Kommentar:Neu-Delhi und Krefeld

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In Indien reden sie über eine Olympia-Bewerbung für 2032. Eine schöne Gelegenheit wäre das, der Welt die eigene Stärke zu zeigen. Da müssen sie freilich schwer mit Konkurrenz aus Nordrhein-Westfalen rechnen, wo zwei Herren ähnliche Pläne haben.

Von Claudio Catuogno

Narayana Ramachandran hat sich unlängst einen Termin bei der Regierung in Neu-Delhi geben lassen. Thema: Olympia 2032 in Indien. Es könne ja wohl nicht sein, so zitierte Reuters den Präsidenten des Indischen Olympischen Komitees, dass immer nur der Nachbar China der Welt seine Stärke durch das Ausrichten von Sportevents beweise. Auch Indien sei jetzt mal dran. Ökonomisch sei das keine große Herausforderung, glaubt der Funktionär - die Hälfte der Kosten zahle das Internationale Olympische Komitee. Die Regierung müsse sich bloß um die Spiele bewerben - "ich stelle dann sicher, dass wir sie kriegen".

Wenn Mister Ramachandran seine Rechnung da mal nicht ohne den Herrn Mronz und den Herrn Laschet gemacht hat!

Der Sportmanager Michael Mronz und der Ministerpräsident Armin Laschet haben an diesem Freitag die Initiative "Rhein-Ruhr-Olympic-City" vorgestellt - sie träumen von Sommerspielen 2032 in Nordrhein-Westfalen. Und zwar in: Krefeld! Okay, nicht nur in Krefeld. Auch in Aachen, Bonn, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen, Köln, Leverkusen, Mönchengladbach, Oberhausen und Recklinghausen, also in einer "einzigartigen Metropolregion". Er sei für diese von Mronz erdachte Initiative "Feuer und Flamme", sagte Laschet.

Wer schon mal in Neu-Delhi oder Bombay war, der ahnt zumindest, dass der Großteil der dortigen Bevölkerung eher andere Bedürfnisse hat, als der Welt seine Stärke durch Olympia zu beweisen. Und wer sich an die zuletzt krachend gescheiterten Bewerbungsinitiativen in Hamburg und München erinnert, der mag es zumindest, nun ja, antizyklisch finden, dass Laschet jetzt mit "Rhein-Ruhr 2032" in den Ring steigt.

Andererseits: Wenn nicht jetzt, wann dann? Gerade in dieser Woche hat das IOC ja die Doppelvergabe der Spiele 2024 und 2028 an Paris und Los Angeles verfügt - mangels anderer Bewerber. Wenn das so weitergeht mit dem globalen Olympia-Verdruss, dann hat Krefeld die Spiele womöglich schneller, als man "Feuer und Flamme" buchstabieren kann. Und Mister Ramachandran könnte man dann ja immer noch 2036 erklären, dass das IOC ganz bestimmt nicht die Hälfte der Kosten übernimmt. Oder er fragt einfach jetzt schon mal in Rio de Janeiro nach.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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