisch bedeutsamen Aspekt der Nähe zu einem Trump-Hotel, Eröffnungsspiel und Finale wären also im City Soccer Indoor Complex in Palm Beach, unweit von Mar-a-Lago, dem bevorzugten Rückzugsort des US-Präsidenten Donald Trump. Eröffnen würde dieser dort das Turnier unter dem Motto Make America Thirty-third Again. Und dann würden all die Buffons und Robbens und Vidals und wie sie nicht alle heißen den feinen Herren von der Fifa zeigen, was das für ein Irrsinn war, die Weltmeisterschaft nicht gleich von 32 auf 64 Teilnehmer aufzustocken. Erster und somit Dreiunddreißigster würden, natürlich, die USA werden. Ärgerlich nur, dass Russland als Gastgeber der wahren WM verhindert ist.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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