Kommentar:Das Financial Fairplay ist höchstens ein Taschenmesser

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Neymar im Trikot von Paris. (Foto: AFP)

Die Regel der Uefa greift nicht. Es straft nur die Kleinen und schont die Großen, die das trickreich ausnutzen.

Von Johannes Aumüller

Stellvertretend sei noch mal an den FC Malaga erinnert. Oder an Bursaspor. Und vor allem an PAS Giannina. Ja, es handelt sich dabei tatsächlich um real existierende Fußball-Klubs. Noch dazu um solche, die innerhalb der vergangenen fünf Jahre so gut waren, dass sie sich in ihrer Liga für den Europapokal qualifizieren konnten - aber dann doch nicht mitmachen durften. Denn ihrem sportlichen Erfolg lag unseriöses Wirtschaften zugrunde, und bei unseriösem Wirtschaften kennen die strengen Finanzwächter von Europas Fußball-Union (Uefa) keine Gnade. Stichwort: "Financial Fairplay" (FFP).

Blöd nur, dass die Kraft von FFP immer schwindet, sobald es um die Großkaliber des Klubfußballs geht. Zum Beispiel um das von katarischen Erdöl-Millionen alimentierte Paris St. Germain.

"Financial Fairplay ist tot", heißt es nun angesichts der Millionen-Ablösen aus Paris/Katar für Neymar (222) und Kylian Mbappé (mutmaßlich 180), zuzüglich exorbitanter Gehälter. Aber das ist falsch. Richtig ist, dass es nie gelebt hat. Seit 2010 gibt es diese Finanzvorschriften mit den im Kern guten Zielen. Vereine sollen nur so viel ausgeben wie sie einnehmen - und ein externer Investor darf binnen drei Jahren maximal 30 Millionen Euro an Defizit ausgleichen.

Aber neben anderen Schwächen, beispielsweise wettbewerbsrechtlichen Fragen, gab es von Anfang an ein großes Problem: dass die Uefa Verstöße gegen die Regel nicht konsequent ahndete. Als Axt erwies sich FFP nur bei den kleinen Vereinen, bei den großen bestenfalls als Taschenmesser. Scheich-Klubs wie Manchester City oder Paris verstießen schon vor Jahren massiv gegen die Vorgaben. Die Folge: Kein Ausschluss aus dem Europapokal, sondern eine Reduzierung des Kaders auf 21 Spieler und, Achtung!, eine Geldstrafe - über diesen Scherz der Uefa ist bei den Eigentümer-Treffen weltweit herzhaft gelacht worden.

In diesen Tagen nun überdreht Paris, wobei es in dessen Schatten manch anderer Klub wie Manchester City oder der AC Mailand kaum minder toll treibt. Es geht nicht nur um die irre klingenden "222" oder "180" als solche. Es geht auch um die begleitenden Finanz-Tricksereien, mit denen das Ganze so aufgestellt werden kann, dass es sich absurderweise auch noch als FFP-konform darstellen lässt. Wenn zum Beispiel seltsame Sponsorenverträge zwischengeschaltet werden; wenn Leihgeschäfte konstruiert werden; oder wenn sich plötzlich Unterstützer finden, die nur wegen der Verpflichtung eines bestimmten Spielers ihre Zuwendungen kräftig aufstocken.

Formal kann die Uefa erst nach Ablauf des Bilanzjahres feststellen, wie die Einnahmen-Ausgaben-Rechnung in Paris lautet. "Ich hoffe, die Vereine haben es gelernt. Wenn nicht, bringen wir es ihnen bei", hat der neue Uefa-Boss Aleksander Ceferin gerade dem Kicker gesagt. Aber solche Sätze sind schon zu oft gefallen, ohne wirklich Folgen zu haben. Klubs wie Paris bräuchten mal ein Urteil wie damals Malaga, Bursaspor oder Giannina. Aber dass es zu einem Ausschluss kommt, ist ähnlich realistisch wie der Gedanke, dass die 222 Millionen für Neymar auf ewig die höchste Ablöse des Fußballgeschäfts bleiben könnten.

© SZ vom 29.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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